Unternehmen nutzen zunehmend die Möglichkeiten, sozialversicherungspflichtiges Personal nicht durch Rationalisierungen sowie auch durch die Beauftragung von freiberuflich tätigen Cloudworkern (Crowdworker) zu ersetzen. Diese Kooperationsverhältnisse sparen erhebliche Sozialleistungen.

Vereinbart werden feste Preise, Kosten lassen sich  zudem absetzen und das Risiko von Krankheit oder Fehlzeiten ist obsolet. Das belastet reguläre Löhne bzw. Beschäftigungsverhältnisse besonders bei größeren Unternehmen mit hohen Beschäftigungszahlen, denn Freelancer oder Cloudworker treten sodann häufig in großem Umfang in direkten Wettbewerb mit sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten an. Somit fließt deutlich weniger in die Sozialkassen zurück.

Einer der Gründe für steigende Arbeitslosenzahlen und dass Reallöhne von regulär Beschäftigten zunehmend unter Druck geraten. Die Rechnung ist simpel: Neben den Lohn- und Lohnnebenkosten kalkulieren Arbeitgeber bei Festangestellten Zusatzkosten wie Feier- und Urlaubstage, Fortbildung, bis zu 20 Prozent Unproduktivität sowie Krankheitstage ein, um einen realen Stundenlohn zu ermitteln.

 

Rein betriebswirtschaftlich betrachtet, wird deutlich, warum Arbeitgeber im Umfeld der sog. Industrie 4.0 Beschäftigte durch Automation zu ersetzen versuchen und, wo das nicht möglich ist, durch freiberufliche Zuarbeiter, die dank der digitalen Transformation und völlig neuer und bis dato kaum regulierter Arbeitsmodelle verfügbar sind. Die Kehrseite dieser Entwicklung sind explodierende Sozialleistungen. Die Vorteile, die sich Unternehmen so verschaffen, werden direkt vergemeinschaftet und belasten schließlich die staatlichen Sicherungssysteme.

Arbeitnehmer fehlen im Durchschnitt 18,9 Tage im Jahr

In Folgen eines zunehmenden Leistungsdrucks ist die Zahl der durchschnittlichen Krankheitstage auf sagenhafte 18,9 Tage pro Jahr und Arbeitnehmer gestiegen,

so das wissenschaftliche Institut der Allgemeinen Ortskrankenkassen, während das statistische Bundesamt nur 9,5 Krankheitstage angibt und die Techniker Krankenkasse 15,3 Krankheitstage im Durchschnitt meldet.

Erhebungen des Bundesverbands der Betriebskrankenkassen zufolge sind die Krankheitstage wegen Burn-out oder sonstiger psychischer Gründe zwischen 2004 und 2011 um das 18-Fache gestiegen – wobei Frauen stärker als Männer betroffen sind, berichtet u. a. WELT-Online. Gründe für psychische Erkrankungen können Arbeitsverdichtung und Flexibilisierung sein.

Anstieg psychischer Erkrankungen in Deutschland.

Der Anstieg psychischer Erkrankungen in Deutschland ist markant. Experten sind sicher, dass dieser Umstand mit sinkenden Reallöhnen in Verbindung mit zunehmendem Arbeitsdruck stehen.

Reallohnindex

Die schlechte Reallohnentwicklung dürfte zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Die Grafik rechts unten zeigt die realen Löhne, gemessen am Verbraucherpreisindex. Vergleichbar mit den sehr unterschiedlichen Angaben zum Krankheitsstand, besonders zwischen den Krankenkassen und dem statistischen Bundesamt, dürfte die Reallohnstatistik vom statistischen Bundesamt mit etwas Vorsicht zu bewerten sein.

Da neben einigen weiteren Statistiken auch der Verbraucherpreisindex optimiert dargelegt wird, verzerrt dies auch den Reallohnindex, der auf dem Normallohnindex, eben bereinigt um diesen Preisindex, basiert.

Da die offiziellen Zahlen des Verbraucherpreisindex umstritten sind und Experten kritisieren, die Bundesregierung benutze solche Statistiken zur Beschönigung der tatsächlichen Lage, kann die tatsächliche Reallohnentwicklung auch leicht negativ ausgefallen sein.

Neben dem Beispiel von Finanzexperte Dirk Müller (vgl. S. 20 ff., Statistiken) sind Statistiker mittlerweile sogar noch kreativer: Sie setzen auf ein Modell, bei dem das Gewicht von Gütern, die im Preis steigen, in der Relation des Warenkorbs entsprechend weniger gewichtet wird.

Fazit

Offizielle, staatliche Statistiken und Analysen sind nur mit vergleichenden Daten anderer Quellen nützlich, um daraus quasi eine reale Quersumme bilden zu können. Doch schon diese offiziellen Angaben vermitteln einen Eindruck von den einschneidenden Veränderungen am Arbeitsmarkt.