Immer mehr Adressaten schauen sich Prints genauer an, wissen sie doch, dass gerade das, was man nicht sieht, am deutlichsten zu erkennen ist. No-Label-Prints könnten sich schnell als gefährlicher Bumerang erweisen.
Nachdem sich Hunderte Druckereien auf den Weg gemacht haben, viel Geld und Zeit zu riskieren, um nachhaltige Sortimente zu produzieren, ist uns Drucksacheneinkäufern die Chance gegeben, diese Angebote und ihre Vorteile zu entdecken und selber ein Statement zu abzugeben: Mit einem Label auf der Drucksache.
Damit Printbuyer diese Vorteile verstehen, könnten Mediendienstleister noch deutlicher aufklären und ihre sauberen Sortimente mit mehr Informationen vermarkten.
Viele dieser teils erheblichen Investitionen in den Umweltschutz amortisieren sich erst nach Jahren, wenn überhaupt. Somit sind nachhaltige Druckereien massiv in Vorlage getreten.
Es gibt kein Discount-Image
Printbuyer sind teilweise immer noch überzeugt, eben dieses Engagement zu übersehen, geht es uns doch immer um den letzten Cent beim Drucksacheinkauf. Toll, wie schön billig heute alles ist, oder?
Solche Praktiken sind gerade Controllern mit weitreichenden Kompetenzen nicht würdig, könnten sie doch viel mehr erreichen, wenn sie nicht nur auf Preise sondern Ziele fokussierten. Ein gutes Image durch Umweltlabels oder pfiffige Individualisierungen ist geldwert. Ein ehrenwertes und gewinnbringendes Ziel also. Die Aufpreise sind mit meist nicht mehr als fünf Prozent sehr überschaubar. Ein Label rechnet sich grundsätzlich für solche Unternehmen, die ein gutes Image immateriell bewerten und würdigen.
Wir kennen sie alle: das Teufelchen und das Engelchen. Häufig siegt das Teufelchen. Hätten wir auf das Engelchen gehört!
Gewerbliche Printbuyer, die, durch gewisse Geiz-Mechanismen getrieben, reflexartig billiges, besser noch: viel billigeres Druckwerk bei kleinen wie großen Druckdienstleistern suchen und sich dabei an jedem gesparten Euro berauschen können, sollten, wenn sie wirklich geizig sind, Drucksachen für bestimmte Zwecke stets nach der geplanten Funktion bewerten. Was denn sonst?
Es steht doch quasi bei fast jeder Drucksache das Ziel im Fokus – nicht Billigkeit beim Print, sondern Eindruck. Will ich nur günstig eingekauft haben oder meine Kunden überzeugen? Beispielsweise brauchen wir de facto kaum noch gedruckte Visitenkarten, lassen sich doch Adressen elektronisch mit einem Wisch austauschen. Das dennoch jeder eigene Businesscards verwendet, zeigt, dass Visitenkarten weniger Informations- denn vielmehr Emotionsträger sind.
Das No-Label
Wir Printbuyer sind gelegentlich derart vom Preisargument verzaubert, dass uns eine wichtige Kleinigkeit glatt entgeht. Gerade auf Drucksachen wird ein Verhalten, bei dem wir wichtige Prinzipien für einige Euros infrage stellen, schwarz auf weiß deutlich sichtbar. Doch wenn wir unsere Kunden mit Drucksache überzeugen wollen, können wir das am wenigsten gebrauchen.
Ein Agenturleiter aus Hamburg sagte kürzlich zu mir: „Wenn ich nur billig auf Kosten unseres Images kaufen würde, wäre dies ein Offenbarungseid für uns – ich würde aufhören, mich selber ernst zu nehmen und natürlich auch meine Kunden.“ Tatsächlich achten heute mehr Kunden auf Labels, als wir glauben. Eine Ursache dafür liefern große Printbuyer (Discounter, Konzerne etc.), die ihre eigenen, auflagenstarken Drucksachen häufig sogar mehrfach labeln.
Was man nicht sieht, ist hier am deutlichsten zu erkennen
Diese No-Label auf unseren Drucksachen ist also gar nicht so unsichtbar, wie wir uns das vielleicht wünschen:
Das No-Label ist rasch zu finden, schlicht, da gar kein Label abgebildet ist.
War dem Absender der Umweltschutz egal? Es fällt schwer, einen anderen triftigen Grund dafür auszumachen.
Aufmerksame Kunden finden eben solche unsichtbaren Botschaften quasi zwischen den Zeilen, wissen sie doch, dass auch das, was man nicht sieht, viel über den Absender verrät.
Um herauszufinden, mit wem man es zu tun hat, achten Printbuyer auf Siegen im Onlineshop, auf Bewertungen aber eben auch auf Zeichen von Verantwortung und Nachhaltigkeit auf den publizierten Drucksachen.
Dann stellt sich schnell heraus: Kein Label, keine Visionen, keine Verantwortung.
Es war dem Absender nicht wichtig, seine Drucksache so umweltschonend wie möglich zu beziehen – nicht einmal für wenige Prozent Aufpreis. Der Absender handelte nicht mit Verantwortung, sondern offensichtlich im Sinne seines eigenen finanziellen Vorteils. Übertrieben? Man kann es freundlicher formulieren, was an dieser Tatsache jedoch nichts ändert.
Möglicherweise nehmen sich solche Absender nicht ernst oder es fehlt ihnen an Prinzipien, für die sie stehen. Beides sehr schlechte Signale, gesehen auf das Image,
ergänzt der Agenturleiter weiter im Gespräch.
Stellen wir uns die einfache Frage: Welche Botschaft wollen wir mit einer Drucksache aussenden? Wie wollen wir wahrgenommen werden? Welches Image soll uns zustehen? Hier gibt es keine Grauzone, sondern nur Verantwortung oder eben keine, demnach in Nähe von Egoismus.
Häufig wird argumentiert, dass auch die Wettbewerber billiger kaufen und sich das Geld für Nachhaltigkeit einfach sparen. Daran müsse man sich messen.
Ohne Contenance und Schönsprech übersetzt: Da unsere Marktbegleiter günstigere No-Label-Prints kaufen, passen wir uns diesem Niveau an, da wir im Grunde keine eigenen Überzeugungen zum Thema haben. Mehr lässt sich aus solchen Formeln kaum ableiten.
Fährtenleser, Basiskurs
Schnell finden wir ein Geständnis auf jeder Drucksache, entweder sichtbar oder eben unsichtbar. Gegenüber Empfängern, die unsichtbare No-Labels lesen lernen und darauf achten, kann das schnell zur Antiwerbung par excellence werden.
Absender treten häufig an eine große Zahl wichtiger Empfänger heran und werben um Vertrauen und ein gutes Image. Ohne Labels, die das deutlich unterstreichen, wird ihr Ansinnen künftig zunehmend riskant. Wie groß der Imageschaden dann tatsächlich ist, kann nur geschätzt werden – mögliche Risiken muss jeder Printbuyer aber künftig neu für sich selbst abwägen. Vor allem die Chancen mit einem klaren Bekenntnis für nachhaltige und faire Drucksachen.