Einfach: Öko!

von | 2021 | MEDIEN, Nachhaltige Medien

Beitragsbild: Greenpeace Energy bietet zertifizierten Ökostrom an und verpflichtet sich damit zu strengen Standards. Auch bei der Bestellung von Print achtet das Unternehmen auf zertifizierte Nachhaltigkeit und labelt seine Drucksachen entsprechend. Bildquelle: Langebartels & Jürgens GmbH. Lesezeit: 9 Min.

 

Nicht nur in der Druckbranche gibt es Unternehmen, die in letzter und entscheidender Konsequenz nicht optimal nachhaltig wirtschaften – auch in anderen Branchen ist das so, etwa bei Lebensmitteln oder Ökostrom. Doch für Kunden ist es mittlerweile einfach, Unternehmen oder Produkte zu finden, die bestmöglich Öko, Bio oder Nachhaltig sind.

„Nachhaltig? Den Label-Dschungel, besonders in der Druck- und Medienbranche, kann doch keiner mehr richtig durchschauen!“, klagte neulich ein Geschäftspartner mir gegenüber – und wie kompliziert doch das Thema Nachhaltigkeit generell sei. Tatsächlich ist das ein Klischee oder ein willkommener Vorwand. Mittlerweile ist das Gegenteil ist der Fall. Sich einen Überblick über nachhaltige, biologische, umweltgerechte und faire Produkte zu verschaffen, war nie so übersichtlich wie heute. Das gilt sowohl für Drucksachen als auch für Lebensmittel und Strom:

Nachhaltige Medienproduktion in 30 Sekunden

Professionell zertifizierte Druckereien, in diesem Beispiel die Langebartels & Jürgens GmbH aus Hamburg, unterscheiden sich durch vier wesentliche Alleinstellungsmerkmale, die in wenigen Sekunden erklärt sind:

  1. Erfassung aller Umweltdaten aus allen Abteilungen. Das ist eine spezielle Umweltbuchführung.
  2. Auditieren und jährliche Revalidierung durch staatlich geprüfte Auditoren.
  3. Transparenzpflicht mittels öffentlich zugänglichen Umweltbilanzen (Ökobilanzen/berichte).
  4. Umweltmanagementsysteme, mit dem Ergebnis einer ständigen Optimierung im Umweltschutz, bei der Dekarbonisierung und dem Energiemanagement.

So klar und verständlich ist die die Basis der professionellen, nachhaltigen Medienproduktion erklärt, auch, wenn die dahinterstehenden Prozesse für entsprechend zertifizierte Druckereien sehr komplex sind. Und der Label-Dschungel? Abseits von Fantasielabels sind tatsächlich nur wenige Labels oder Mechanismen etabliert und offiziell anerkannt, durch die Drucksacheneinkäufer umweltfreundliche Mediendienstleister schnell erkennen und vergleichen können. Nur solche Drucksachen, die bei entsprechend ausgezeichneten Druckereien produziert werden, dürfen auch mit den entsprechenden Umweltabzeichen gelabelt werden.

Blauer Engel für Drucksachen

Der Blaue Engel speziell für Drucksachen, zu erkennen durch den Zusatz „uz195“, garantiert bestmögliche Nachhaltigkeit bei der Produktion von Drucksachen. Bildquelle: RAL gGmbH.

Zum Beispiel mit dem Blauen Engel DE UZ-195, das strengste Label für nachhaltige Drucksachen, für das Druckereien eine spezielles Umweltmanagementsystem installieren müssen, etwa EMAS (Europäisches Umwelt-Audit) oder z. B. DIN ISO 14001. Der Blaue Engel nimmt den gesamten Druckprozess unter die Lupe: Zum Beispiel die verwendeten Papiere (stets Recyclingpapiere, die ebenfalls mit dem Blauen Engel zertifiziert sind), aber auch die Druckhilfsmittel, etwa Druckfarben, Chemie, sowie auch weitere Faktoren, wie das Abfallkonzept der Druckerei und einiges mehr.

Weitere, hochwertige Labels sind in Österreich das Österreichische Umweltzeichen oder auf EU-Ebene die EU-Ecoblume. Bei den DIN ISO-Normen ist noch die DIN ISO 50001 zu erwähnen, ein spezielles Energiemanagementsystem. Daneben gibt es weitere Abzeichen oder Zertifizierungen, etwa FSC oder PEFC, für Papier aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern, die aber allein genommen kein Garant für eine maximal nachhaltige Medienproduktion sind. Druckereien, die entsprechend hochwertig zertifiziert wurden, sind fast immer zusätzlich auch FCS- und/oder PEFC-zertifiziert, beziehen zertifizierten Ökostrom oder bieten zudem die Kompensation nicht vermeidbarer CO2-Emissionen über ebenfalls zertifizierte Prozesse an, aber nicht nur, sondern zusätzlich.

Ist alles andere Umweltpoesie?

Druckereien, die nicht entsprechend zertifiziert sind und etwa pauschal damit werben, sie würden generell Recyclingpapier bedrucken, meinen es vielleicht gut, können solche Aussagen ohne entsprechende Zertifizierungen aber nicht hieb- und stichfest nachweisen. Auch nicht, ob sie z. B. beim Druckprozess unvermeidbare CO2-Emissionen tatsächlich produktionsweit ausgleichen, etwa über Climatepartner, NatureOffice oder eine andere Klimaagentur. Ohne welches Managementsystem auch immer, besteht eben nicht die Pflicht zur Dokumentation (1), es gibt keine Prüfung (2) und keine Transparenz (3). Kunden müssen den werblichen Aussagen vertrauen.

Die Aussage, es gäbe auch sehr nachhaltige Druckereien, die gar nicht zertifiziert sind, ist nicht professionell, tendenziell und deshalb fahrlässig. Nur gemeinsame Normen und Regeln ermöglichen einen fairen Wettbewerb und bieten Printbuyern Einblicke und Vergleichsmöglichkeiten. Allein diese Transparenz schafft Vertrauen und Klarheit.

In Bezug auf nicht zertifizierten Druckereien würden böse Zungen sagen: „Die können viel erzählen, wenn der Tag lang ist“.

Beim Greenwashing bzw. einer allzu nachhaltigen Werbung seitens einiger Druckereien wird häufig mit den Argumenten Recyclingpapier, dem Klimaausgleich für die jeweils ganze Produktion oder mit dem Bezug von Ökostrom geworben. Selbst, wenn die Angaben richtig wären, ist das Potenzial bei der Nachhaltigen Medienproduktion sehr viel größer als diese drei häufig genannten Basis-Maßnahmen.

  • Recyclingpapier ist gut, aber nicht frei von CO2-Emissionen. Eingespart werden hier also nicht, wie häufig vermutet, bis zu 80 % Emissionen, sondern 10 bis 15 %, im Vergleich zu Frischfaserpapier.
  • In Bezug auf den Klimaausgleich können Klimaagenturen wie Climatepartner Angaben einer Druckerei über eine CO2-auszugleichende Gesamtproduktionen weniger präzise verifizieren als bei konkreten, auf einzelne Aufträge bezogene Berechnungen, für die sodann auch ein individueller Verifikationscode ausgestellt wird, den Pritbuyer auf ihren Drucksachen abdrucken dürfen.
  • Auch der Begriff „Ökostrom“ wird leider sehr inflationär verwendet, zumeist ohne weitere Angaben über den Lieferanten. Tatsächlich gibt es Stromlieferanten, die Ökostrom verkaufen, der aber indirekt auf Kohle- oder Atomstrom einzahlt. Wenn Druckereien keine weiteren Angaben zu den Zertifikaten und Grundsätzen der Stromlieferanten machen, ist auch die Werbung mit Ökostrom nicht substanziell. Dazu gleich mehr.

Klare Spielregeln, fairer Wettbewerb

Bei Drucksachen haben Kunden also schnell einen vergleichenden Überblick und können dann auch selbst auf ihren Drucksachen offiziell mit Nachhaltigkeit werben. Zertifizierte Druckereien müssen halten, was sie versprechen, da sie jährlich offiziell überprüft (validiert) werden. Nur die erwähnten vier Unterscheidungsmerkmale sind handfeste und glaubwürdige Nachweise für garantiert nachhaltige Mediendienstleister.

Die Aufwände für Druckereien sind vor allem in Zeit, weniger in Geld zu messen. Während sich zumeist Umweltbeauftragte der Unternehmen sehr intensiv mit den Prozessen der Nachhaltigkeit beschäftigen und auch nach der Zertifizierung mit der Datenerfassung und Optimierung beschäftigt bleiben, sind die realen, externen Kosten auch für kleinere Druckereien tragbar.

Das Argument, der finanzielle Aufwand für kleine Unternehmen sei zu groß, hält einem Faktencheck also nicht immer stand.  

Exkurs: Top Biolabels für Lebensmittel

Ähnlich einfach können Kunden und Konsumenten mittlerweile auch bei Lebensmitteln die Spreu vom Weizen trennen: Nach jahrelanger Freiwilligkeit wurde die Nährwertkennzeichnung am 13.12.2016 verpflichtend eingeführt. Zudem gibt es in Deutschland eine Ampelskala (Nutri-Score), wiederum zunächst auf freiwilliger Basis. Frankreich hat die Skala schon 2017 eingeführt, die es auch in anderen EU-Ländern gibt. Daneben haben sich wenige Biolabels etabliert: etwa das

  • EU-Bio-Siegel oder das
  • Deutsche Biosiegel, vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft vergeben – jeweils zur Kennzeichnung von kontrolliert ökologischem Anbau.
  • Das älteste und strengste Siegel des Anbauverbandes „demeter“ besteht seit 1924.
  • Auch das Label „Bioland“ gilt als etabliert.
  • Speziell für Veganer bzw. Vegetarier gibt es u. a. noch das sog. V-Label (ProVeg e. V.), mittlerweile auch speziell für tierproduktfreie Drucksachen.
  • Ergänzend gibt es Hinweise auf fairen Handel, durch Labels wie Fairtrade (z. B. Kaffee, Schokolade, Bekleidung etc.), GEPA (auch Biolabel) oder Rapunzel.

Die weitere, sehr speziellen Labels, etwa für Reis, Blumen, Fußbälle, Bananen und so weiter, würden hier zu weit führen. Weitere Angaben auf Lebensmitteln wie „ohne Konservierungs- und Farbstoffe“ müssen stimmen.

So einfach ist der Durchblick auch für Lebensmittel.

Zwar wird u. a. das EU-Biosiegel kritisiert, insbesondere in Bezug auf die Regelungen bei der Massentierhaltung, denn ein annehmbarer Tierschutz ist damit leider noch nicht garantiert, doch immerhin sind der Einsatz von besonders umweltschädlichen Düngemitteln und Pestiziden klar geregelt.

Normen: agile, keine starren Prozesse

Vergleichbar mit der Druckbranche (z. B. beim Blauen Engel) werden die Bedingungen Step by Step optimiert und laufend an verschiedene Gegebenheiten angepasst. So wird  sukzessive ein Bewusstsein für entsprechend angemessene Preise für nachhaltige, faire und biologische Produkte geschaffen. Das Wichtigste an diesen Spielregeln ist generell, dass sie für alle Marktteilnehmer gleichermaßen gelten.

Besonders die vielen nicht offiziellen Fantasie-Labels haben für ein reichliches Tohuwabohu und Verunsicherung gesorgt – gerade auch in der Druckbranche. Generell muss gelten:

Faire Spielregeln für faire Preise und nachhaltige Produkte, statt fragwürdiger Versprechen und/oder Etikettenschwindel.

Vergleichbar übersichtlich wie bei Drucksachen oder Lebensmitteln ist auch der Strommarkt gegliedert. Doch auch hier etablierte sich seit der Öffnung des Strommarktes so etwas wie Greenwashing. Worauf es hier ankommt, ist mittlerweile aber genauso einfach erklärt:

Wie „Öko“ ist Ökostrom?

Der Strommarkt wurde erst vor etwa 20 Jahren geöffnet und die Monopole weniger Konzerne beendet. Käufer, die Ökostrom kaufen möchten, erwarten generell einen Anbieter, der real, nachvollziehbar und ausschließlich nachhaltigen Strom selber erzeugt oder bezieht.

 
Strommast

Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom. Die Unterschiede sind einfach erklärt. Es kommt auf die richtigen Ökostrom-Zertifikate an. Bildquelle: Pixabay.

Die Assoziation von Ökostrom ist, dass entsprechende Anbieter jeden Euro in Erneuerbare Energien, etwa aus Sonnen-, Wind- oder Wasserkraft investieren.

Generell sollte bekannt sein:

Zertifikate und Zertifizierungen sind zwei Paar Schuhe.

Mit Zertifikaten handeln Stromanbieter – Zertifizierungen werden gegenüber Stromlieferanten ausgestellt und bezeugen hochwertige, ökologischen Standards und Regeln.

Fragwürdiger Handel mit Grünstrom-Zertifikaten

RECS steht für „Renewable Energy Certificate System“ und ist ein Zertifikatssystem für erneuerbare Energien. Dieses System wurde 2002 eingeführt und 2016 durch den Nachfolger European Energy Certificate System (EECS-GoO) abgelöst. Heute sind 15 europäische Länder daran beteiligt. Die Zertifikate (nicht mit Zertifizierung zu verwechseln) sind ein Nachweis für die Herkunft von Strom aus Erneuerbaren Energien: Erzeuger von echtem Grünstrom (Wasser-, Wind-, Bio- oder Sonnenkraftwerke) erhalten Zertifikate (Wertpapiere), aus denen die produzierte Strommenge und z. B. der Erzeugungszeitraum erkenntlich wird. Solche Zertifikate werden je ökologisch erzeugter Megawattstunde Strom ausgestellt.

Solche Kraftwerksbetreiber müssen ihre Stromanlage von einem unabhängigen Gutachter kontrollieren lassen. Nach erfolgreicher Überprüfung kann diese als Grünstrom-Anlage registriert werden. Sodann bekommt der Stromproduzent ein Konto beim EECS. Auf diesem Konto werden die Zertifikate in Form von Wertpapieren für den produzierten Ökostrom „eingezahlt“.

Diese grünen Stromzertifikate können sodann vom Erzeuger an andere, auch weniger grüne Marktteilnehmer verkauft werden.

Speziell dieser Mechanismus wird von NOGs und engagierten Ökostromanbietern wie Greenpeace Energy kritisiert – auch Umweltverbände bemängeln, dass der Handel mit solchen Zertifikaten z. B. keine ausreichenden Neubauverpflichtung regenerativer Anlagen beinhaltet. Anbieter, z. B. von Kohlestrom, können diese Zertifikate also direkt von Grünstrom-Wasserkraftwerken, ohne nennenswerte Verpflichtungen, kaufen.

Mit dem Kauf dieser Zertifikate können Kohle- und Atomkonzerne ihren Strom sodann zu Ökostrom teils umetikettieren.

Durch diesen Zukauf von grünem Strom, mittels solche Zertifikate, werben diverse Stromanbieter präsent mit Begriffen wie Ökostrom, obwohl sie eigentlich nicht liefern oder dienstleisten, was die meisten Verbraucher beim Kauf von Ökostrom tatsächlich erwarten. Das Geld der Kunden fließt also nicht selten direkt oder indirekt auch in Kohle- oder Atomkraftwerke, an denen solche Ökostromanbieter beteiligt sind oder sie sogar selbst betreiben.

So können Stromanbieter auch ihr Portfolio auf der Stromrechnung mit Graustrom verschleiern, denn die Herkunftseigenschaft geht beim Handel an der Strombörse verloren. Ein Beispiel: Wenn ein Stromanbieter viel Kohlestrom in seinem Portfolio hat, kann er diesen an der Börse verkaufen und im selben Schritt wieder zurückkaufen. Damit wäre die tatsächliche Herkunft „gewaschen“. Für den Verbraucher ist damit nicht mehr klar ersichtlich, aus welchen Anlagentypen der Strom tatsächlich stammt und welche Kraftwerke der Energieversorger betreibt. Der Strom kann somit als Graustrom mit hohem Grünanteil angeboten werden.

Wann der Strom wirklich grün ist

Mit dem Begriff Ökostrom werden üblicherweise Stromlieferverträge assoziiert, mit denen Abnehmer bei Anbietern elektrische Energie einkaufen, wobei das Geld tatsächlich zu Hundertprozent in umweltfreundliche erneuerbare Kraftwerke (Sonne, Wind, Wasser, Bio, etc.) investiert wird. Greenpeace Energy sagt dazu: Der ‚persönliche Atom- und Kohleausstieg’ ist für viele Kunden ein wichtiges Argument für den Wechsel zu Ökostrom. Kunden wollen nach der Devise: ‚Mein Geld kriegen die Atom- und Kohlekonzerne nicht!’ Strom einkaufen.“

Kunden können sich auch hier durch zusätzliche, reale „Ökozertifikate“ absichern, die hochwertigen Ökostrom garantieren. Bei diesen Zertifizierungen gilt zumeist generell der Grundsatz:

Hochwertig zertifizierte Ökostromanbieter dürfen sich nicht an Atom- oder Kohlekraftwerken beteiligen oder sie selbst betreiben.

Der Überblick ist, trotz der Komplexität des europäischen Stromhandels, genauso einfach wie bei Drucksachen oder Lebensmitteln. So haben sich auch im Strommarkt wenige Labels nennenswert etabliert, die wesentliche Standards garantieren, zum Beispiel:

  • Das Ökostromlabel „ok-power“ ist nach unserer Auffassung derzeit das hochwertigste Label. Zum Beispiel wird es nicht an Stromanbieter vergeben, die entweder direkt oder als Konzerntochter an Atom- oder Kohlekraftwerken beteiligt sind. Auch der Neubau von Steinkohle-Meilern ist ein No-Go. Mindestens 0,2 Cent/kWh müssen für nachhaltige Projekte oder für Neuanlagen investiert werden.
  • Das Ökostrom-Label „Grüner Strom“ kommt ebenfalls nur für Stromanbieter in Frage, die keine Atom- oder Kohlekraftwerke betreiben, allerdings daran beteiligt sein können. Hier müssen mindestens 0,1 Cent/kWh für Grünstromanlagen reinvestiert werden.
  • Der TÜV-Süd bietet die Labels „EE01“ und „EE02“ an. EE02 steht für den Kauf von Ökostrom aus der Region, zeitgleich mit dem Verbrauch beim Kunden, wobei der ökologische Nutzen der 1:1-Lieferung kontrovers diskutiert wird.
  • Geprüfter Ökostrom“: TÜV Nord funktioniert in etwa vergleichbar mit den Top-Labels „ok-power“ oder „Grüner Strom“, jedoch könnten Stromanbieter Anteile an Kohle- und Atomkraftwerken besitzen. Diese Ausnahme ist für viele umweltorientierte Einkäufer ein No-Go, denn solche Kompromisse bremsen den Fortschritt beim Bau moderner Anlagen für Erneuerbare unnötig.

Der Ökostromanbieter Greenpeace Energy ist mit dem Label „ok-power“ zertifiziert. Das Unternehmen garantiert zusätzlich, dass jeder Euro in lupenreinen Ökostrom investiert wird und baut auch eigene, nachhaltige Kraftwerke. Der zugekaufte Ökostrom wird von Kraftwerken bezogen, die das Unternehmen eigens in einer Liste  „Lieferantenkraftwerke“ transparent offenlegt. Greenpeace Energy erklärt, man wolle die Versorgung der Kunden langfristig sogar vollständig über eigene Kraftwerke sicherstellen.

Auch bei Print umweltgerecht

 
Portrait, Uta Gardemann

Uta Gardemann, Nachhaltigkeitsbeauftragte und Marketing bei Greenpeace Energy: „Beim Thema Nachhaltigkeit sind wir bei Greenpeace Energy durch unser Kerngeschäft, unser Plus-Energie-Büro und unser ökologisches Bewusstsein schon sehr weit vorne – aber natürlich versuchen wir uns trotzdem ständig zu verbessern.“ Bildquelle: © Christine Lutz/Greenpeace Energy

Auch die Ökobilanz hinter den Kulissen von Greenpeace Energy überzeugt: Wir sprachen mit der Nachhaltigkeitsbeauftragen, Uta Gardemann, die u. a. für den Einkauf umweltgerechter Drucksachen verantwortlich ist. Nach welchen Kriterien kauf das Unternehmen seine Drucksachen ein?

„Natürlich achten wir bei Drucksachen auf offizielle, anerkannte Labels und Prozesse.

Bei der Produktion von Print setzen wir, soweit möglich, auf streng nachhaltige Verfahren, die z. B. mit dem Zertifikat Blauer Engel DE UZ-195 garantiert sind: etwa mit der Verpflichtung, auf Recyclingpapier zu drucken, mit nachhaltigen und recyclebaren Druckhilfsmitteln, mit umweltgerechten Druckfarben sowie unter Reduzierung von Chemie. Somit können wir unsere Drucksachen auch entsprechend labeln.

Uta Gardemann achtet zudem auch auf das Gesamtbild bei den Lieferanten. Zum Beispiel auf bestimmte bauliche Maßnahmen, natürlich auf den Bezug von zertifiziertem Ökostrom, die Möglichkeit, nicht vermeidbare CO2-Emissionen durch Ausgleichszahlungen auftragsweise und nachvollziehbar zu kompensieren und so weiter. Die Marketingexpertin besucht Zulieferer, soweit möglich, vor der Erstbeauftragung deshalb auch persönlich und sagt:

„Bei Langebartels & Jürgens hatte ich schon vor Jahren einen guten Gesamteindruck, abgesehen von den kurzen Lieferwegen. Das Unternehmen hat 2007 seinen Neubau bezogen, eine Produktionsstätte, die modernsten ökologischen Anforderungen gerecht wird: Da wurde eine leistungsstarke Photovoltaikanlage installiert, diverse Mitarbeiter nutzen elektrische Fahrzeuge, es gibt entsprechende Ladesäulen am Standort, moderne Beleuchtungskonzepte, Wärmerückgewinnungsanlagen und vieles mehr.“

Prospekt Greenpeace Energy

Greenpeace Energy achtet auch bei Zulieferern auf eine nachhaltige Ausrichtung. Umweltgerechte Drucksachen werden bei regionalen, nachhaltig hochwertig zertifizierten Druckereien bestellt.

Greenpeace Energy-Checkliste für den Einkauf umweltgerechter Medien

„Die Hamburger Druckerei wirbt damals wie heute eher dezent mit seiner Nachhaltigkeit. Dabei wäre es legitim, denn: wenn ein Unternehmen mit Nachhaltigkeit wirbt, muss halt das Gesamtbild stimmig sein – dazu zählt u. a. auch das Betriebsklima, die Fahrzeugflotte, und selbst Kleinigkeiten, etwa, ob da Plastikflaschen verwendet werden und so weiter.“

Haben Sie eine Art Checkliste für den Einkauf umweltgerechter Drucksachen, Frau Gardemann?

„Für die wesentlichen Punkte habe ich die Checkliste im Kopf:

  • Zuallererst achten wir beim Konzipieren u. a. auf die richtigen Formate, um Verschnitt im Druckprozess zu vermeiden.
  • Bei Veredelungen, die bei uns sehr selten sind, achten wir auf nachhaltige Komponenten, etwa Blindprägungen, Stanzungen oder Perforationen.
  • Zudem optimieren wir auch unsere Verteiler laufend. Damit vermeiden wir Streuverluste.
  • Wie erwähnt, liegt uns eine offizielle, hochwertige Zertifizierung, also ein gewachsenes Umweltmanagementsystem wie DIN ISO 14001 oder EMAS am Herzen. Umweltmanagement steht für einen ständigen Prozess im Umweltschutz, verpflichtet zum Erfassen von Umweltdaten und beinhaltet die Transparenzpflicht. So können wir und unsere Kunden gut vergleichen.
  • Bei Labels wie dem Blauen Engel DE UZ-195 können wir sicher sein, dass bestmöglich nachhaltig produziert wird.
  • Durch die Beraterkompetenz, wie wir sie bei der Langebartels & Jürgens GmbH erfahren, können wir konkret und auftragsweise über weitere Optimierungspotenziale sprechen.“

Der Sitz der Greenpeace Energy eG ist Hamburg. Je nachdem, welche Drucksachen benötigt werden, sind Druckereien aus dem Norden die erste Wahl, jeweils solche, die für entsprechende Drucksachen die beste Produktionsbedingung bieten. Für die Kundenzeitschrift, die zweimal jährlich in Auflagen von circa 200.000 Stück produziert wird, sei es zum Beispiel am nachhaltigsten, erklärt uns Uta Gardemann, diese, statt im Bogen-, im Rollenoffsetverfahren herzustellen. „Hier arbeiten wir mit der Eversfrank-Gruppe im schleswig-holsteinischen Preetz zusammen. Die Magazine können dort ebenfalls mit dem Blauen Engel DE UZ-195 gelabelt, also garantiert optimal nachhaltig produziert werden.“

„Echtes Interesse, keine Feigenblatt-Nachhaltigkeit!“

Bild von Sakia-Melina Jakobs

Saskia-Melina Jacobs, Leitung Vertrieb und Marketing: „In punkto Nachhaltigkeitsberatung sind die Anfragen für die Konzeption und Herstellung neuer Drucksachen mittlerweile sehr viel konkreter geworden.“

Die Leiterin des Vertriebs und Expertin für Nachhaltige Medien bei der Langebartels & Jürgens GmbH, Saskia-Melina Jacobs, freut sich, dass mittlerweile nicht nur Kunden wie Greenpeace derart gezielt umweltgerechte Medien nachfragen.

„Während es bislang nicht selten um eine Art Feigenblatt im Umweltschutz ging, etwa da FSC-zertifiziertes Papier in den Ausschreibungs-Regularien von Unternehmen festgeschrieben ist, werden die Fragen in Bezug auf Nachhaltigkeit sehr viel konkreter. Die Kunden sind zunehmend gut informiert und wollen zum Beispiel wissen, auf welche Weise bestimmte Materialien und Druckprozesse nachhaltig wirken.

Eine zentrale Frage von Kunden ist immer häufiger auch, wie sie ihre Drucksachen generell noch nachhaltiger produzieren können.

Das ist echtes Interesse, keine Feigenblatt-Nachhaltigkeit.“

Ebenso sei das Interesse an Nachweisen und Labels sehr groß, mit denen die Kunden auf ihren Drucksachen werben wollen.

Die Expertin sieht viel individuellen Beratungsbedarf, denn so vielschichtig, wie die hergestellten Drucksachen, seien damit auch die Optionen bei der Nachhaltigkeit.

„Beraterkompetenz steht nicht für Verkaufen, sondern für Expertise, die sich auf den Einzelfall bezieht.

Es geht immer darum, die teils sehr individuellen Anforderungen mit den Möglichkeiten der Nachhaltigen Medienproduktion in Einklang zu bringen – immer mit Blick auf die speziellen Wünsche der Kunden.

Häufig funktioniert ein hundertprozentiges Recyclingpapier optimal, manchmal empfiehlt sich aber auch ein Papier aus Frischfaser, dann z. B. mit dem FSC (nachhaltige Forstwirtschaft) zertifiziert.“

Neben dem Bezug des ökologisch optimierten Neubaus im Jahr 2007, zählt die Druckerei durch die zusätzlichen Zertifizierung mit dem Blauen Engel DE UZ-195, nebst dem EMAS-Umweltmanagementsystem, jetzt auch offiziell zu den Druckereien der UmDEX-Klasse. Damit dienstleistet die Hamburger Druckerei in der Oberliga der nachhaltigsten Druck- und Mediendienstleister in der gesamten D/A/CH-Region.

Das erklärte Ziel, der nachhaltigste Druck- und Mediendienstleister im Hamburger Großraum zu werden, kann der Geschäftsführer Martin Lemcke jetzt also definitiv als erreicht abhaken.

Jürgen Zietlow

Jürgen Zietlow

Unternehmensberater für nachhaltige Kommunikation

Fachjournalist, Umwelt-Lobbyist | 2005 bis 2017 Chefredakteur Magazin MEDIEN | seit 2010 Analyst für nachhaltige Kommunikation, Social Monitoring/Media | Entwickler LineCore-Methode® (Recherche-/ Redaktionssystem).

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