Ein Tank voller Urin als politischer Protest, Scheißjobs in Berlin, ein maulendes Logo der Deutschen Bahn und Krimis nur für Druckereien: Unsere Netz-Blitze aus KW 42/2017.

SEO-technisch ist die Zusammensetzung dieses Beitrages eine Katastrophe. Kein Kernthema! Aber was soll’s, denn:

Google selber empfiehlt, sich so zu verhalten, als gäbe es seine künstliche Eminenz, sorry: seine künstliche Intelligenz gar nicht. Emotionen seien Trumpf, nicht etwa technisches SEO. Wer sogenannte SEO-Texte auch noch so nenne und diese zudem nur aus SEO-Gründen publiziere, sei im Grunde ein Spammer und produziere SEO oder Webspam. Sagt Google. Google empfiehlt wörtlich:

  • Erstellen Sie Seiten in erster Linie für Nutzer, nicht für Suchmaschinen.
  • Täuschen Sie die Nutzer nicht!
  • Vermeiden Sie Tricks, die das Suchmaschinen-Ranking verbessern sollen. Ein guter Anhaltspunkt ist, ob es Ihnen angenehm wäre, Ihre Vorgehensweise
    einem konkurrierenden Website-Betreiber oder einem Google-Mitarbeiter zu erläutern.
  • Überlegen Sie, was Ihre Website einzigartig, wertvoll oder einnehmend macht. Gestalten Sie Ihre Website so, dass sie sich von anderen in Ihrem Bereich abhebt.
  • Ein weiterer hilfreicher Test besteht darin, sich folgende Fragen zu stellen: „Ist dies für meine Nutzer von Vorteil? Würde ich das auch tun, wenn es keine Suchmaschinen gäbe?“

Einige SEO-Agenturen agieren heute immer noch genau entgegen dieser Regeln. Als Content-Agentur erleben wir diese 2000er-Methoden regelmäßig. Wir treffen Unternehmen, die zwar viel Content produziert haben, jedoch ohne Beachtung dieser einfachen Grundregeln. Woher hätten sie es auch wissen sollen, wenn nicht durch qualifizierten Beratungen? Immer noch empfehlen SEO- oder gelegentlich eher SEA-Agenturen ihren Kunden, Texte einzustellen, die zwar bestimmte Keywords enthalten, dann aber nicht in vernünftige Strategien eingebettet sind. Fakt ist:

SEM = SEO + SEA

Das bedeutet:

  • SEO (Search Engine Optimization) betrifft das echte, das sogenannte organische Suchergebnis. Ohne strukturierte Content-Strategien, wird in dieser Disziplin immer weniger zu erreichen sein.
  • SEA (Search Engine Advertising) betrifft Suchmaschinenwerbung, also das Bezahlen für Klicks, die von Google ausgeliefert werden.
  • Zusammenfassend werden beide grundverschiedenen Aktivitäten als SEM (Search Engine Marketing) bezeichnet.

Nun zu unserem garantiert nicht SEO-optimiertem Netzgewitter:

[1] „Pissed“ – skurrile Kunst eines Transgenders

Skurrile Kunst: 200 Plastikflaschen füllte ein kanadischer Künstler mit seinem eigenen Urin ab. Natürlich ist auch das Kunst. Vom Geruch blieben die Besucher der Roland-Feldman-Gallery in New York jedoch verschont. Die Plastikflaschen wurden zwar gezeigt – die insgesamt 750 Liter des Harnstoffes fanden jedoch in einem eigens dafür konzipierten luftdicht konstruierten Tank Platz.

Der Transgender-Künstler Cassils protestiert damit gegen die Regierung von US-Präsident Donald Trump. Der hatte die Lockerungen seines Vorgängers Barack Obama bereits am 22. Februar abgeschafft, die es Transgendern freigestellt hatten, welche Toiletten und Umkleideräume sie etwa in Schulen und Universitäten nutzen. Gleichwohl hatten viele US-Bürger diese Entscheidung von Trump begrüßt, denn demnach hätte es aus ihrer Sicht schließlich selbst an Schulen und auch für Teenager keine getrennten Toiletten mehr gegeben.

Die Folge daraus, so argumentiert die Trump-Regierung: Für Heterosexuelle hätte dies zu Diskriminierungen führen können, z. B. für Mädchen oder Jungs, die diese Trennung explizit wünschten. Zum einen sei diese Gruppe kaum eine Minderheit und selbst wenn, so müsse auch auf selbige die gleiche Rücksicht gelten wie für Transgender.

„Pissed“, so der Titel des Kunstwerkes, ist nicht nur zu sehen: Zugleich werden Tonmitschnitte eines Berufungsgerichts in den USA abgespielt auf denen die „Ignoranz und Voreingenommenheit“ von Trumps Entscheidung thematisiert werden, so ist es in der Ausstellungsbeschreibung zu lesen. Die zustimmenden Passagen sind nicht darauf zu hören.

[2] Fauxpas: Maulendes Logo
des App-Symboles der Deutschen Bahn

Logo der Deutschen Bahn auf dem Kopf

Das Logo der Deutschen Bahn auf dem Kopf ergibt ein erschrocken-maulendes Gesicht.

Man kann es drehen wie man will: Absicht kann das nicht gewesen sein. Kreative in den sozialen Medien fragten sich dieser Tage, wie wohl der Freigabeworkflow vor der Veröffentlichung eines Logos bei der Deutschen Bahn organisiert ist. Schon richtig herum ist das Logo kein sonderlich großer Wurf, resümieren viele User z. B. auf Twitter.

Man sieht schon auf den ersten Blick, welches Motiv sich beim Drehen des Logos ergibt. Kann man wirklich so blind sein“, fragt sich da ein Twitter-User. Auch wird darüber diskutiert, wie teuer so ein Logo wohl gewesen sein mag und ob es nun so bleibt?

Für unsere Redaktion war dieses Logo jedenfalls der absolute Fauxpas der Woche. Es bleibt abzuwarten, ob die Deutsche Bahn hier nochmals einen satten Betrag für einen neuen Entwurf investiert, um den Fehler aus der Welt zu schaffen. Das Geld hätte besser in soziale Projekte investiert werden sollen.

[3] Startups und Cloudworker:
Wir sind eine Familie? Bullshit!

Mathilde-Ramadier

Sehr lesenswert und im Text verlinkt: ZEIT-Artikel über die Französin Mathilde-Ramadier über ihre schlechten Erfahrungen mit Start-ups aus Berlin. Bildquelle: Zeit.de

Zu den echten Netz-Blitzen mit richtig Donner zählt in dieser Kalenderwoche für uns das leider selten ehrliche Bekenntnis der Französin Mathilde Ramadier, die in zwölf Berliner Startups gearbeitet hat. In einem lesenswerten ZEIT-Statement spricht die junge, gut ausgebildete Französin über diverse Lügen, die im Schönsprech der Gegenwart nur selten thematisiert werden. Eine davon, die fünfte lautet:

Lüge 5: Es lohnt sich, auf gute Bezahlung und Sicherheit zu verzichten, weil man in Start-ups schon als junger Mensch viel erreichen kann.

Ramadier weicht damit ganz klar von den üblichen Floskeln einer um sich greifenenden Industriesprache ab, bei der immer mehr Blogger vergessen, was konstruktive Kritik eigentlich bedeutet – vor allem wie wichtig sie ist.

Einklang und Gleichlang:

Dabei braucht es für einen nützlichen, konstruktiven Fortschritt gerade in Bezug auf die Digitalisierung viel mehr Kontroverse: Stimmen, nicht nur Echos.

Tatsächlich steht der digitale Arbeitsmarkt derzeit nicht gut da. Digitale Jobber konkurrieren teils deutlich unterhalb des Mindestlohnes gegen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Die Arbeitslosenzahlen sind weniger positiv, wie offiziell dargelegt und was viel schlimmer ist: Längst nicht jeder Job reicht zum Leben oder verdient den Namen „Job“, denn viele „Beschäftigte“ können von ihrer Hände Arbeit nicht leben und teils nicht einmal überleben.

Bei aller Begeisterung für die Digitalisierung: Selbige ergibt, kombiniert mit dem Bekenntnis des Westens zur Wirtschaftsform des Neoliberalismus, ein bedenkliches Gemisch, bei dem selbst fragwürdige disruptive Technologien häufig völlig unreflektiert von einem riesen Bloggerschwarm mangels Zeit und Ressource oder schlicht für einem Scheck bejubelt werden.

Am Ende dieser kollektiven Lobhudeleien für so viel digital Neues, entstehen Trends, die nur wenigen Hundert Profiteuren in die Arme spielen und erstmals in der Geschichte der industriellen Revolutionen mehr Arbeitsplätze kosten als entstehen lassen. Daran lassen selbst Studien der Bundesregierung keine Zweifel aufkommen.

[4] Krimis für Druckereien?

Website Der Filter Screenshot

Der Autor Christian Handler entwirft Krimis, die sich im Umfeld von Druckereien abspielt.

Wir werden hierüber noch intensiver berichten und Autor Christian Handler aus Österreich dazu in Kürze interviewen. In diesem Interview werden wir unter anderem fragen, warum gerade das Genre „Krimi“ für ihn so interessant ist und vor allem: Warum ausgerechnet solche, die ausschließlich mit dem Druckgewerbe in Verbindung stehen? Nur ein Ausschnitt:

„Als die deutschen Kollegen Sklensky zur Lösung eines schwierigen Falls angefordert haben, hat ihn sogar Ministerialrat Hosiner persönlich zum Mittagessen eingeladen. Beim Schnitzel macht er Sklensky die Bedeutung dieses Falles für die deutsch-österreichischen Beziehungen klar. Die Weisheit Österreichs, einen sachverständigen Inspektor für Verbrechen in Druckereien auszubilden, diese Weisheit haben jetzt auch die deutschen Kollegen eingesehen. Sklenskys Mission sei geradezu bahnbrechend für die europäische Zusammenarbeit im Kriminalwesen, meint Ministerialrat Hosiner.“

Sklensky, dass ist der Inspektor, der bereits mehrere Kriminalfälle in Druckereien gelöst hat, die sich hinter Titeln wie

„Inspektor Sklensky und der Samurai-Code“ oder „Inspektor Sklenskys Gespür für Papier: Der erste Fall“

ausfalten. Klare Ansage: Krimis für Druckereien MADE BY HOMOSAPIENS.