Drucksache Bibel
Zwischen Weihnachten und Ostern sind ausreichend gute Gründe gegeben, um sich als Medienportal mit dem Buch der Bücher zu beschäftigen: Die Bibel ist ein Druckwerk der Superlative – sowohl in Bezug auf die Entstehungszeit, die Zeit ihrer (Über)Lebensdauer oder auch bezogen auf ihre weltweite Gesamtauflage.
Auch im Ranking der teuersten Bücher der Welt oder bei der Druckauflage steht die Bibel auf dem Siegertreppchen: Das Megawerk ist das mit Abstand meistgedruckte Buch der Welt.
Auch wenn die Zahl der Leser nicht bekannt ist, die das Buch tatsächlich von vorne bis hinten gelesen haben, was einiges an Lesezeit beanspruchen dürfte, so ist die Erfolgsgeschichte der Bibel geradezu atemberaubend.
Die Bibel hat das christliche Abendland geprägt. Auf den zehn Geboten baut unser Rechtsverständnis auf. Das Neue Testament beeinflusst in wesentlichen Teilen unser heutiges Menschenbild.
Entstehung der Bibel
Die Bibel wurde über einen Zeitraum von 1.600 Jahren von etwa 40 Männern geschrieben – von ca. 1400 vor Chr. bis ca. 100 Jahre nach Chr. Von einem emanzipierten Werk kann hier also nicht die Rede sein. Nicht eine Frau hat sich daran beteiligt, obgleich gar nicht sicher ist, ob Gott nicht sogar eine gescheite Frau war oder ist oder für immer sein wird.
Das Alte Testament entstand von ca. 1400 bis ca. 400 v. Chr., in Hebräisch und Aramäisch verfasst, und beginnt mit der Entstehung der Welt.
Das Neue Testament wurde zwischen 30 und 100 n. Chr. in griechischer Sprache verfasst und behandelt u. a. das Leben von Jesus bzw. der ersten Christen.
Die Bibel in vielen Sprachen
Die vollständige Bibel ist mittlerweile in 648 Sprachen übersetzt worden. Laut UBS (United Bible Societies) haben damit etwa 5,16 Milliarden Menschen Zugang zu allen Texten des Alten und Neuen Testaments in ihrer Muttersprache. Das Neue Testament wurde bis heute in weitere 1.432 Sprachen übersetzt und diverse biblische Schriften nochmals in weitere 1.145 Sprachen.
In Summe gibt es also wenigstens einzelne biblische Schriften in sagenhaften 3.225 Sprachen.
Forscher vermuten weltweit etwa 6.600 bis 7.200 Sprachen. Damit bleibt also noch einiges zu tun.
Interessant auch, dass die Bibel in der Blindenschrift Braille rund 40 Bände umfasst. Ganze 44 Sprachen stehen in der Punktschrift zur Verfügung.
Noch circa 21 Prozent der 7,4 Milliarden Menschen auf der Welt haben keinen Zugang zur Bibel in ihrer Muttersprache, auch nicht auszugsweise oder als Teilausgaben, was eine theoretische Zahl ist, denn schließlich gibt es andere Glaubensbekenntnisse, bei denen die Bibel bedeutungslos ist.
Druck der Bibel
Die Bibel wurde im Jahr 1452 in Mainz als erstes gebundenes Werk in der Druckerpresse von Johannes Gutenberg mit beweglichen Lettern erstellt. Gutenberg hat etwa 180 Exemplare gedruckt, von denen heute, je nach Quelle, noch 49 Exemplare existieren. Die Münchner Bibliothekarin Ilona Hubay hat 1979 ein Verzeichnis angelegt. Sie identifizierte insgesamt 47 Exemplare der 42-zeiligen Bibel „B42“. Später wurden zwei weitere Exemplare ausfindig gemacht.
Bezüglich der Herstellung schwanken die Angaben. Wohl vier und später sechs Setzer arbeiteten an der Satzherstellung. Gedruckt wurde demnach parallel an zwei Pressen. Für den vollständigen Erstellungsprozess, inklusive der Typenherstellung und bis zu den fertigen Seiten, veranschlagen Historiker etwa zwei Jahre.
Dazu addieren sich die Aufwände für die Rubrizierung, die Illustration, die Bindung sowie die Gestaltung des Einbandes – eine Arbeit, die von externen Werkstätten und Kreativen übernommen wurde. Ohne Übertreibung ist dieses Werk absolut made by Homo sapiens.
Wert der Bibel
1987 wurde eines dieser Bücher für einen damaligen Kaufpreis von 9,75 Millionen DM (circa 4,5 Millionen Euro) verkauft. Heute werden spezielle Exemplare der Bibel mit bis zu zehn Millionen Euro gehandelt. Ein Exemplar in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen wurde im Jahr 2001 von der UNESCO in die Liste „Weltdokumentenerbe Memory of the World“ aufgenommen.
Abgesehen davon, dass es verschiedene Listen für die teuersten Bücher der Welt gibt, haben wir uns an verschiedenen zuverlässigen Quellen orientiert, die nicht immer mit der Forbes-Liste übereinstimmen, jedoch insgesamt als verbindlich gelten. Wir haben bereits über die erfolgreichsten Bücher der Welt berichtet. Der Vollständigkeit halber nachfolgend die Liste der teuersten Bücher der Welt:
10. Platz: Die Märchen von Beedle dem Barden,
geschrieben von J. K. Rowling, ging für 3,6 Millionen Euro über den Tresen. Es wurde mehrfach in „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ erwähnt. Jedes der sechs in braunes Leder gebundenen und mit Mondstein verzierten Exemplare ist handgeschrieben und wurde von der Autorin persönlich illustriert. Joanne K. Rowling gab am 01.11.07 auf ihrer Website bekannt, dass sie sieben mit unterschiedlichen Halbedelsteinen verzierte Exemplare des Buches erstellt hat.
09. Platz: Die Gutenberg-Bibel,
siehe oben.
08. Platz: Shakespeares Folio, William Shakespeare,
07. Platz: The Canterbury Tales, Geoffrey Chaucer,
wurde im Jahr 1998 für sieben Millionen Euro verkauft. Lediglich ein Dutzend Exemplare von der im Jahr 1477 gedruckten Erstausgabe „The Canterbury Tales“ sind heute noch weltweit bekannt. Earl Fitzwilliam, ein privater Sammler, hat die letzte übrige Ausgabe im Jahr 1776 für nur etwa sieben Euro gekauft, nicht ahnend, welchen Wert dieses Werk einmal erreichen würde.
06. Platz: Das Buch Birds of America von James Audubon
existiert den Angaben nach noch 119 Mal weltweit. Eines dieser Werke in vier Bänden wurde 2010 für sagenhafte 10,8 Millionen versteigert.
05. Platz: Rothschilds Stundenbuch
wurde von 1500 bis 1520 von unterschiedlichen Künstlern zusammengestellt und umfasst insgesamt 254 Seiten (140 Seiten Handschrift). 1999 wurde das Werk für 12,6 Millionen Euro gekauft und gilt seither als das teuerste illuminierte Buch der Welt.
04. Platz: Das Bay Psalm Book
Es zählt zu den wenigen Büchern, die für noch mehr Geld verkauft wurden: Das Bay Psalm Book von 1640, von dem eines von geschätzten elf Exemplaren am 26. November 2013 für 14,165 Millionen Dollar (ca. 13 Millionen Euro) bei Sotheby’s versteigert wurde. Die Angaben von Wikipedia, es sei das mit Abstand teuerste gedruckte Buch der Welt, ist jedoch nicht korrekt. Denn selbst dieses Buch wurde mittlerweile von weiteren Werken getoppt:
03. Platz: Das Johannesevangelium (St. Cuthbert)
wechselte schon im Jahr 2012 für 13,4 Millionen Euro seinen Besitzer. Es ist ein in lateinischer Sprache geschriebenes Taschenbuch aus dem 8. Jahrhundert. Die Handschrift liefert ein erstes Beispiel für Buchbinderei auf der Welt.
02. Platz: Die berühmte Magna Carta (Original-Exemplar)
ist eine von König Johann Ohneland zu Runnymede initiierte Schrift (Vereinbarung) mit dem damals revoltierenden englischen Adel. Die Schrift wurde im Jahre 2007 als Original der Magna Carta in einer Auktion für 20,1 Millionen Euro ersteigert.
01. Platz: Codex Leicester, Leonardo da Vinci,
umfasst 72 gebundene Seiten und ist die mit Abstand bekannteste der wissenschaftlichen Schriften des am 15. April 1452 geborenen Linkshänders da Vinci. Das Werk umfasst handgeschriebene Gedankenspiele und Theorien zu den unterschiedlichsten Themenbereichen, so beispielsweise wie die Bewegung von Wasser funktioniert, warum der Mond leuchtet oder auch über die Beschaffenheit von Fossilien.
Trotz allem Wissen war Leonardo da Vinci aus dem Kreis der Gelehrten ausgeschlossen, da er kein Latein sprechen konnte. Vielmehr hasste und verspottete er die Gelehrten, von denen viele ihn als „Ungelehrten“ bezeichneten und nicht wahrhaben wollten, dass ein Ungelehrter derart fundamentale Schlüsse ziehen konnte.
Das Manuskript wurde im Jahr 1717 von Thomas Coke gekauft. Der wurde Jahre nach dem Kauf zum Graf von Leicester, womit sich der Name des Manuskripts „Codex Leicester“ begründet. Im Jahre 1994 wurde die Handschrift an Bill Gates verkauft, der unglaubliche 29 Millionen Euro geboten hat, womit das Werk zum teuersten Buch der Welt wurde.
Prominente werben
für die neue Lutherbibel
Zum Jubiläum der Reformation hat die Evangelische Kirche in Deutschland 2017 gemeinsam mit der Stiftung Deutsche Bibelgesellschaft (DBG) eine Revision der Lutherbibel initiiert. Prominente wie Fußballtrainer Jürgen Klopp, die Schauspielerin Uschi Glas, der Designer Harald Glööckler, die Theologin Margot Käßmann und weitere haben insgesamt zwölf Editionen entworfen, die sich jeweils an Zitaten aus der Lutherbibel orientieren. Damit hat die Revision der Lutherbibel enorme Aufmerksamkeit erlangt.
Gewinner des Red Dot Awards 2017
Diese zwölf unterschiedlich und unter der kreativen Direktion von Wolfram Heidenreich designten Werke gewannen 2017 den begehrten Red Dot Award für Kommunikationsdesign. Im August teilte die Deutsche Bibelgesellschaft mit, dass 24 Experten die Kommunikations- und Kreativarbeiten der beteiligten Agenturen, Designer und Druckdienstleister aus insgesamt 50 teilnehmenden Nationen bewertet haben.
Der spezialisierte Druck- und Mediendienstleister Vogt Foliendruck GmbH aus Hessisch Lichtenau hat den Glööckler-Schuber mit einem Lenticular-3D-Bild und die Schuber von Dieter Falk und Armin Mueller-Stahl mit partiellem Relief-Lack veredelt.
Weitere Fakten über die Bibel
Wer die Heilige Schrift selbst lesen möchte, kann zwischen vielen teils sehr unterschiedlichen Übersetzungen wählen, denken wir nur an
- die Lutherbibel,
- die Gute Nachricht,
- die Schlachter-Bibel,
- die Bibel in gerechter Sprache oder auch die
- Elberfelder Bibel.
Die Liste der im Buchhandel angebotenen Bibeln ließe sich noch fortsetzen.
Das Original der Bibel umfasst 66 Bücher, 1189 Kapitel über 31.000 Verse und schließlich etwa 738.765 Wörter bzw. fast 4,5 Millionen Zeichen. Die Verse sind hier sehr unterschiedlich:
- Der kürzeste Vers der Bibel lautet (Johannes 11, 35, Schlachter 2000): Jesus weinte.
- Der längste Vers (Esther 8, 9, Schlachter 2000): Da wurden die Schreiber des Königs zu jener Zeit berufen, im dritten Monat, das ist der Monat Siwan, am dreiundzwanzigsten Tag desselben. Und es wurde geschrieben, ganz wie Mordechai gebot, an die Juden und an die Satrapen und Statthalter und Fürsten der Provinzen von Indien bis Äthiopien, nämlich 127 Provinzen, jeder Provinz in ihrer Schrift, und jedem Volk in seiner Sprache, auch an die Juden in ihrer Schrift und in ihrer Sprache.
Die kleinste gedruckte Bibel der Welt stammt aus dem Jahr 1727 und ist dennoch in sehr gutem Zustand. Sie umfasst 278 Seiten, ist mit 14 wunderschönen Holzschnitten verziert und gerade einmal 4 x 3 cm groß.
Die größte Bibel der Welt ist wahrlich gigantisch. Obgleich es hier viele Bibeln gibt, bei denen behauptet wird, sie seien die jeweils größte der Welt, scheint es diese 1,5 Tonnen schwere Bibel zu sein, die im Rahmen der Ausstellung „Unser Buch“ im Rathaus in Augsburg gezeigt wurde.
Ein Großteil der Exponate stammt aus dem „Museum of the Bible“ in Washington, D.C., USA. Das sehr beeindruckende Museum verlieh die Bibeln für den Zeitraum der Ausstellung, die eigens zum Reformationsgedenkjahr 2017 konzipiert wurde.
Vergessen wir zum Schluss nicht, dass wie so vieles mit großer Bedeutung für die Menschheit von den Griechen abstammt: Auch das Wort Bibel findet seinen Ursprung im griechischen „biblia“ und bedeutet „Bücher“.