Nachhaltige und sehr hochwertige Labels bzw. Zertifizierungen für Druck- und Mediendienstleister gibt es diverse in der Druck- und Medienbranche:

EMAS (Eco-Management and Audit Scheme), ISO 14001 (Umweltmanagement), EN ISO 16001 (Energiemanagement bis 12/2011) bzw. die neue 50001-Norm (Energiemanagement seit 2012), das System für fortgeschrittene Einsteiger in die umweltfreundliche Medienproduktion „ÖKOPROFIT“, das EU Ecolabel, das Nordic Swan-Label. Aus Sicht von Printbuyern ein unübersichtlicher Label-Dschungel, was erklärt, warum laut Umweltbundesamt die Unterschiede oder Eigenheiten dieser Labels bei Printbuyern kaum bekannt sind – bei den Empfängern der Drucksachen noch weniger.

Doch darum geht es: Gutes tun, nachhaltig drucken und schließlich dieses Verantwortungsbewusstsein nach außen zu kommunizieren.

Im Meer von vielen weiteren Siegeln oder Bio-Etikettierungen gehen selbst gute Labels für Drucksachen schnell unter. Einzig institutionelle Printbuyer, Behörden oder große Konzerne haben die personellen Kapazitäten, um sich einen Überblick zu verschaffen und kaufen Drucksachen gezielt nach klar definierten Kriterien ein.

EU-Label-Tohuwabohu

Wer sich intensiver mit den unterschiedlichen Vergabekriterien für die einzelnen Labels auseinandersetzt, versteht sie – und vielleicht auch, dass die Unterschiede bei den Anforderungen durchaus sinnvoll sein können. Die Adressaten von Print bleiben hier aber meistens mit Fragezeichen zurück. Die tatsächliche Wirkung dort, wie sie wirken soll, ist häufig nicht mehr als ein Placebo.

Diese Fülle an Labeln erreicht das Gegenteil vom Gewollten: Verbrauchern klare Orientierung zu geben, um nachhaltige Mediendienstleister gezielter zu finden.

Welches Umweltlabel für welchen Zweck?

Die Unterschiede sind teils nicht fundamental – alle genannten Labels sind  hochwertig. Addieren wir noch regionale oder nationale Labels wie das Nordic Swan-Label für Skandinavien, den Blauen Engel für Deutschland oder z. B. das Österreichische Umweltzeichen hinzu, ist die Verwirrung unter den Kunden perfekt. Manchmal sind die Unterschiede nur nationalen Anforderungen geschuldet, wenn auch in Nuancen.

Umweltlabel für Druckereien

Für viele Endverbraucher und Adressaten von Print ist die Fülle von Umweltlabeln für Drucksachen eher irritierend als hilfreich. Bildquelle: GPG


Beginnen wir mit ÖKOPROFIT,

einem Kooperationsprojekt zum Umweltschutz zwischen Kommunen oder Städten wie Hannover, den Regionen sowie den dort ansässigen Betrieben, z. B. Druckereien. Es gilt als Einstieg für weiterführende, ebenfalls freiwillige Umweltmanagementsysteme wie ISO 14001.

Die ISO 14001 ist …

… ein Umweltmanagementsystem (UMS), bei dem Druckereien ihre nachhaltige Ausrichtung prozessorientiert, Schritt für Schritt verbessern. Die Norm basiert auf einem privatwirtschaftlichen internationalen Standard DIN EN ISO 14001, jedoch ohne Rechtscharakter. Die Unterschiede zu EMAS sind in vielerlei Hinsicht erwähnenswert:

EMAS

Im Vergleich zur ISO-Norm ISO 14001 ist für die EMAS-Teilnahme der Nachweis der Einhaltung der Rechtsvorschriften eine unabdingbare Voraussetzung. Emas basiert auf einer Öffentlich-rechtliche Grundlage als europäische Verordnung (EG) Nr. 1221/2009. Da EMAS alle Anforderungen der ISO 14001 enthält, wird mit der abschließenden Erklärung des Umweltgutachters und der EMAS-Registrierung auch der Konformitätsnachweis mit der ISO 14001 erbracht.

Zu den EMAS-Verpflichtungen zählen möglichst messbare Ziele sowie eine regelmäßige Selbst- und Fremdprüfung, ob die geplanten Verbesserungen des betrieblichen Umweltschutzes eingetreten sind. EMAS-zertifizierte Unternehmen sind weitrechender zum zielorientierten Handeln aufgefordert und haben weitreichendere Dokumentationspflichten bzw. Selbstverpflichtungen. Im Klartext: EMAS-zertifizierte Druckereien zählen aufgrund der weitreichenden Anforderungen dieses Labels zweifelsfrei zu den nachhaltigsten Betrieben. EMAS dokumentiert schließlich auch auf den Drucksachen Nachhaltigkeit.

Der Unterschied  zum EU Ecolabel …

… mit beiden vorgenannten ist nach Auskunft der Europäischen Kommission, dass Umweltmanagementsysteme vorrangig auf die allgemeinen Umweltleistungen des Unternehmens fokussieren und die Vergabe-Kriterien des EU-Umweltzeichens eher auf spezifische Produkte oder Dienstleistungen.

Das Nordic Swan-Label …

… ist ein regionales Umweltzeichen, ebenso wie der Blaue Engel im Allgemeinen, der national in Deutschland hohe Bekanntheit genießt. Hier finden Sie weitere Informationen über das Nordic Swan-Label.

Die EN ISO 50001 …

… ist ein Energiemanagementsystem zur Verbesserung der Energieeffizienz.

Unternehmen bekennen und verpflichten sich mit den vorgenannten Zertifizierungen zu weitreichenden Maßnahmen, was für Printbuyer ein klares Indiz für umweltengagierte Mediendienstleister ist. Mit Ausnahme von EMAS, bei dem die Öffentlichkeit über konkrete Umweltschutzmaßnahmen und Verbesserungen durch die Betriebe zwingend regelmäßig zu informieren ist, lassen diese Systeme jedoch nur bedingt Rückschlüsse darauf zu, welche nachhaltigen Maßnahmen konkret bezüglich der bei einem Druckwerk entstehenden Peripheriefaktoren (Luft, Wasser, Schadstoffe, Materialien etc.) gegriffen haben.

Label für Druckereien
im Wettbewerb

Der Blaue Engel für Drucksachen nach RAL-UZ 195 ist das neueste und somit ein weiteres unter den bestehenden Labels, gleichwohl mit wesentlich Vorteilen für nationale Printbuyer, denn das Label ist sehr bekannt. Es funktioniert damit für den deutschen Markt besser als andere Labels und ist, gesehen auf die Anforderungen besonders anspruchsvoll. DBM, Druckhaus Berlin-Mitte, wurde als erste Druckerei in Deutschland mit diesem Label zertifiziert.

Logo Blauer Engel für Druckereien.

Relativ neu ist der Blaue Engel für gesamtbetriebliche Zertifizierungen bei Druckereien. Drucksachen müssen nicht mehr einzeln und zeitaufwändig beantragt werden. Durch den Bekanntheitsgrad des Labels, bezeichnen Experten dieses Label als die mit Abstand beste Option.


Ob diverse Labels schließlich national gewichtet bleiben oder EU-weit angeglichen oder zusammengefasst werden, damit beschäftigen sich derzeit verschiedene Expertengruppen.

Die sog. EVER-Studie der Europäischen Kommission gibt Empfehlungen zur Überarbeitung von EMAS und EU Ecolabel. Dazu empfehlen wir einen Beitrag vom Institut Ökologisches Wirtschaften.

Zwischen den Vergabegrundlagen vom EU-Ecolabel und dem Blauen Engel, sind gewisse Parallelen zu erkennen. Bis es jedoch ein europaweit einheitliches und bekanntes Label gibt, werden sicher noch einige Jahre vergehen. Auch darum kam es zu dem Vorstoß des Umweltbundesamtes, mit dem Blauen Engel ein Label speziell für Drucksachen zu schaffen, das besonders gegenüber den Adressaten von Print Klarheit schafft und als derzeit tatsächlich verlässlichstes und sehr bekanntes Label auf einer Drucksache zweifelsfrei ein durchweg umweltfreundliches Medium garantiert.