Gespräch mit Xaver Egger, EGGER Druck + Medien GmbH
„People like customization, but they don’t like to customize“ Dieses Zitat kommt von einem prominenten Onlinedienstleister und relativiert die gelegentliche Euphorie um den Begriff „Mass Customization“ (individualisierte Massenfertigung). Ich komme gleich darauf zurück Neulich hörte ich etwas fragend: Mass Customization ist ja quasi Individualdruck?! Nein, dass ist längst nicht immer zutreffend.
Hinweise: (1) Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche betreffende Bezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht. (2) Einige Passagen dieses Beitrages werben unbezahlt für die genannten Unternehmen.
Auch die damit verbundene Möglichkeiten sind nicht neu. Der günstige System- oder Sammeldruck war schon immer ein Stück weit individualisierte Massenfertigung. Jedoch stets in sehr stark definierten Grenzen.
Drucksacheneinkäufer können bei großen Onlinedruckereien sehr günstig und in einer riesen Auswahl bestellen. Mass Customization bedeutet jedoch nicht, dass Drucksachen völlig individuell konfektioniert werden können, etwa durch die freie Wahl von Papiersorten, Formaten, Funktionen oder Veredelungstypen.
Mass-Customization-Print wird im Sammeldruck produziert. Trotz der auf den ersten Blick grenzenlosen Möglichkeiten, wird …
… schon bei kleinsten Sonderwünschen der Unterschied zu echten, individuellen Drucksachen deutlich.
Interview mit Xaver Egger
Über echten Individualdruck, welche Schwerpunkte Individualdrucker setzen und warum sie sich dabei selber gar nicht so sehr im Wettbewerb mit den ganz großen Systemdruckereien sehen: darüber sprach ich mit Xaver Egger, der gemeinsam mit seinem Bruder, Josef, das Unternehmen EGGER Druck + MEDIEN mit Erfolg in das neue Jahrtausend geführt hat.
Mass Customization ist nicht
schlecht aber auch nicht neu
Seit Jahren wird in der Branche darüber diskutiert und von uns thematisiert, wie und ob sich echter, professioneller Individualdruck von dieser „Mass“-Produktionsform noch abgrenzt. So smart sich diese Strategie auch anfühlen mag:
Die Möglichkeiten im echten Individualdruck grenzen sich von Mass Customization so klar ab, wie der echte Straßenverkehr vom Autoscooter.
Unbestritten können die erweiterten Optionen im Zuge der Bestellung über Portale für Massendrucksachen, an bestimmte Käufergruppen (Printbuyer) mit Erfolg adressieren. Mehr und teils außergewöhnliche Papiersorten, neue Veredelungsmöglichkeiten und so weiter, ergänzen das bestehende Sortiment häufig optimal. Die Vorteile der individualisierten Massenfertigung liegen auf der Hand.
Trotzdem erweitern solche hybriden Wettbewerbsstrategien lediglich schon bestehende, „individuell“ bestell- und konfektionierbare Komponenten. Die Sortimente in den jeweiligen Printshops werden nur um weitere, klar begrenzte Komponenten erweitert. Über Sammeldruck-Internetshops bestellbare Drucksachen waren also schon immer individualisierte Massenfertigung. Genau genommen, sind schon die jeweils verschiedenen Druckmotive massenhaft „customized“.
Differenzierung zum
High-End-Individualdruck
Die Abgrenzung zum handwerklich geprägten, echten Individualdruck, der häufig auch industriellen Charakter hat, fällt leicht.
Solche stark Kunden- und serviceorientierten Premium-Druckereien sind keine altbackenen Betriebe von gestern. Vielmehr setzen Sie auf besondere Features im Service – High-Level-Beratung in der ersten Liga. Diesen Aufwand wollen oder können große Industrieunternehmen häufig gar nicht liefern.
Ohnehin besteht zwischen der massenhaften und der tatsächlich rundum individuellen Produktion von gedruckten Medien kaum ein Wettbewerb. Die Schnittmenge der jeweiligen Sortimente, hat sich seit dem Onlineprint nur marginal verschoben.
Zwar haben große Industriedrucker ihre Sortimente laufend um weitere Bestellkomponenten erweitert. Sehr individuell produzierende Druckereien konnten jedoch einen Abstand durch ihrerseits neue Produktions- und Veredelungsverfahren erhalten und teilweise auch ausbauen.
Das bringt enorme Vorteile für Printbuyer mit sich.
Diese Abgrenzung zeigt sich heute teils sogar wieder in solchen Produktionsschritten, die nur in echter Handarbeit, quasi „made by Homo sapiens“ machbar sind und einzigartige, auffällige Medien entstehen lassen, die fast immer deutlich bessere Responsequoten mit sich führen und sich am Point of Sale durchsetzen.
„Manchmal stecken 50, 60 oder 80 Stunden in einem Auftrag und davon sind dann nur wenige Stunden echte Produktionsarbeit“,
sagt Xaver Egger mit Verweis auf die schier grenzenlosen Gestaltungsoptionen, mit denen anspruchsvolle Kunden ihre Botschaften exakt auf den Punkt bringen können, ohne dabei auf Kreativität zu verzichten.
Veredelungen, bestimmte Einstecklaschen, Sichtfenster, exotische Kartonagen, raffinierte Verschlussarten, Sonderfarben, Funktionen: all das und mehr kann im Individualdruck miteinander kombiniert werden.
Warum also diese Diskussion?
Wie häufig im Umfeld von Content-Marketing, Native Advertising, Influencer- und Blogger-Boom, sind die Quellen von Informationen immer häufiger manipulativ und wirtschaftlich tangiert. Stets betone ich, dass dieses Wort „Manipulation“ in Bezug auf Marketing oder den täglichen Verhaltensweisen eines jeden Menschen weniger böse interpretierbar ist, als es klingt. Marketing manipuliert immer, zu 100 Prozent – meistens charmant, gelegentlich nervig.
Erst durch die Kombination von
– Smart-Data (Data-Mining),
– dem Wissen aus dem Neuromarketing sowie
– den Möglichkeiten der digitalisierten Informationsverbreitung,
werden Informationen immer häufiger sehr subtil als unabhängig und/oder hilfreich deklariert, obwohl sie als Werbung konzipiert und bezahlt wurden. Informeller Nährwert im digitalen Raum wird zunehmend zur Mangelware.
Wenn bestimmte Unternehmen eine Idee oder Strategie vermarkten wollen, werden Buzzwords wie „Mass-Customization“ schnell als Mega-Trend in den Medien geboostet. Verbunden mit anderen Trendbegriffen wie „Industrie 4.0“ und „Smart-Irgendwas“ klingen solche Themen großartiger als sie häufig sind. Data-Mining wurde bereits vor 25 Jahren lebhaft diskutiert und, wie erwähnt, ist auch Mass-Customization jetzt nichts atemberaubend Neues.
Durch sachliche Relativierung der bereits bestehenden zu den neuen Möglichkeiten, den damit verbundenen und teilweise erheblichen Investitionskosten, den zu erwartenden Risiken sowie der Wettbewerbssituation, verdampft die Euphorie schnell auf ein gutes, kalkulierbares Maß.
Eine treffende Aussage
zum Thema Mass Customization
Lukaz Gadowski, der 2002 Spreadshirt gegründet hat und Mitbegründer von StudiVZ war, lieferte bereits 2004 die für mich bisher beste Klarstellung und Relativierung zu diesem gehypten Thema – mit nur einem Satz. Ein Satz der die weitere Aufregung schon damals auf ein gesundes Maß hätte relativieren können:
People like customization, but they don’t like to customize
Onlinedrucker wissen, dass die Begeisterung normaler Kundschaft endlich ist, Produkte über einen allzu langwährenden digitalen, „smarten“ Prozess in der digitalen Anonymität zu bestellen. Außerdem steigt mit der Fülle bestellbarer Komponenten das Risiko, Fehler zu machen. Mögen die Online-Editoren noch so „authentisch“ abbilden können. Zu große Auswahl-Wirrwarrs und die Gefahrenübergänge setzen der Idee klare Grenzen.der Service.
Grenzen der massenhaften Individualisierung
Die letzte Sicherheit bezüglich solcher Druckvorlagen, eine Art Absolution vom Industriedrucker, gibt es für Printbuyer keine – und wenn, nur gegen Aufpreis, denn Beratung erfordert Expertise bzw. fachkundiges Personal. So auch kluge, kundenorientierte Optimierungsvorschläge.
Um Gottes Willen, Experten im effizienten Druckerei-Support?
Das mag der Albtraum einiger Business-Angels oder Investoren sein. Fachpersonal müsste, man mag es kaum aussprechen: „fair“ bezahlt werden und ließe sich nicht für Mindestlöhne rekrutieren. Nur wenige große Onlineprinter leisten sich und ihren Kunden dieses Extra – zu extra Kosten, versteht sich.
Mit zunehmenden Komponenten steigen außerdem auch die Produktionskosten. Der bisher an sich simple Masseneffekt, von dem große Systemdrucker profitieren, verliert sich mit fast jeder zusätzlichen, extravaganten Produktionskomponente im Umfeld einer hybriden Produktion. Der im begrenzten Sammeldruck so wichtige Effizienz-Effekt zerbröselt mit jeder weiteren Komponente.
Domäne Individualdruck
Darum bleiben die Individualisierungstiefe und die kreative Fantasie in digitalen Bestellprozessen endlich. Trotz aller beachtlichen Fortschritte und Vorteile, die ich gar nicht in Abrede stelle.
Tatsächlich verändern diese Möglichkeiten das bisher knöcheltiefe Wandern im Wasser der Küste, maximal in ein knietiefes. Kein Vergleich zur Tiefsee des echten Individualdrucks, mit seinen schier grenzenlosen Gestaltungs- und Formatierungsmöglichkeiten, gerade auch in Kombination.
Ein weiteres Abgrenzungsmerkmal individueller Mediendienstleistungen, ist der Service.
Bekannte Marken
setzen auf Individualdruck
Immer wieder ist zu hören und zu lesen, dass Printbuyer, die Botschaften sehr präzise pointieren möchten, nach bestimmten Funktionen suchen, in besonderer Weise konfektionieren oder teils sehr spezielle, weiterführende Anforderungen (Versand, Verteilung, Lagerung etc.) umsetzen möchten. Solche Kunden suchen gezielt nach Beratung und Expertise.
Es hat sich längst herumgesprochen, dass sich große Marken und Labels grade mit teils höchst extravaganten und sehr individuellen Formatierungen von Drucksachen am Point of Sale oder beim Adressaten perfekt vom Umfeld differenzieren. Solche professionellen Marketers können und müssen sich die Zeit für professionelle Marketinganalysen nehmen und kennen deshalb die Kraft haptischer Medien sehr gut.
Interview mit Xaver Egger,
Egger Druck + Medien GmbH
Kunden, die mehr als „Mass-Print“ benötigen, kommen nicht umhin, mit Experten über ihre Ideen zu sprechen. Häufig sind selbst ausgebildete Mediengestalter unsicher, beispielsweise bei der richtigen Anlage einer Blindprägung oder sonstigen Veredelungseffekten.
Die Erfahrung aus Zehntausenden von Aufträgen, die Mediendienstleister in der ersten Liga anbieten können, dient Kunden als willkommene Rückversicherung.
Unternehmen wie die EGGER Druck + Medien GmbH aus Landsberg am Lech wissen, dass daneben vor allem eines zählt:
Strategische und technische Medienberatung
Mit steigenden Kosten für individuelle Drucksachen, wird nicht nur die Absicherung für Kunden zum wichtigen Thema. Es besteht großer Bedarf, eigene Vorstellungen mit ausgebildeten Experten zu besprechen, Möglichkeiten zu verifizieren oder auch, bessere Vorschläge zu hören. Gerade im Bereich von Schachteln und Kartonagen gibt es diverse Einzelheiten zu berücksichtigen.
Franz Xaver Egger hat das seit fast 150 Jahre bestehende Familienunternehmen gemeinsam mit seinem Bruder, Josef Maximilian, in den vergangenen Jahren auf einen neuen Dienstleistungs- und Produktlevel gehoben.
2014 ist mit madika.de ein Onlineshop für Verpackungen, Displays und Mailings gelauncht worden, der seither laufend um weitere Komponenten erweitert wurde.
Im Unterschied zu vielen üblichen Printshops, geht madika.de bei der Kombination von Automation und Service einen eigenen Weg. Kunden können aus einer raffiniert zusammengestellten Auswahl kombinieren, z. B. Kartonsorten, mit oder ohne Sichtfenster, mit spezieller Prägung, zusätzlich mit Heißfolie veredelt, einer Lackierung und/oder einer Kaschierung etc.
Anders als häufig üblich, können Kunden parallel auf einen persönlichen und fachkundigen Service zurückgreifen.
Jürgen Zietlow: Wie kam es gerade für Produkte wie Falt- und Hohlwandschachteln zu der Entscheidung, einen Printshop im Internet anzubieten?
Xaver Egger: Die Entscheidung für einen eigenen Onlineshop kam durch den gestiegenen Kundenwunsch nach standardisierten Lösungen. Der zeitliche Aufwand für individuelle Kalkulationen ist immens. Kunden möchten in vielen Fällen sofort Preise und Möglichkeiten sehen.
Die damit verbundenen, sehr speziellen Anforderungen, entsprachen keiner der aktuellen Angebote am Markt. Deshalb haben wir uns entschieden, diese Sortimente in der umfangreichen Form selbst anzubieten.
Jürgen Zietlow: Ist madika.de als Punkt im Netz gedacht, mehr oder weniger für Bestandskunden oder war die Strategie die Erreichung einer gewissen Quantität von Besuchern durch gezieltes Onlinemarketing?
Xaver Egger: Madika.de war von Anfang an als Onlineplattform von uns selber konzipiert. Natürlich haben wir auch unsere eigenen Kunden sowie Interessenten außerhalb des Internets gezielt auf unser Angebot hingewiesen, aber natürlich geht es auch um zusätzliche Kundenpotenziale aus dem Internet. Heute ist der Shop sehr gut online vernetzt und wird immer selbstständiger, bezogen auf Funktionen und die Zahl der darüber abgewickelten Bestellungen.
Jürgen Zietlow: Wo beginnt die Mensch-zu-Mensch-Interaktion bzw. ist der persönliche Kontakt zu Kreativen und Agenturen schon wegen der Komplexität einiger Druckwerke trotz 24/7-Bestellmöglichkeit unabdingbar?
Xaver Egger: Wir unterscheiden uns tatsächlich stark vom klassischen Onlinedruckprinzip und bieten ein hohes Maß an qualifizierter Beratung an: Kunden dürfen und sollen anrufen.
Das ist der Komplexität unserer Produkte geschuldet. Trotz guter Bilder und Erklärungen, die wir in unserem Shop anbieten, sind die Möglichkeiten immer noch komplex – schon mit den über den Shop gegebenen Möglichkeiten, Verpackungen zu konfektionieren.
Bei uns kommen zudem teils sehr individuelle Kundenwünsche und Anpassungen hinzu, die wir natürlich als besonderen, zum Wettbewerb abgrenzenden Service anbieten. Aufgrund der teilweise sehr komplexen Produkte, ist eine gute Beratungsleistung eine unsere Kernkompetenzen.
Der „persönliche Draht“ ist für viele Kunden eine Bedingung. Deshalb legen wir auch einen sehr hohen Wert auf persönliche Beratung und Ansprechbarkeit unserer Fachleute, die allesamt gut ausgebildet sind und echte Expertise beitragen können.
Jürgen Zietlow: Worin unterscheiden sich der Basis- und der Premium-Check? Können Kunden neben dem Proof auch Dummys „bauen“ lassen? Wie nehmen Sie Kunden die Sorge vor Fehlern?
Xaver Egger: Beim Premiumcheck testen wir die Daten intensiv auf etwaige Probleme und empfehlen Anpassungen, auch wenn diese nicht unbedingt ein technisches Problem darstellen. Das ist sicher ein starkes Unterscheidungsmerkmal zum vorhin angesprochenen Mass-Customization, bei dem es ja immer um absolute Effizienz geht. Unsere Kunden schätzen dieses Extra mit zunehmender Komplexität sehr und anerkennen die dafür angesetzten, geringfügigen Aufpreise.
Beim Basischeck überprüfen wir hauptsächlich nach technischen Gesichtspunkten. Grundsätzlich empfehlen wir eine persönliche Kontaktaufnahme bei wenig Erfahrung im Bereich der Verpackungsproduktion. Fast immer können wir Verbesserungsideen beitragen. Selbst erfahrene Kreativagenturen können nicht immer das Wissen mitbringen, das bei uns durch Zehntausende von Aufträgen in der Praxis gewachsen ist.
Zudem gibt es Korrekturläufe in Bezug auf Größe und Konstruktion der Schachtel. Wir erstellen grundsätzlich Musterschachteln, damit der Kunde sich ein genaues Bild des Endproduktes machen kann.
Jürgen Zietlow: Im Fall von frei gewählten Formate z. B. für Faltschachteln, die nicht einer Standardvorlage entsprechen, fertigen sie eine individuelle „Vorlage zur Gestaltung“ und übersenden diese per E-Mail an Ihre Kunden – ist das so richtig?
Xaver Egger: Bisher werden die Vorlagen noch individuell gefertigt und anschließend per Mail an den Kunden gesendet. Auf Grund unserer Erfahrung ist dies ein sehr schneller und optimierter Prozess. Wir planen jedoch derzeit, diesen Prozess in Zukunft automatisierter zu gestalten. Diese Automation lässt sich ohne Verlust an Service und Dienstleistung rein technisch darstellen.
Jürgen Zietlow: Ihre Referenzen sind beeindruckend. Mögen Sie uns ein wenig mehr über Ihre Kernzielgruppe verraten, zumindest aber, ob es mehr private oder gewerbliche Kunden sind?
Xavier Egger: Wir produzieren fast sehr viele Aufträge für gewerbliche Kunden. Das sind vom Start-Up, bis zu zahlreichen DAX-Konzernen und Luxusmarken ganz unterschiedliche Kunden mit teils sehr extravaganten und speziellen Anforderungen.
Die Nachfrage an guter, fachspezifischer Beratung ist enorm. Häufig wollen selbst professionelle Kreative einfach nur eine Machbarkeitsbewertung ihrer Ideen von uns haben. Diese Nähe und unsere besondere Dienstleistung bringt zwar gewisse Aufwände mit sich, grenzt unser Gesamtangebot jedoch sicher von vielen Marktbegleitern ab.
Jürgen Zietlow: Kurz nochmals zum Shop und für das bessere Verständnis gegenüber unseren Lesern: Warum trennen sie in Ihrem Onlineshop die Bereiche Faltschachteln von bedruckten Schachteln?
Xaver Egger: Unter der Begrifflichkeit Faltschachtel verstehen wir Verpackungen, die flachliegend ausgeliefert werden können. Unter dem Bereich Schachtel fallen auch aufgerichtete Schachteln.
Jürgen Zietlow: Sind ihre neusten Angebote, Schachteln neben all den anderen bereits gebotenen Features jetzt auch z. B. mit Heißfolien zu veredeln, angenommen worden, oder doch eher zu kompliziert zu editieren? Gibt es Bestseller
Xaver Egger: Es gab eine verstärkte Kundennachfrage nach „besonderen Verpackungen“. Beispielsweise die Veredelungsart der Heißfolienprägung passt perfekt zu unseren hochwertigen Schachtelarten und Kunden haben jetzt, selbst, wenn eine persönliche Beratung nach wie vor gewünscht wird, 24/7 Kombinationsmöglichkeiten und Preise einzusehen.
Unsere Bestseller sind Faltschachteln, Klappdeckelschachteln, Stülpdeckelschachteln oder auch Banderolen nach Maß – etwa auch in dieser Reihenfolge.
Jürgen Zietlow: Und Sie produzieren alles im Hause? Bis zu welchen Auflagen?
Xaver Egger: Das meiste schon. Wir produzieren unsere Verpackungen inhouse. Nur bei gewissen Teilschritten greifen wir je nach Ausführung und Auslastung auf feste Partner zurück.
Nach oben gibt es keine maximalen Kapazitäten, aber natürlich kalkulatorisch vernünftige Grenzen. Ganz sicher können wir bis 10.000 Stück noch sehr günstig anbieten, wenn Sie die zusätzlichen Leistungen berücksichtigen. In Manchen Fällen gilt das sicher auch für größere Auflagen.
Jürgen Zietlow: Welchen Stellenwert haben Suchmaschinen oder soziale Channels wie Twitter oder Facebook für Sie?
Xaver Egger: Suchmaschinen und soziale Kanäle sind für uns wichtig und werden in ihrer Bedeutung auch noch steigen. Was die sozialen Medien betrifft, sind wir derzeit auf Facebook und Instagram vertreten. Dort können wir nach unserer Meinung aktuell am besten unsere Zielgruppe erreichen und uns und unsere Produkte präsentieren.
Was Suchmaschinen betrifft, so möchten wir gerade auch die echten Suchergebnisse forcieren. Im Gegensatz zur bezahlten Werbung generieren wir hier durchweg gute Konversionsraten und stellen großes Interesse bei den Usern fest.
Jürgen Zietlow: Wie groß ist der Anteil von nicht automatisierbaren Arbeitsleistungen im Mittel? Korreliert die Nische besonders mit nicht automatisierbaren Produktionsschritten?
Xaver Egger: Das würde ich nicht grundsätzlich so sagen. Es kommt nicht nur darauf an, ob Handarbeit involviert war – wichtig ist das Resultat, die Qualität der Materialien sowie die Fähigkeit und Fertigkeit von Menschen an, dieses Resultat zu erschaffen.
Wie viel Handarbeit nötig ist, hängt natürlich stark davon ab, um was für ein Produkt es sich handelt – ist es eine Faltschachtel, die automatisch geklebt werden kann, oder handelt es sich um ein Spezialprodukt, bei dem per Hand geklebt und konfektioniert werden muss.
Die Möglichkeit, dass wir mit sehr speziellen Produktionsschritten, die für extravagante Ideen unserer Kunden nötig sind, einzigartige Produkte herstellen können, hat sich in der Kundschaft herumgesprochen. Hier trifft unsere flexible Produktion mit der persönlichen, fachkundigen Beratung zusammen und bildet quasi den Dienstleistungskern.
Jürgen Zietlow: Besonders spannend finde ich, dass Sie mit dem Internetshop „meingenuss.de“ quasi selber zum Kunden Ihrer Produkte wurden und damit wertvolle Einblicke der Kundenseite erhalten. Wie kam es dazu?
Xaver Egger: Der Onlineshop meingenuss.de hat sich aus einem Projekt mit dem Designer Marc Clormann entwickelt. Nach einer überwältigenden Resonanz auf das erste Produkt, einen Adventskalender mit Gewürzen, entschieden sich mein Bruder Josef und ich, eine eigenständige Firma mit weiteren solchen hochwertigen Geschenkideen zu gründen.
Wir beide sind leidenschaftliche Hobbyköche und Genießer und entwickeln das Portfolio hier ständig selbst weiter. Und natürlich hilft uns dieser Shop zudem dabei, unsere Kunden besser zu verstehen, selber bestimmte Anforderungen zu stellen und zu erfahren, wie sich Verpackungen beim Endkunden bewähren.
Jürgen Zietlow: Die Digitalisierung ist in aller Munde. Es ist nicht immer einfach, die Do’s und Don’ts zu erkennen. Was waren Ihre digitalen Tops und Flops?
Xaver Egger: Unser größter digitaler Erfolg war sicherlich der Launch unseres Onlineshops madika.de, mit dem wir inzwischen ein relevanter Player im Onlinegeschäft geworden sind. Unsere Kunden kommen in den Genuss, die Vorzüge vom 24/7-Umfeld zu nutzen, ohne auf einen sehr direkten und spontanen Service verzichten zu müssen.
Eher wenig zielführend waren der ein oder andere Account in den sozialen Medien, der enthusiastisch gegründet wurde, mit dem aber nicht weitergearbeitet worden ist. Was nicht ist, kann und soll aber noch werden.
Durch die Digitalisierung drängen weitere große Player und Onlinehändler auf den Markt, was für uns eine stärkere Konkurrenz bedeutet.
Grundsätzlich bedeutet Digitalisierung für uns aber zunehmend minimale Losgrößen, personalisierte Produkte, verstärkte Flexibilität und ein höherer Zugriff unserer Kunden von mobiler Seite, gerade zum Beschaffen von Preis- oder Lieferinformationen.
Trotz aller Digitalisierung steigt für uns als Unternehmen die Bedeutung hoch qualifizierten Mitarbeiter.
Jürgen Zietlow: Sind Agenturen in Bezug auf die Erstellung von komplexen, haptischen Medien träge geworden und vermarken lieber digitale Dienstleistungen, die schneller und ohne eigene Risiken umgesetzt werden können?
Xaver Egger: Agenturen können schon lenken, in welche Richtung es gehen soll und Vorschläge darbieten. Aber im Grunde entscheidet der Kunde: Welche Werte sollen vermittelt werden? Worum geht es uns? Soll der Fokus auf Hochwertigkeit und Premium gelegt werden? Klar macht es häufig Sinn, wenn die Agentur auch Premium-Drucksachen ins Spiel bringt.
Ob das immer ausreichend der Falle ist oder hier und dort lieber eine bequemere Variante geboten wird? Ich kenne beide Fälle und wir konzentrieren uns auf die Agenturen, die das Beste für Ihre Kunden wollen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.
Jürgen Zietlow: Könnten, müssten, sollten Premiumdruckereien wie Ihre mehr Aufklärung betreiben, bezüglich der teilweise erheblichen Vorteile haptischer gegenüber digitaler Medien im Marketing?
Xaver Egger: Bei hochwertigen Printprodukten muss sofort der Mehrwert sichtbar sein, also das optisch/haptisch Einzigartige, das durch andere Drucksachen nicht transportiert wird.
Dieser Mehrwert muss dementsprechend auf der Webseite der Premiumdruckereien erkennbar sein – in einer hochwertigen Webseite, exzellenten Bildern, informativen Texten. Hier gibt es noch Optimierungsbedarf in der Branche. Wir leisten dahingehend auch sehr viel im direkten Gespräch mit unserem Kunden. Vor allem können wir von Erfahrungen und Feedbacks berichten, die uns zufriedene Kunden geben, teils sogar sehr detailliert.
Unser Stärke sind unsere Mitarbeiter
Jürgen Zietlow: Was ist Ihre persönliche Superpower, wo sehen Sie deutlich Alleinstellungen und besondere Potenziale für die nächsten Jahre?
Xaver Egger: Das ist sicherlich der Mut zum Risiko bzw. der Mut, neue Wege zu wagen. Als ich EGGER Druck + Medien von meinem Vater übernahm, habe ich die ganze Unternehmensstrategie und uns neu positioniert. Ein Mut, der sich schließlich auszahlte.
Unsere Stärke sind unsere Mitarbeiter: Exzellente Beratung, kreative Konstrukteure und erfahrene Drucker. Daraus entstehen besondere Verpackungen und spannende Projekte, an die sich Konkurrenten oft gar nicht getraut hätten.
Wir erkennen in der weiteren Spezialisierung auch künftig große Potenziale, an denen wir laufend auch arbeiten. Zeitgleich werden wir madika.de weiter ausbauen und um zusätzliche Auswahlkomponenten erweitern.
Jürgen Zietlow: Halten Sie gewisse Prozesse und Strategien großer Onlineprinter für adaptierbar?
Xaver Egger: Bei uns zählen andere Qualitäten als bei den großen Playern. Nichtsdestotrotz haben wir natürlich ein Auge auf Neuerungen und prüfen individuell, was für uns und unsere Strategie sinnvoll ist.
Jürgen Zietlow: Sehen Sie Vorteile menschlicher gegenüber künstlicher Intelligenz und wie würden Sie freie Kunst von technischer Kreativität unterscheiden?
Xaver Egger: Menschen können etwas Neues erschaffen, was vorher noch nicht da war. Ungewohntes probieren, vor allem Scheitern und daraus sehr detailliert gesehen auf alle Facetten lernen.
Freie Kunst ist weniger gebunden an gewisse Vorgaben/ Angaben und weniger an technische Machbarkeiten limitiert.
Jürgen Zietlow: Was sind interessante Schnittmengen zwischen digitalen und haptischen Medien?
Xaver Egger: Haptische Medien können im Digitalen geschickt weitergeführt werden, um dort dem Konsumenten Zusatznutzen zu bieten. Das könnten zum Beispiel weitere Infos, Hintergründe, Aktionen oder Gewinnspiele etc. sein.
Jürgen Zietlow: Wie würden Sie die folgenden Sätze ergänzen?
- Unser Unternehmen wird in 10 Jahren … (Xaver Egger:) … weiterhin Erfolg haben und für exklusive, individuelle Premiumprodukte stehen.
- Einige digitale Trends in den vergangenen Jahren … (Xaver Egger:) … konnten wir erfolgreich umsetzen.
- Premiumdruckereien sollten in den kommenden Jahren … (Xaver Egger:) … sich auf ihre USPs konzentrieren und diese sichtbar machen.
Vielen Dank!