COVID-19, die Pandemie und das Neue Normal
Titelbild: Bild von Gerd Altmann.
In der aktuellen Coronakrise erleben wir eine bisher neue Kategorie der Polarisierung. In den sozialen Medien gehen Bürger regelrecht aufeinander los. Auch zwischen solchen Instanzen, bei denen man eigentlich mehr Debattierkultur erwarten würde, wird nicht immer mit Bedacht und faktenbasiert publiziert.
Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern dass er nicht tun muss, was er nicht will (Jean-Jacques Rousseau, Genfer Schriftsteller, 18. Jahrhundert).
Die einen würden inmitten der Pandemie lieber ein bisschen mehr Freiheit aufgeben, um mehr Sicherheit zu bekommen. Andere sind bereit, ein Stück Sicherheit für mehr Freiheit zu opfern. Beides sollte leidenschaftlich vertreten werden dürfen – das ist die Grundlage eines demokratischen Diskurses.
Es scheint, als hätten die Menschen viel zu lange getan, was sie wollten und müssen sich nun damit abfinden, auch tun zu müssen, was sie nicht wollen. Freiwilligkeit hat bisher in keiner Weise funktioniert – weder bei den Konsumenten noch in der Wirtschaft.
Für mich persönlich ist der Lockdown nicht nur mit Opfern verbunden.
Doch wäre es ein großer Fehler, die eigene Situation oder die Vorteile für wenige auf die allgemeine Lage zu projizieren.
Stimmung verschlechtert sich
Das Tragen der Maske beim Einkauf zum Beispiel ist ein temporär zumutbares Opfer. Sars-CoV-2 weist eine enge Verwandtschaft zum Sars-Virus (SARS-CoV) auf. Solche Viren waren nie ungefährlich. Das ist unbestritten. Auch das Coronavirus SARS-CoV-2 ist keine Lappalie und erfordert gebührende Vorsicht. SARS steht für Severe Acute Respiratory Syndrome (Schweres Akutes Atemwegssyndrom) und beschreibt eine Form der Grippe. Doch viele Menschen fragen sich, welche nachweislich größere Gefährdung derart weitreichende Maßnahmen rechtfertig oder ob nicht auch der Schwedische Weg funktioniert hätte. Am 10. Dezember berichtet TELEPOLIS, ein Dienst von heise online in einem gut recherchierten Beitrag über das generelle Funktionieren des schwedischen Weges. Zitat:
„Zusammenfassend lässt sich sagen: Der schwedische Corona-Weg ist nach wie vor ein liberaler Sonderweg. Es gibt praktisch keine Gesichtsmasken und sehr wenige gesetzliche Grundrechtseinschränkungen.“
Darum fragen sich zunehmend Eltern, Unternehmer, die jüngere Generation, etwa Schüler, vor allem auch Künstler, Soloselbständige, Einzelhändler etc. zu Recht, ob es hierzulande derartig restriktive Einschnitte hätte geben müssen.
Wie geht es jetzt weiter? Haben wir das Schlimmste überstanden? Erwartet uns eine nochmalige Erweiterung des zweiten Lockdowns? Ein dritter Lockdown?
Eine Forsa-Umfrage schon vor dem Lockdown zeigt, wie die Stimmung tatsächlich ist: Während noch im Sommer z. B. 20 Prozent der GRÜNEN-Wählerinnen und -Wähler der Lockdown zu weit ging, sind es aktuell schon 38 Prozent, die dem Lockdown nicht zustimmen. Tendenz steigend. Noch deutlicher zeigt sich die Stimmung bei den FDP-Wählern. Hier stimmen 45 Prozent der Befragten den Maßnahmen nicht zu – auch mit steigender Tendenz, denn im Sommer waren es noch 31 Prozent.
Kultur- und Kreativwirtschaft
In der Kultur- und Kreativwirtschaft sind 1,8 Millionen Menschen beschäftigt, daneben rund 260.000 Freiberufler. Die Branche hat 2019 174,1 Milliarden Euro umgesetzt – das sind 3,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Die Spitzenverbände, etwa der Berufsverband der Kommunikationsdesigner oder die Dachorganisation „Deutscher Designtag“, schlugen schon Ende August Alarm – vor dem zweiten Lockdown. So sind auch Organisationen wie #AlarmstufeRot seit Monaten aktiv und weisen mit teils dramatischen Aufrufen auf die Lage hin, mit Bezug auf die alleine in der Kulturbranche beschäftigten etwa eine Million Menschen. Die Gerichte müssen sich mit Hunderten Klagen auseinandersetzen.
Viele Künstler und Veranstalter kämpfen um ihre nackte Existenz und halten den Lockdown für grobes Unrecht. Die prominentesten Sprecher hier sind etwa Dieter Hallervorden, Intendant vom Schlosstheater Berlin, der in einem Interview mit Sandra Maischberger um Fassung ringt. Auch Campino, Frontsänger der Toten Hosen, zählt zu den prominenten Kritikern. „Helfen Sie uns! Jetzt!“, so titelt ein Beitrag im Onlinemagazin von FOCUS von Ende Oktober, kurz vor dem zweiten Lockdown.
Veranstaltungswirtschaft
Die Veranstaltungsbranche beschäftigt 1,5 Millionen Menschen und erwirtschaftet 130 Milliarden Euro im Jahr. Prof. Jens Michow, Präsident der Veranstaltungswirtschaft (Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft, bdv e. V.), weist in einem Interview mit Alexander Müschen auf XING ebenfalls auf die dramatische Lage hin. So habe es bereits erste Suizide gegeben. Nach Ansicht von Prof. Michow stellen sich viele Selbständige gerade die Frage:
„Wenn die Menschen keine Hoffnung mehr haben, wenn es nichts mehr gibt, auf das man sich freuen kann, was macht das Ganze dann überhaupt noch für einen Sinn?“
Hotel- und Gaststättengewerbe
Im Gastgewerbe sind 2,43 Millionen Menschen beschäftigt. Die Branche erwirtschaftet 93,6 Milliarden Euro Jahresumsatz. Exemplarisch für die Lage der gesamten Branche sind derzeit auch Aufrufe verschiedener Hotel- und Restaurantbesitzer, wie der von Max Zimmer, Inhaber vom Seeschloss in Lanke. Der Unternehmer trägt die Verantwortung für über 20 Beschäftigte. In seiner Enttäuschung erteilte der Meisterkoch etwa Angela Merkel oder Markus Söder generell Hausverbot, für die Zeit nach dem Lockdown. So auch Jörn Peter Brinkmann oder Jan Philipp Bubiger, Geschäftsführer der legendären Szene-Kneipe im Regierungsviertel „Ständige Vertretung“. Kritik kommt auch von vielen weiteren bekannten Größen, aktuell etwa dem TV-Koch Tim Mälzer sowie den Chefs von gewichtigen Restaurantketten wie L’Osteria oder Blockhouse.
Für viele ist die Lage mittlerweile existenziell lebensbedrohlich – und damit als Folge einer möglichen Kettenreaktion auch für diejenigen, die derzeit vielleicht eher noch unbeschadet sind. Die Maßnahmen treffen Branchen, die addiert ein großes gesamtwirtschaftliches Gewicht haben.
Eine Umfrage des Verband Druck und Medien Bayern e. V. zeigt einen Domino-Effekt für die Druckbranche. Nahezu alle Unternehmen (90 Prozent) sind demnach von Auftragsrückgängen oder -stornierungen betroffen, rund 60 Prozent sogar stark.
Die Gemengelage ist konfus. Einiges erscheint nicht logisch. Und wenn Logik fehlt, wächst das Misstrauen.
Viele Unternehmer verstehen nicht, und es wurde bisher auch nicht verständlich kommuniziert, warum z. B. die Kultur- und Freizeiteinrichtungen trotz aller Hygienekonzepte schließen mussten, während Gottesdienste weiterhin unter Auflagen erlaub sind. Aus öffentlichen Verkehrseinrichtungen erreichen uns Bilder von Menschen, die dort eng aneinander gedrängt stehen, während Gaststätten mit ihren professionellen Hygienekonzepten und dahingehenden Investitionen dennoch schließen mussten.
Das öffentliche, kommunikative Leben steht still, seit Ende Dezember auch wieder der Einzelhandel, inmitten des Weihnachtsgeschäftes. Der Schaden geht in die Hundertmilliarden. Eine schwere Hypothek für die nächste Generation.
Unternehmer suchen Klarheit und brauchen Planbarkeit. Auch, wenn die Förderungen und Zuschüsse, insbesondere die Kurzarbeiterregelungen, ein Stück weit helfen, so decken diese Gelder häufig nur einen Teil der Verluste ab. Wie ist es möglich, dass selbst milliardenschwer Unternehmen wie Starbucks die Novemberhilfe auf Kosten des Steuerzahlers erhalten, wo sie doch hierzulande durch Steuersparmodelle nur etwa 15 % Gewinnsteuern zahlen, während deutsche Gastronomen 30 % Steuerlast zu tragen haben. Entsetzt fragt auch Markus Lanz den Bundestagsabgeordneten Carsten Linnemann (CDU), der selbst empört ist:
Wo bleibt der Aufschrei? Unter der Dusche?
Viele Hilfsbedürftige fallen durchs Raster der Förderungen, erhalten nur ratierliche Zahlungen. Unklar bleibt häufig auch, unter welchen Bedingungen Gelder wieder zurückgezahlt werden müssen. Kredite sind zinsfrei – sie belasten Unternehmen aber später umso mehr. Zudem wurden November-Auszahlungen über Monate wegen eines Fehlers bei der Programmierung verschoben.
Die Zustimmung ist relativ
Die in gängigen Medien häufig so dargestellte Zustimmung in der Bevölkerung ist durchaus relativ. In Behörden gibt es so etwas, wie einen Kollektivismus, eine gemeinsame Sprache. Die Denkrichtung hier ist formuliert. So auch z. B. auch in Krankenhäusern etc. Solche hierarchischen Strukturen gibt es auch in Konzernen, bei Banken, Versicherungsgesellschaften und so weiter. Nach einer Studie von RSA Security geben 41 Prozent der Befragten nicht nur falsche personenbezogene Daten im Rahmen von Umfragen an. Viele Befragte haben bei offiziellen und „anonymen“ Umfragen zudem die Sorge, möglicherweise doch identifiziert zu werden und fürchten Nachteile.
In dem diesem gereizten Umfeld ist eine abweichende Meinung ggf. keine Bagatelle. Kritische Menschen laufen Gefahr, als „Leugner“ oder „Verharmloser“ stigmatisiert zu werden oder gelten als unsolidarisch. Politiker bezeichnen kritische Bürger schonmal als „Covidioten“ (Saskia Esken) oder „Pack“ (Sigmar Gabriel). Viele verzichten deshalb lieber auch auf leise Kritik und bleiben passiv.
So lässt sich teils erklären, dass Eltern ihre Kinder derzeit vielerorts im Schulunterricht frieren lassen, Erkrankungen in Kauf nehmen und kaum hinterfragen, ob es dauerhaft gut ist, wenn ihre Sprösslinge über viele Stunden während des Unterrichts Mund-Nasenschutzmasken tragen müssen, mittlerweile seit Monaten, während sie häufig frierend in den Klassenzimmern sitzen. Schüler gehen immer häufiger selbst auf die Barrikaden wie etwa 700 Schüler aus Bremerhaven (BILD), die auf ihre unhaltbare Lage hinweisen wollten. Dieses Hinnehmen passiert oft trotz bestehender Zweifel an den Relationen. Verzweiflungstaten wie in Poing, wo Eltern den Schülern Decken gegen die Kälte (Merkur.de) spendeten, da Lehrer auch jetzt im Winter teils bei geöffneten Fenstern unterrichten, sind logisch nicht nachvollziehbar.
Daneben gibt es Profiteure der aktuellen Lage. Etwa solche, die für 40 Prozent ihrer bisherigen Arbeitsleistung rund 80 Prozent ihres Lohnes erhalten. Sogar wenige Soloselbständige profitieren, denen die Förder- und Überbrückungsgelder gelegen kamen. Auch die digitale Wirtschaft profitiert teilweise sogar erheblich, nicht nur die großen Digitalriesen. Amazon hat seine Gewinne verdoppelt. Geld, was dem Einzelhandel fehlt, der zum großen Teil stirbt. Für viele künftig Arbeitslose stehen aber keine neuen Jobs, etwa in der Industrie, zur Verfügung.
Bei Umfragen und Stimmungsbildern muss deshalb stets analysiert werden, wer, wie und in welcher Form befragt wurde.
In der Gesamtbevölkerung jedenfalls grassiert der Pessimismus, so titelt auch die FAZ. Ein tatsächliches Stimmungsbild, auch, da die Kommunikationsstrategie der Regierung viel zu wünschen übrig lässt.
Schlechte Kommunikation
Die Informationspolitik der Bundesregierung ist ein Desaster, denken wir nur an den Fauxpas mit der „Besondere Helden-Kampagne“, kreiert von Joko & Klaas, abgesegnet von Stefan Seibert, dem Pressesprecher der Regierung. Vielen Kreativen und Top-Agenturen schüttelten verblüfft den Kopf. Man hätte ihn frecher inszenieren können und müssen, anstelle das Signal an Kinder auszusenden: es sei cool, ja sogar heldenhaft, sich ohne Bewegung auf dem Sofa oder vor einem Computerbildschirm zu räkeln und Chips und Kola zu konsumieren und „gar nichts“ zu tun. Gerade Kinder interpretieren diese Botschaft schnell falsch.
Demgegenüber fehlen Kampagnen, die Menschen darüber aufklären, wie sie ihr Immunsystem generell stärken können. Selbst in Schulen oder Behörden sind solche Informationen nicht zu finden. Ein weiteres Paradoxon dieser Szene.
Wenn wir jedoch neben der Pandemie auch eine Agenda erleben, dann erscheint die gesamte Szenerie mit all ihren Widersprüchen weitaus logischer.
Eine Vermutung, die immer mehr international renommierte Autoren in brandaktuellen Fachbüchern deutlich formulieren, nämlich, dass das neuartige Virus zwar gefährlich ist, Grippe generell, doch in diesem Szenario ein sehr großes Stück weit Reset steckt, dieser allerdings die weitaus schlimmeren Folgen eines „weiter so“ drastisch lindere.
Wie viel Reset steckt in der Pandemie?
Viele Menschen versuchen, Klarheit in dieses Tohuwabohu zu bringen, um besser zu verstehen, warum diese Pandemie so verläuft. Dabei ist es irrelevant, zu bewerten, ob die Coronakrise auch ein Synonym für einen Reset ist oder sich jetzt ein längst überfälliger Reset als Folge der Coronakrise entwickeln kann. Wenn wir aber begreifen, dass wir in jedem Fall auch einen Reset bzw. Neustart erleben, können wir konstruktiver und zielgerichteter planen und uns mit dem Status quo besser arrangieren.
Ohne Logik kein Vertrauen
Experten ganz unterschiedlicher Fachrichtungen sind sich bei der Bewertung des Status quo und bei ihren Prognosen für die Zukunft also erstaunlich einig. Zum Beispiel titelt der viel kritisierte Wirtschaftswissenschaftler und Gründer sowie Präsident des Word Economic Forum (WEF), Klaus Schwab, in seinem erst vor wenigen Monaten erschienenen Buch ohne Umwege: „COVID19: THE BIG RESET“ und bringt die Coronakrise direkt in Verbindung mit einem Reset. Zur Gefahrenlage der Pandemie äußert Schwab in seinem Buch, u. a.:
„…hat das Corona-Virus bisher den Tod von weniger als 0,006 Prozent der Weltbevölkerung gefordert. An der Spanischen Grippe starben 2,7 Prozent, an HIV/AIDS 0,6 Prozent (seit 1981). Die Schwarze Pest hat 30 bis 40 Prozent von Europa ausgelöscht.
Die Corona Pandemie ist anders. Sie stellt weder eine existentielle Bedrohung noch einen Schock dar“, so Schwab.
Schon vor der Krise, im Januar 2020, habe ich im Fachbeitrag Die 2020er-Jahre – ein Jahrzehnt der Polarisierung diese derzeitig starke Polarisierung in den sozialen Medien skizziert. Tatsächlich stehen sich seit Ausbruch der Pandemie zwei Gruppen unversöhnlich, mit jeweils annähernd religiösen Weltanschauungen, gegenüber:
- Skeptische Bürgerinnen und Bürger, die größtenteils weder die Gefahr eines Virus des COVID19-Formates leugnen, denen aber sowohl die Lockdowns als auch das Tragen der Masken (besonders für Kinder) und die massiven Freiheitsbeschränkungen Sorgen bereiten, wie dargelegt. Besonders auch mit Blick auf zunehmend schärfere Gesetze, die von renommierten Rechtswissenschaftlerinnen oder der Bundesjustizministerin a. D. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger kritisiert wurden. Diese Bürgerschaft steht mehrheitlich auch den Impfungen skeptisch gegenüber, vor dem Hintergrund der kurzen Testphase.
- Weniger kritische Bürgerinnen und Bürger, die entweder die signifikant größere Gefahr im Vergleich zu anderen Grippeviren als erwiesen ansehen, Gesetze als nur vorübergehend betrachten und auch für notwendig erachten oder zudem darauf verweisen, dass sich die Stärke einer Gesellschaft im Zweifelsfall an der Solidaritätsbereitschaft festmachen lässt.
Die gemeinsame Schnittmenge könnte die Erkenntnis sein, dass diese Coronakrise eben auch einen Reset, besser: einen Neuanfang begründet. Eine Agenda, die uns alle betrifft. Eine, die unausweichlich war?
Die Chancen der Krise
An dieser Stelle möchte ich auf einen weiteren Beitrag „Mindset: Reset statt Ökozid“ von mir verweisen, der sich mit den Folgen eines Resets beschäftigt, vor allem aber Ausblicke und Prognosen für die weitere Entwicklung liefert. Ein Beitrag, ebenso wie dieser hier, verfasst für Leser, die konstruktiv und positiv denken und handeln möchten.
Faktencheck, Krisenlage
Als Reisender hatte ich stets großen Respekt vor jeder Grippewelle. Die Einführung der modernen Toilettenanlagen von Sanifair und der Desinfektions-Spender, empfand ich als große Erleichterung. Ich erinnere mich gut an die Grippe-Saison 2017/2018. Ich war im Dezember 2017 auf dem Rückweg von einem Kunden aus Kassel, ein Mediendienstleister mit etwa 100 Beschäftigten – viele der Mitarbeiter waren grippebedingt ausgefallen, einige sogar im Krankenhaus, erfuhr ich. Es kam zu Produktionsverzögerungen. Auf dem Rückweg nach Hamburg habe ich eine Diskussion auf NDR-Info verfolgt. Eine zur Sendung eingeladene Virologin berichtete, dass das Virus gerade erst mutiert sei und der vorliegende Impfstoff nicht mehr wirke.
In dieser Saison starben nach Schätzungen von aerzteblatt.de 25.100 Menschen an der Grippe, vermutlich signifikant mehr. Schätzungen gehen von bis zu 80.000 Toten aus, denn seinerzeit wurden solche Zahlen ohne bis zu 1,6 Millionen PCR-Tests pro Woche erhoben. Die Experten vom aerzteblatt.de gehen zudem von 3,8 Millionen grippebedingten Arztbesuchen in der entsprechend vorausgegangenen Saison, 2016/2017, aus. „Weniger als halb so viel wie 2017/18“, resümieren die Experten, wo es demnach geschätzt etwa acht Millionen grippebedingte Arztbesuche gewesen sein könnten. Menschen also, die sich wegen akuter Beschwerden in ärztliche Behandlung begeben haben. Damals geschah all das ohne Aufregung in den Medien. Aktuell würden solche Zahlen zu tief dunkelroten Corona-Landkarten in gänzlich neuen Farben führen.
Das PCR-Paradoxon
Die PCR-Tests sind durchaus umstritten, bilden aber die zentrale Grundlage, sowohl für die Lockdowns als auch die zu erwartende Pflicht zur Impfung, die sich schon daraus ableitet, dass der sog. Immunitätsausweis zunehmend auch als Bedingung gehandelt wird, etwa Konzerte zu besuchen oder Flugreisen antreten zu können. So der Trend.
Generell leuchtet ein, dass je mehr getestet wird, desto mehr „Infizierte“ festgestellt werden. Die Deutsche Ärzteblatt GmbH resümiert: „Der positive Vorhersagewert errechnet sich als Quotient aus der Zahl der richtig positiv Getesteten und der Summe aller Personen mit positivem Testergebnis. Er ist mit 0,30 erschreckend gering – 70 % der als positiv getesteten Personen sind gar nicht positiv, ihnen wird aber Quarantäne verordnet.“ Doch selbst, wenn richtig positiv getestet wurde, zeigen die meisten Positiven keinerlei Symptome, sind also gesund und dann in den allermeisten Fällen auch nicht infektiös. zum Glück haben nur sehr wenige Positive Symptome, noch weniger erkranken leicht und nochmals deutlich weniger schwer.
Auf Anfrage der Deutschen Ärzteblatt GmbH teilt das RKI mit: „Covid-19 ist eine Erkrankung, die nicht gleichbedeutend ist mit einem Sars-CoV-2-positiven Test.“ Sprich: Wenn die Person keine Symptome hat, hat sie keine Krankheit. Ebenso besagt ein positiver PCR-Test nicht, ob es sich bei dem Gefundenen um vermehrungsfähiges Virusgenom handelt. Dennoch würden alle positiv getesteten Fälle als Covid-19-Fall angegeben, „da dies dem international üblichen Vorgehen entspricht.“
Übersterblichkeit
Auch die sogenannte Übersterblichkeit oder die generelle Quote der Sterblichkeit bleibt unübersichtlich. Auch hier stehen sich die Lager unversöhnlich gegenüber. Die Jongleure der jeweiligen Interessenvertretungen spielen mit Komponenten und statistischen Werten, mal unter Hinzunahme bestimmter Altersgruppen, dann dient der Querschnitt in der Bevölkerung als Grundlage. Mal wird unter Einbeziehung solcher, die tatsächlich erkrankt sind argumentiert oder wahlweise Daten nur unter den positiv getesteten Personen erhoben. Dann wiederum wird der Durchschnitt verschiedener internationaler Statistiken herangezogen. Mal werden selbst die Fälle als Coronatote gezählt, die tatsächlich „nur“ mit Corona verstarben, und z. B. mit 91 Jahren ohnehin unter Krebs im Endstadium litten, dann wiederum wurden solche Statistiken im Nachgang relativiert, also nur die Toten berücksichtigt, die tatsächlich auch an Corona verstarben.
Ein ziemliches Zahlenchaos.
Immer wieder hinkten dahingehend auch die internationalen Vergleiche. Im September waren Zahlen aus den USA bekannt geworden. Erst aufgrund entsprechender Nachfragen aus der medizinischen Fachwelt ruderte das CDC, „Centers for Desease Control and Prevention“, die amerikanische Seuchenschutzbehörde, zurück. Seither wird offengelegt, wie viele Patienten tatsächlich an Covid-19 und nicht „nur“ mit verstorben waren. So reduzierte sich die seinerzeit in den deutschen Medien als Beispiel für den Erfolg der Maßnahmen hierzulande verbreiteten Zahlen von 161.000, auf nur noch 9.100 Fälle solcher Todesfälle von Menschen, die nachweislich nicht mit, sondern tatsächlich an Corona gestorben waren.
Diese Unmengen von Daten, Statistiken und Zählmethoden sorgen für ein maximales Tohuwabohu. Und in der Folge für Aggressivität, denn am Ende sagen uns diese Zahlen nur das, was die jeweiligen Meinungslager gerade glauben, beweisen zu können – bis eben zur nächsten Statistik, die wiederum durch eine neue, noch komplexere und unverständlichere widerlegt wird und so weiter.
WHO mit einer Relativierung
Die WHO veröffentlichte vor diesem zweiten Lockdown eine international anerkannte Studie, die u. a. der Nachrichtensender n-tv veröffentlichte. Die durchschnittliche Infektionssterblichkeit sei international zwar etwas größer, aber mit 0,23 Prozent keine derart größere Gefährdung seitens des neuartigen Virus, wie bisher vermutet wurde. Deshalb haben auch die Spitzenverbände der deutschen Ärzteschaft, die über 200.000 Ärzte vertreten, in einem gemeinsamen Aufruf vom zweiten Lockdown in dieser Form abgeraten und empfohlen, eher
auf Gebote und nicht nur Verbote zu setzen.
Vielen erschließt sich nicht, dass die Bundesregierung trotzdem weiter an der Restriktionsschraube dreht und jetzt den Lockdown nochmals auf den 10. Januar 2021 erweitert, beinahe ein Dolchstoß für oben erwähnte Wirtschaftszweige. Auch andere seriöse Institutionen, etwa das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V., fragen sich, wo die Evidenz für die Entscheidungen ist? Zeitgleich verkündet Kanzleramtschef Braun: „Der Staat ist nicht unbegrenzt handlungsfähig“, berichtet Handelsblatt. Braun gibt, wenig sensibel, Hinweise auf ein Ende der Unterstützung, inmitten der größten Not.
Nikolaus Blome kommentiert es auf der Website des Nachrichtensenders n-tv so:
„Die Verantwortlichen sollten die Bürger nicht für dumm verkaufen.“
DIVI- und HELIOS-Register
Seriöse und belastbare Zahlen liefern die offiziellen Register der Belegungszahlen in deutschen Kliniken, die derzeit keine dramatische Lage vermelden, abgesehen von einzelnen Ausnahmen, die es auch früher oft genug gab, auch wegen der normalen Grippe, wie FOCUS online damals berichtete. Offizielle Zahlen liefern das DIVI-Register oder der Monitor der Helios-Kliniken in Deutschland. Dort rangieren die Belegungszahlen der Intensivbetten mit Patienten, die tatsächlich an COVID-19 erkrankt sind, im bundesdeutschen Durchschnitt bei derzeit um die 30 Prozent (Helios). Die Diagnose Covid-19 bedeutet für Kliniken einerseits eine größere Einnahmequelle, da die intensivmedizinische Corona-Betreuung mit höheren Abrechnungsbeträgen verbunden ist, andererseits sind diese Intensivbetten teils jedoch mit höheren Aufwendungen verbunden. Im Oktober wurden dennoch sogar Intensivbetten mangels Fachpersonal abgebaut, mit der Folge, dass die Auslastungsquoten per se gestiegen sind. Das wiederum wurde in den Medien häufig ohne Verweis auf diese Relation als Indiz für eine sich verschärfende Lage vermeldet.
Operationen, Ängste und Süchte
Bis zu diesem Punkt können viele Menschen die Restriktionen des Lockdowns dennoch mittragen.
Die meisten Menschen halten sich an die Vorschriften.
Die Solidarität ist da. Die Risiken werden bestmöglich reduziert und ältere Menschen und Risikogruppen geschützt. So weit, so gut. Doch es gibt noch eine Kehrseite der Medaille:
Ärzte warnen schon seit vielen Wochen vor zehntausenden verschobenen Operationen. Teils dringend nötige Krebs-Operationen, mittlerweile in über 52.000 Fällen. Insgesamt wurden bereits (Stand 09. November 2020) über 1,6 Millionen teils drängende OPs verschoben. Die Pandemie erhöhe das Sterberisiko bei Krebspatienten deutlich, vermeldet auch der Nachrichtensender n-tv. Nach einer aktuellen Studie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, gibt es außerdem immer mehr psychische Erkrankungen durch die Coronakrise, wohl auch mit der Folge eines Anstieges der Suizidquote. Andere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die ohnehin schon hohe Zahl Alkoholtoter in Deutschland von 74.000 im Jahr 2019, im aktuellen Jahr auf über 90.000, sogar bis zu 100.000 steigen könnte – ein Anstieg um 30 Prozent. Daneben sterben jährlich 40.000 Menschen an Krankenhauskeimen, sogenannten Superkeimen, z. B. als Folge der Massentierhaltung, viele Tausend am Konsum von Tabak, im Straßenverkehr und so weiter.
Auch nur annähernd vergleichbare Anstrengungen, um Menschenleben zu retten, sind hier nicht bekannt. Das muss nicht zwingend als Plädoyer gegen die aktuellen Maßnahmen verstanden werden, doch vieles ist unübersehbar ambivalent. So fehlen bis heute groß angelegten Kampagnen mit wichtigen Informationen zur Stärkung des Immunsystems, etwa auf große Tafeln in Behörden oder in Schulen.
Protestbewegung
In der Protest-Szene wird häufig auf das multimediale Testszenario „EVENT 201“ verwiesen, das am 18.10.2019 unter der Schirmherrschaft des Johns Hopkins Center for Health Security, dem WEF (Word Economic Forum) sowie der Bill & Melinda Gates Fondation offiziell durchgeführt wurde. Viele Medien haben darüber berichtet. Diese Übung war darauf angelegt, die Notwendigkeit internationaler, öffentlich-privater Partnerschaften während einer Pandemie zu dokumentieren, um die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen zu verringern.
Einen unmittelbaren Zusammenhang zur aktuellen Pandemie, wie häufiger in den sozialen Medien zu lesen, wird bestritten. Eine Pandemie diesen Ausmaßes sei ohnehin nur eine Frage der Zeit gewesen. Die zeitliche Nähe zwischen Übung und der jetzt vorherrschenden Pandemie sei Zufall.
Business as usual
Einige Protagonisten der Protestbewegung finanzieren ihren Lebensunterhalt mittlerweile ausschließlich mit dem „gewerblichen“ Corona-Protest. Das ist natürlich legitim. Andere, die sich in Parteien organisiert haben, streben mittlerweile einen Sitz in den jeweiligen Parlamenten an und so weiter. So ist nicht immer ausgeschlossen, dass auch hier ein gewisser Alarmismus, der Reichweite wegen, forciert wird. Die Versuchung ist nicht von der Hand zu weisen, bestimmte Themen am Kochen zu halten, um die Gefolgschaft zu binden. Wir kennen das Prinzip bereits von politischen Parteien. Diese gewerbsmäßige Orientierung steht der offenen, konstruktiven Herangehensweise generell eher entgegen.
Teilweise hat sich hier so etwas, wie ein Corona-Business entwickelt.
Medienprofis wissen, dass die Zielgruppe nach Bestätigung einer einmal gefassten Meinung sucht und entsprechende Themen am ehesten teilt. Vielleicht finden sich auch deshalb seit einiger Zeit wenig neue, konstruktive Ansätze. Häufig bleibt es bei den bereits bekannten Kritikpunkten, wie weiter oben dargelegt. Eine Reset-Theorie à la Klaus Schwab (Weltwirtschaftsforum) wird kaum weiter diskutiert.
Die coronakritische Bewegung wird häufig zentral orchestriert. Teils unterstützt von Medienprofis, die wissen, wie und mit welchen Themen Reichweite erzeugt wird. Auf vielen Landingpages wird gut sichtbar, z. B. über PayPal vereinfachend, zu Spenden „mit nur wenigen Klicks“ aufgerufen. Wie viel Geld in vielen Fällen gespendet wurde, lässt sich häufig nur orakeln. In diversen Medien wurde darüber bereits häufiger kritisch berichtet. Das kostet Vertrauen.
So bleibt die Kritik in den Medien bis heute oft unbeantwortet: Etwa, dass sich einige Köpfe der Bewegung einerseits als aufrichtige Protestler positionieren, und auch nicht an Kritik gegen „das Establishment“ sparen – andererseits jedoch Gelder vereinnahmen, ohne die Verwendung immer ausreichend transparent darzulegen.
Proteste werden häufig als große und kostspielige Events organisiert, meistens auf möglichst viele Teilnehmer ausgelegt. Das führt immer häufiger zu Versammlungsverboten, wie im Dezember 2020 in Bremen, da dort bis zu 20.000 Menschen erwartet wurden, von denen viele die Maskenpflicht missachtet hätten. Generell boten und bieten diese Großveranstaltungen viel Angriffsfläche für Kritik in den Medien, wenn auch nicht immer berechtigt.
Daneben gibt auch andere Proteste: In den sozialen Medien finden sich viele Experten, die informative Videos veröffentlichen, häufig ohne Spendenaufrufe. Hier steht die Aufklärung im Fokus, weniger monetäre Absichten. In vielen Städten in Deutschland gibt es Bürgerbewegungen, die Infostände oder kleine Demos organisieren oder sich in den zahllosen Ortsgruppen z. B. von Facebook etc. wirksam austauschen. In einer Tonalität, die gut ankommt und den Diskurs in den Kommunen belebt. Bürger stehen bei solchen Events auf Marktplätzen manchmal etwas abseits und verfolgen die Vorträge regional bekannter und vertrauter Experten. Die Vernetzung gelingt besser. Man kennt und vertraut sich. Solche dezentralen Bürgerbewegungen sind bodenständiger und in Summe häufig auch ehrlicher als Großdemos oder die unbedingte Fokussierung auf Reichweite, häufig zulasten der Objektivität.
Die großen Events und Gruppen in den sozialen Medien werden durch Algorithmen z. B. von Facebook beinahe hermetisch abgeriegelt. Dort bleiben nicht nur radikalisierte User mit teils doktrinären Beiträgen quasi wie in einem digitalen Silo unter sich, also von der digitalen Außenwelt abgeschottet. Das gilt selbst für Beiträge einzelner Nutzer, die bei „Freunden“ gar nicht erst eingeblendet werden.
Einige Moderatoren der zentralen Großevents, bei denen man ebenfalls mehr oder weniger unter sich bleibt, fahren vor Ort allerlei technisches Equipment auf. Sie machen es mittlerweile derart technisch, dass mich einige Inszenierungen, auch in den sozialen Medien, eher an den Stil gut frequentierter Shampoo-Influencer erinnern, weniger an einen bürgerlichen Protest.
Kürzlich rief ein Moderator aus einem Bus dazu auf, Bürger aus Leipzig mögen sich rasch mit ihren Smartphones in eine bestimmte Seitenstraße in Leipzig begeben, weil dort Demonstranten zwecks Aufnahme der Personalien festgehalten würden. Man selber sei bereits auf dem Weg zum nächsten Corona-Brennpunkt. Inszeniert im Stil eines Trashfilms. Einige Social-Media-Profis haben teilweise einen sachlichen, gutbürgerlichen Protest mit Mechanismen des modernen Produkt-Marketings verwechselt.
Das Kalkül: Masse, statt Klasse. Es geht viel zu häufig um Spenden und generell um Parteiwerbung, denn 2021 stehen fünf Landtagswahlen an. Nicht wenige fiebern hier schon einem gut bezahlten, sicheren Platz im Parlament entgegen. Auch das schwingt durch.
Anwälte
Immer wieder treten Anwälte in das Rampenlicht der Corona-Protest-Szene. Diese Expertise braucht es. Doch auch hier gab es teilweise Nachfragen bezüglich Einnahmen und Spenden, die, soweit bekannt, ebenfalls bis heute nicht beantwortet wurden.
Wer an eine vermutlich große Spendenbereitschaft von emotionalisierten, verängstigten Menschen adressiert, muss erhaltene Beträge unaufgefordert transparent darlegen. Diese Transparenz ist kein Hexenwerk und mit heutigen Technologien binnen weniger Stunden erledigt.
Anwälte müssen sich generell einem großen Wettbewerb stellen. Viele Sozitäten und Kanzleien greifen regelmäßig auf bezahlte Werbung (SEA, Search Engine Advertising) zurück und zahlen mehrere Euros für einen Besucherklick, je nach Fachgebiet.
Das Kerngeschäft ist fast immer Streit (Polarisierung) oder Schlichtung gegen Geld.
So oder so generieren die Anwälte durch ihre Agitation gegen das „globale Corona-Establishment“ aktuell teils Hunderttausende Klicks in kurzer Zeit und bieten auf ihren Startseiten sogleich passgenaue Dienstleistungen an, etwa Corona-Schadenersatzklagen. Das ist legitim, zeigt jedoch, dass die Absichten auch monetäre sind. Deutlich wird das auch durch Klagen, etwa wegen der Rechtmäßigkeit des Doktortitels von Christian Drosten, die relativ chancenlos sein dürften, mit denen sich die Community aber maximal emotionalisieren lässt.
The Show must go on.
Dass Argument aus der coronakritischen Community, dass bestimmte Anwälte zur Vorbereitung z. B. von internationalen Klagen enorme Ressourcen aufwenden und einen Teil ihrer Reputation opfern, ist nachvollziehbar. Daneben stimmt aber auch, dass sie, wie erwähnt, fast immer diese Vorkosten so oder so abrechnen, das Risiko im Endeffekt berechenbar halten und daneben signifikante Werbeeffekte generieren. Sammelklagen, z. B. in den USA, werden also von vielen Mandanten honoriert.
Daraus abzuleiten, dass hier nur Geld treibend ist und nicht auch aus Überzeugung gehandelt wird, wäre ebenso falsch wie die Annahme, die häufig in den sozialen Medien zu lesen ist, dass diese Akteure furchtlose Helden seien und ihre Existenz völlig selbstlos für Recht und Freiheit hergeben.
Zu viel Pathos und Euphorisierung auf beiden Seiten blockieren konstruktive Lösungen.
Viele Menschen da draußen sorgen sich einfach um ihre Existenz. Eltern sorgen sich um ihre Kinder. Unternehmer um ihre Lebenswerke. Ärzte treten hervor, die sachlich und ruhig argumentieren. Auch in ihren jeweiligen Orten. Viele Administratoren diverser Gruppen in den sozialen Medien investieren seit Monaten viel Zeit. Sie sammeln fundierte Informationen, um zu verstehen, was da vor sich geht.
Machen wir das neue Normal besser als das alte!
Unter Berücksichtigung aller vorliegenden Fakten wird vieles deutlicher. Aktuellste Publikationen von international bestens vernetzen IT- und KI-Ikonen liefern allen, die das wirklich wissen wollen, Antworten darauf, warum diese Pandemie jetzt auch als Gelegenheit für einen Reset genutzt wird und welche Optionen sich in Zukunft bieten. Darum ist diese dritte Ebene, neben den beiden sich gegenüberstehenden Meinungslagern, für mich plausibel, schlüssig und beinahe eine lupenreine Erklärung für die Wirrungen dieser Tage.
So kommt Struktur in die Diskussion. Etwa darüber, wie wir am künftigen Geschehen teilhaben können, welche Gestaltungsmöglichkeiten uns bleiben und wie wir uns in den kommenden Jahren proaktiv einbringen können,
abseits von jedem Drama-Szenario.
Ich wünsche mir von Herzen, dass diese Aufgeregtheit aller Seiten jetzt einer sachlichen Betrachtungsweise weicht. Trauen wir uns, kritische Fragen zu stellen, ersetzen aber auch starre Dystopien und den Euphemismus durch den Willen, die Zukunft auch selbst zu formen. Dann wird vieles einfacher.
Mit dieser Einstellung kommen wir zu einem über die Jahre möglicherweise sogar viel besseren „neuen Normal“ und trauern dem alten keine Träne mehr nach.
Jürgen Zietlow
Unternehmensberater für nachhaltige Kommunikation
Fachjournalist, Umwelt-Lobbyist | 2005 bis 2017 Chefredakteur Magazin MEDIEN | seit 2010 Analyst für nachhaltige Kommunikation, Social Monitoring/Media | Entwickler LineCore-Methode® (Recherche-/ Redaktionssystem).
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Fokus:
Nachhaltigkeit:
Wow. Alle aktuellen Kritikpunkte und Schwachstellen der jeweiligen „Seiten“ angesprochen Ehrlich und direkt.
Es ist wie mit allem. Nur wenn man aufeinander zugeht und miteinander redet, wird man sich weiterentwickeln. In der Sache und auch persönlich.
Es gibt keinen Wolf und kein Schaf. Es gibt nur Menschen.