Petzen, Anpassen, Lobhudeln

Ein kleines bisschen vergleichbar mit dem Rating- und Trustmarkt „powered by Internet“  mag sich das Leben in der früheren DDR angefühlt haben. Jeder hätte damals als Informant und Denunziant infrage kommen können. Sogar der eigene Nachbar: Als Petze und Melder von möglicherweise systemrelevanten Informationen. Über Kollegen, Freunde und selbst Familienmitglieder. Auch so detailreich: Was hat der Nachbar wann mit welchem Wortlaut gesagt, wen trifft er, wann ist er aktiv? Essgewohnheiten? Trinker?

Der Chilling Effect:
Sicher ist, dass nichts sicher ist:

In einer Gesellschaft, in der den Mitgliedern bewusst ist, beobachtet oder bewertet zu werden, ist das Verhalten entsprechend. Der Chilling Effect ist ein in diesem Zusammenhang anerkannter Begriff, der das DDR-Feeling in die real existierende digitale Gegenwart transformiert.

„Chilling Effect nennt man es, wenn allein das Wissen, dass Überwachung, zumal flächendeckende, stattfinden könnte, zu vorauseilendem Gehorsam führt. Wenn sich Nutzer fragen, ob die Nachricht, die sie schreiben, das Video, das sie anschauen, die Lektüre des Textes, den sie lesen, nicht irgendwann gegen sie verwendet wird“,

so die Süddeutsche Zeitung in einem treffenden und lesenswerten Onlineartikel schon 2013.

Wer profitiert von der Bewertungsindustrie?

All diese Zwischen- oder Zwischen-Zwischen-Zwischen-Händler oder Dienstleister und Trustware-Lieferanten wollen allesamt mitverdienen. Kein Einwand.

Sie profitieren dann von den echten und produktiven Leistungen derer, die die immer länger werdende Kette von Profiteuren insgesamt zahlen sollen. Profiteure, die aber gar nichts zur Wertschöpfung beitragen.

„Ich fühle mich wie jemand, der einen Berg hinaufsteigt. Je höher ich gen Gipfel komme, desto mehr Mitesser hängen wie Blei an meinen Beinen“,

beschreibt ein Druckdienstleister die derzeitigen Szenen in unserem Fachmagazin Ethik. Szenen, die sich so oder ähnlich auch im Digital-Business der Druckbranche abspielen.

Mehr Vertrauen:
5 erfolgreiche Trust-Alternativen

1) Blogger oder Influencer

Wie gut oder schlecht ein Blogger in puncto Trust dasteht, hängt sehr vom Berichts-charakter, dem Stil, den Themen und den Idealen des jeweiligen Machers ab. Sowohl der Begriff „Influencer“ kommt aus den USA als auch die aktuelle Kritik an solchen Bloggern, die sich von der Industrie bezahlen lassen.

An sich kein Problem, wenn der Blogger nicht gerade als unabhängiger Berater oder investigativer Journalist auftritt. Blogs von Druckereien lassen demgegenüber klar erkennen: Das ist unser Blog, hier zeigen wir unsere Themen.

Auch diese News- und Bewertungsseite z. B. hat klar definierte Leitsätze.

Wir können nach 20-jähriger Zugehörigkeit in der Druck- und Medienbranche kompetent recherchieren, um zu definieren,

  • welche Druckereien zu den echten Premium-Dienstleistern zählen, wenn es um Nachhaltigkeit, Qualität, Service oder die Tiefe geht, mit der tatsächlich individuelle Druckerzeugnisse produziert werden können.

In erster Linie orientieren wir uns an Hard Skills: Greifbare und nachprüfbare Bewertungskriterien. Beispielsweise die Maschinenkonfiguration eines Druckdienstleisters oder Zertifizierungen bzw. bauliche oder sonstige Maßnahmen im Umweltschutz, die wir nach einer organisch gewachsenen Matrix bewerten (z. B. DRUX, Druck-Umweltindex), die knapp 100 unterschiedlich gewichtete Faktoren berücksichtigt.

Nur solche Druckereien, die bestimmte nachweisbare, faktisch gegebene Bedingungen erfüllen, schaffen es von potenziellen weit über 20.000 Anbietern überhaupt in diesen Webspace. Unser Leitbild: Domänen analoge Medien im Umfeld der Digitalisierung vorstellen. Sammeln und Beschreiben von Druck- und Mediendienstleistern, die zum Premium-Segment zählen.

Die Bewertungen sind moderiert und werden regelmäßig aktualisiert.

2) Die guten alten Foren

Zu den ergiebigsten Quellen für Vertrauen zählen Foren.

Die Betreiber haben kaum Einfluss auf die Posts der Foristen. Threads, die zu bestimmten Themen bestehen, sind häufig randvoll mit hochinteressanten und teils sehr detaillierten Informationen. Die Form der Diskussion ist authentisch. Nicht selten sind es auch die kritisierten Unternehmen selber, die hier mit offenem Visier teilnehmen.

3) Eigener Content bringt Awareness und Impact

Ein klares Bewusstsein (Awareness) sowie Authentizität in Bezug auf die eigenen Dienstleistungen, Produkte und Themen zu dokumentieren sowie als Unternehmen wahrgenommen zu werden, das zu den Kompetenzführern eines bestimmten Themengebietes (Impact) gehört, sind die wesentlichen Zielsetzungen von eigenem Content:

Hier bestehen riesige Chancen für Unternehmen, zu zeigen, wer sie sind, was sie auszeichnet, welche Leitbilder sie verfolgen, wo sie besser sind als Marktbegleiter.

Kunden erkennen an Beiträgen, Bildern, am Duktus, dem Nährwert der Beiträge etc., ob Dienstleister mit Leidenschaft und Herzblut agieren und das Handwerk verstehen. Exzellente, affine Beiträge können mehr für den Trust leisten als Gütesiegel.

Zudem liefern eigene Blogs, so sie hochwertige Beiträge enthalten, optimalen Stuff für die sozialen Medien. Wer in sozialen Kanälen selber folgt oder liket, kann sicher sein, dass eigene Posts ebenfalls in den Kreis der richtigen Follower rücken.

4) Eigene, nicht anonyme Referenzen

Unternehmen, die eine lebendige Diskussions- und Kommunikationskultur mit Kunden vorweisen, können nach unserer Auffassung getrost auf viele der bestehenden Gütesiegel verzichten. Das Geld ist stattdessen besser in den Ausbau der Kommunikation mit Kunden investiert.

Es gibt keine Studien darüber, aber es gilt als sicher, dass 20 Referenzen von Kunden, die gerade nicht anonymisiert sind, Tausende anonymer Bewertungen aufwiegen.

5) Netzwerken

Schließlich ist die Basis jeder Content-Strategie eine gute Recherche. Die so gefundenen Quellen sind zugleich häufig auch Distributionskanäle für eigene Inhalte, soweit diese hochwertig sind. Dieses Netzwerken kostet viel Zeit. Angesichts der Kosten für konventionelles Onlinemarketing, denken wir an SEA-Traffic, relativiert sich dieser Aufwand. Posten und gepostet werden, oder: Liken und geliket werden, ließe sich dieses sehr wichtige Networking zusammenfassen.

Schließlich liefert diese Arbeit nicht nur Reichweite, sondern vor allem wichtige Informationen direkt von den eigenen Bedürfnisgruppen, den Kunden.