In der Druckbranche sind die Würfel gefallen. Die großen Druckfabriken haben den Kuchen für standardisierte Discountdrucksachen weitestgehend unter sich aufgeteilt. Teilweise verdrängen sie in den Suchmaschinen immer noch selbst solche kleineren Druckereien, die zur Suchanfrage affinere Angebote liefern.
Die Druckbranche mag vieles sein – langweilig ist sie jedenfalls nicht. Das Umfeld ist äußerst fragmentiert – die Strategien der Druckereien sind mannigfaltig. Wir Printbuyer müssten eigentlich mehr über die Marketing- und Produktionswege von Drucksachen wissen, um besser zu verstehen, warum die in Suchmaschinen sichtbarsten Anbieter nicht unbedingt die besten sein müssen.
Das begründet, warum wir mehr Fokus auf spezialisierte Suchportale legen sollten.
Die Kernfrage: Wie finden wir die besten Angebote? Das ist gar nicht immer so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint.
Die besten Anbieter nicht immer
auf Seite eins der Suchmaschine
Unser Glaube an die Vollständigkeit von Suchergebnissen ist ungebrochen – wir akzeptieren das Suchergebnis als DAS Abbild dessen, was tatsächlich und real gegeben ist. Doch obwohl die Algorithmen bei Google mittlerweile sehr ausgereift und zunehmend imstande sind, legale aber manipulative SEO-Tricksereien herauszufiltern, tauchen passendere Angebote manchmal erst auf den folgenden Suchergebnisseiten auf – die wir Suchenden sehr selten anschauen: Nur etwa zehn Prozent der Google-User nutzen diese folgenden Suchergebnisseiten.
Ein Blick auf die Struktur der Druckbranche verdeutlicht, warum.
Individual- versus Standardprint
Trotz aller Automation und Normung der Prozesse: Jede Druckerei agiert in weiten Teilen individuell,
je nach Maschinenkonfiguration, Personal, Spezialisierung und Geschäftsprozess. Das Spektrum des Begriffs „Druckerei“ ist ziemlich groß, selbst im Segment klassischer Drucksachen.
Printshops von Agenturen oft erfolgreicher
als von produzierenden Druckereien
Für die Verwendung der Begriffe „Druckerei“ oder „Onlineprint“ braucht es mittlerweile nicht einmal mehr zwingend eigene Produktionsmaschinen, denken wir an Agenturen, die im Netz als Druckerei auftreten, selber jedoch nichts oder nur Bruchteile ihres im Internet angebotenen Sortimentes produzieren – auch lobenswerte Anbieter mit gutem Drumherum. Dennoch repräsentieren diese Anbieter im Sinne von Expertise und Servicelevel nicht immer die tatsächlich besten Suchergebnisse.
Printbuyer wissen häufig nicht, ob der Anbieter selber produziert oder sammelt und extern produzieren lässt. Für Standardprint ist das weniger wichtig als für Individualdruck, wo Expertise und überhaupt der direkte Draht zu einer selber produzierenden Druckerei kardinal wichtig sein kann.
Immer dann müssten eben diese Anbieter deutlich besser gerankt sein
als solche, die Suchmaschinenmarketing zwar perfekt beherrschen, zeitgleich aber nicht in der Qualität wie eingesessene Handwerksbetriebe beraten und agieren können.
Agenturen, die nicht selber drucken, sondern Druckvolumen vermitteln, kennen sich im Onlinemarketing häufig deutlich besser aus als viele Druckereien mit eigenen Produktionen. Das erklärt, warum viele Agenturwebsites sich teils sogar eher wie echte Druckereien anfühlen, als von produzierenden Dienstleistern.
Systemdrucker nutzen Sammeleffekte
Führende Druckfabriken sammeln und optimieren große Volumen von Druckaufträgen und haben ihre gesamten Produktionsprozesse, so sie eigenverantwortlich produzieren, durch softwarebasierte Managementsysteme minutiös im Griff. Systemdruck bedeutet, dass mit einem Druckvorgang gleich mehrere Aufträge zusammen produziert werden. Je mehr Druckaufträge auf einem Druckbogen gesammelt werden, desto größer der Einsparungseffekt – desto günstiger die Endpreise für diese Standarddrucksachen.
Die üblichen Kosten vor und nach dem Druckprozess werden im Sammeldruck auf viele Kunden verteilt, anstatt sie für jeden Druckauftrag einzeln zu berechnen. Das bedingt, dass die Drucksachen zur selben Zeit, auf denselben Papiersorten und mit relativ wenigen, festgelegten Standardformaten wie DIN A6 oder DIN A4 produziert werden.
Telefonischer Support bei Discountdruckereien: Nicht immer das Gelbe vom Ei. Mitarbeiter sind häufig demotiviert und ungenügend ausgebildet. Auch als Folge schlechter Bezahlung. Bildquelle: Fotolia.Nachteile des Systemdrucks
Die Nachteile dieser Automation in der Drucksachenproduktion sind z. B.:
- Fixe und festgelegte Sortimente. Papiersorten, Farbigkeiten oder Formate sind stark begrenzt, damit sie sich über einen Internetshop darstellen lassen. Zwar wirken einige Sortimente gigantisch. Fakt bleibt aber, dass Printbuyer oder Kreative gestalterisch doch nur auf das Druckmotiv absolut freie Hand haben.
- Preise sind vergleichbar. Durch die Festlegung von Sortimenten haben sich bestimmte Papiersorten für normale Drucksachen wie Briefbogen, Flyer, Visitenkarten oder Plakate branchenweit durchgesetzt. Damit sind die Preise vergleichbar. Internetnutzer kaufen heute hier und morgen dort. Preisvergleiche aktivieren den Schnäppchenmodus.
- Media-Blindness: Wer Standard kauft, macht im Grunde nichts falsch, muss aber damit leben, im Meer von gedruckten Standardmedien unterzugehen. Je gewöhnlicher die Medien sind, desto unsichtbarer werden sie, Stichwort „Media Blindness“. Entsprechend mäßige Rückläuferquoten sind die Folge.
- Bedingt qualifizierter Service. Nicht selten sind Kunden größerer Druckfabriken nicht viel mehr als eine Bearbeitungs- oder Kundennummer – so auch die Supporter. Wenn es um Individualdruck geht, tun sich große Onlineprinter nach wie vor schwer, den von exzellenten Druckereien gebotenen High-Level-Service sicherzustellen.
Diese Argumente verdeutlichen, warum Suchmaschinen nicht immer die affinsten Anbieter ausgeben, sondern die, die entsprechenden Attributen durch geschicktes Suchmaschinenmarketing SEO-Relevanz verleihen, die im Grunde gar nicht dem tatsächlichen Angebot entsprechen, auch, wenn dies zunehmend schwierig ist.
Zugang zu Endkunden übers Internet
Diese Discountdrucker haben häufig schon vor 15 Jahren mit SEO- und SEA-Aktivitäten begonnen und somit den Draht zu Hunderttausenden Endkunden aus dem Internet viel früher hergestellt als viele konventionelle Druckereien, die diesen Trend zu spät genutzt haben und heute ein Vielfaches dessen für die selbe werbliche Durchdringung des Internets zahlen müssen.
Der Unterschied zwischen Standard-Drucksachen, Maas Customization, das häufig doch nur eine Mogelpackung ist und echtem individuellem Druck ist markant – mit signifikanten Unterschieden in der jeweils angestrebten Zielsetzung. Bildquelle: GPGAuch, wenn Standarddrucksachen heute in guter Qualität, zu fairen Preisen und meistens zuverlässig geliefert werden: Im Gegensatz zu der unendlichen Palette von Möglichkeiten, die sich bei individuellen Drucksachen ergeben, bleibt Printbuyern als Gestaltungsoption im günstigen Sammeldruck wie erwähnt nur das Grafikdesign, während z. B. Papiersorten oder Formate aus dem „Systemdruck-Sortimentsregal“genügen müssen.
08/15, so Wikipedia, ist eine gebräuchliche Redewendung für etwas Gewöhnliches oder nichts Besonderes bzw. nichts Erwähnenswertes.
Mass Customization ist
kein Individualdruck
Echter Individualdruck funktioniert anders. Hier werden die Druckmaschinen Im Regelfall eigens für einen Druckauftrag angeschmissen – selbst bei kleineren Auflagen. Demgegenüber imitiert die industrielle Produktion von „individuellen“ Drucksachen doch nur echte Individualität, mit entsprechend ernüchternden Ergebnissen bei der Rückläuferquote.
Echte Individualität von Medien und damit der Unterschied zu Mass Customization ist leicht zu erkennen: Kreative können ihre Drucksache abseits von Standardsortimenten grafisch aber auch in jeglicher Form designen und hochindividuell entwickeln, ohne Rücksicht auf besonders günstige standardisierte und schließlich begrenzte Sortimente nehmen zu müssen. Dadurch biete sich eine Fülle kreativer Gestaltungsoptionen, um die Drucksachen mit allen Sinnen exakt dem gewollten Image und der Botschaft anzupassen, auch durch Kombinationen von:
- Papiersorten,
- Sonderformaten,
- Konstruierten Funktionen, wie schieben, ziehen, drehen, rubbeln und so weiter,
- Veredelungen, wie Lackierungen, Prägungen, Stanzungen und so weiter oder auch
- besonderen Konfektionierungen, wie das Einkleben, Einstecken oder Zusammensetzen bestimmter Teile zu einer fertigen Drucksache.
Die als Mass Customization viel gelobte neue Chance, jetzt auch individuelle Drucksachen industriell und weitestgehend automatisiert zu produzieren, ist im Grunde nur ein Etikett. Ja, es gibt die Möglichkeit, Drucksachen ggf. noch etwas facettenreicher auch im Netz zu bestellen, die jedoch um Welten nicht mit der Kreativitätstiefe von echten individuell produzierten Medien vergleichbar sind.
Alleinstellungen für
individuell erzeuge Medien
Form, Funktion, Substrat, Funktion, Veredelungen: Echter Individualdruck bietet um Welten mehr kreative Möglichkeiten, um die Botschaft, bzw. die gewollte Message zu pointieren. Bildquelle: printweb.de.
Viele Druckereien haben sich deshalb gerade erst oder immer schon auf besonders individuelle Drucksachen spezialisiert. Heute hilft diese Strategie, um sich klar vom günstigen Standardsegment abzusetzen, aber auch, sich vor der finanziellen Macht der großen Marktbegleiter zu schützen. Insbesondere, wenn viel Handarbeit oder Expertise für die Produktion spezieller Drucksachen erforderlich sind, die selbst noch so finanzkräftige Dienstleister kaum günstiger beziehen oder durch Automation ersetzen können.
Das gilt auch für freundliche und fachkundigen Supports. Spezialisierte Mediendienstleister betonen ihren exzellenten und fachkundigen Sachverstand sowie die für Individualdruck so wichtigen Beratung durch engagierte Experten. Individualdrucker werben zu Recht damit, dass besonders raffinierte und individuell konfigurierte Drucksachen z. B. im bei Kampagnen deutlich bessere Responsequoten erwirtschaften und Kunden durch die fast grenzenlosen Möglichkeiten bei der Gestaltung spezieller Botschaften und Messages deutlich wirkungsvoller pointieren können.
Das Argument: Werben ist kein Selbstzweck. Der Druckpreis muss in Relation zum potenziellen Ziel stehen.
Individualdruck kann nur bedingt automatisiert werden. Meistens wird jeder Druckauftrag einzeln produziert, begleitet durch einen exzellenten und sehr direkten Service, der mit den Supports von Discountdruckereien nicht vergleichbar ist.
Made by Homo sapiens
Immer häufiger setzen Druckereien wieder auf sehr spezielle Sortimente und Nischenprodukte, für die es spezielle Maschinen und Expertise „made by Homo sapiens“ braucht. Für große Onlineprinter mit Fokus auf schnelle und günstige Sammeldruck-Standardsortimente lohnt sich dieser teils sogar sehr spezielle Aufwand nicht immer, da hochkarätige Experten hier wie dort ihren Preis haben. So auch Beratung und schließlich die Produktion selber, die nicht vollständig industriell und automatisiert abgewickelt werden kann.
Das, was die großen Discountdrucker u. a. hat wachsen lassen, der Preisvorteil aus dem Sammeldruck oder der Rationalisierung von Prozessen, schlägt bei der Produktion sehr individueller Drucksachen kaum noch durch.
Konzeptionelle Abgrenzungen verlaufen zwischen systematisierbaren, sammelbaren, prozessoptimierbaren und darum besonders günstigen Standarddrucksachen und dem Individualdruck-Premium-Segment mit gänzlich anderen Anforderungen, Kundenwünschen, Workflows und so weiter.
Was ist eigentlich „der Printbuyer“?
Ebenso wie sich die Produktion individueller Drucksachen von System- oder Sammeldruck differenzieren lässt, sind auch verschiedene Kundentypen erkennbar. Wer individuelle Drucksachen sucht, um mit einer Werbung bestimmte Botschaften durch besondere Extras besser zu pointieren, geht anders vor als beim Kauf von Discount-Print, wo günstige Preise erwartet werden. So gleichartig produzierten Sammeldrucksachen sind, so vergleichbar sind auch die Preise, die sich im Internet schnell gegenüberstellen lassen.
Der Schnäppchenmodus ist bei der Suche nach sehr individuellen Drucksachen weit weniger ausgeprägt.
Kunden, die sehr individuelle Drucksachen benötigen, wissen, dass die kreativen Architekturen dafür (Format, Design, Botschaft, Funktion, Material und Veredelung) sowie aufwendigere Produktionen und Services ihren Preis haben und setzen nicht preis- sondern vor allem zielorientiert an.