Lobbyismus für die Nachhaltige Medienproduktion
Die Kongressmesse Print & Digital Convention, die 2021 vom 20. bis 21. Oktober stattfindet, zählt zu den Topevents der Druck- und Medienbranche. Die Initiative UmDEX ist mit acht zertifiziert nachhaltigen Druckereien der UmDEX-Klasse mit einem Messestand sowie mit Fachvorträgen auf dem Kongress beteiligt. Bild: PDC.
UmDEX beschreibt einen Standard bei der Nachhaltigen Medienproduktion. Gegründet von drei Druckereien, unterstützen mittlerweile elf die Initiative proaktiv – 45 Druckereien sind entsprechend der UmDEX-Klasse gelistet. Während der Kongressmesse Print & Digital Convention ist die Initiative UmDEX mit einem Messestand vertreten und beteiligt sich mit vier Vorträgen am Kongress.
Die UmDEX-Initiative klärt über die Mechanismen der Nachhaltigen Medienproduktion auf und will damit die vermeintliche Komplexität auflösen, aber auch Interesse an bzw. Lust auf umweltgerechte Printmedien fördern. Die Initiatoren haben sich als erste Umweltlobbyisten für die Nachhaltige Medienproduktion positioniert.
Nachhaltige Medienproduktion in 30 Sekunden
Das gesamte Thema ist viel einfacher, als häufig konstatiert, betonen die Sprecher der Initiative Guido Rochus Schmidt und Jürgen Zietlow. Zwar würde gelegentlich ein Label-Dschungel für die Druckbranche beklagt, den aber gar nicht gibt. Die wichtigsten Mechanismen der Nachhaltigen Medienproduktion ließen sich in weniger als 30 Sekunden erklären.
Professionell zertifizierte Druckereien:
- erfassen regelmäßig alle relevanten Umweltdaten,
- werden durch autorisierte Experten auditiert bzw.
- bei Umweltmanagementsystemen wie z. B. DIN ISO 14001 oder EMAS von autorisierten Experten auditiert und sodann jährlich revalidiert,
- verpflichten sich zur Transparenz durch periodische Veröffentlichungen von Umweltberichten (Ökobilanzen) und
- beschäftigen sich deshalb permanent mit dem Thema der Nachhaltigen Medienproduktion. Somit sind auch wesentliche Bereiche der Produktion ständig im Fokus der nachhaltigen Optimierung.
Die UmDEX-Klasse
Die Brancheninitiative UmDEX, im Mai 2020 gestartet, will Printbuyer über die Bedeutung der qualifizierten nachhaltigen Medienproduktion aufklären. UmDEX-Druckereien erfüllen zwar bestimmte Mindeststandards (UmDEX-Score) im Umweltschutz, wie auf der entsprechenden Website UmDEX/Print erläutert, doch
UmDEX ist kein weiteres Umweltlabel und kein Rankingdienst. Druckereien erfüllen die Standards oder nicht, treten aber nicht gegeneinander an.
Abgrenzen statt Ausgrenzen
Ziel der Initiative ist es, sich glaubwürdig und nachvollziehbar mittels weniger, strenger Normen (Zertifikate und Labels) klar und verständlich von konventionellen Druckunternehmen abzugrenzen. Das passiert ausschließlich mit Standards, die sich in der Branche bereits etabliert haben. Dazu zählen staatlich initiierte Normen wie der Blaue Engel DE-UZ 195, mit dem gesamte Druckwerke gekennzeichnet bzw. ausgezeichnet werden oder Umweltmanagementsysteme wie EMAS und DIN ISO Normen wie 14001 (Umweltmanagement) oder 50001 (Energiemanagement). Auch Klimakompensationen nach Climatepartner, NatureOffice oder der Klimainitiative der Druckverbände, die FSC/PEFC-Labels und weitere produktionstechnische Leistungen gehen in den Score ein.
Jede Druckerei kann sich kostenfrei registrieren, erklärt die Initiative, so sie die Bedingungen erfüllt,
die unter der URL www.umdex.de/umdex regelmäßig aktualisiert würden – dort finden auch die jeweils geltenden Rahmenbedingungen.
Alleinstellungen bekannter machen
Zur Druckbranche zählen derzeit mehr oder weniger circa 6.000 Druckereien. Nach aktuellen Recherchen erfüllen davon derzeit gerade einmal knapp 60 Unternehmen die UmDEX-Standards, also rund ein Prozent. Ziel der UmDEX-Initiative ist es, im Einklang mit den staatlichen Vergabestellen für entsprechende Labels, diese Zahl bis 2030 mindestens zu verzehnfachen. Auch die Initiatoren des Blauen Engel streben als Faustregel an, in jeder Branche eine Abdeckung von 10 bis 15 Prozent zu erreichen. Die Haltung der Initiative ist also grundlegend einladend, keineswegs ausgrenzend, betonen die Sprecher. „Wir motivieren zum Mitmachen!“
Flaute für Greenwasher
Die Lobbyarbeit ist nach Ansicht der UmDEX-Sprecher elementar wichtig, denn zugleich etablieren sich Fürsprecher einer deutlich weniger nachhaltigen Orientierung. Generell ein gutes Geschäftskonzept, denn so oder so werden wohl rund 80 Prozent der Druckereien noch für viele Jahre weit weniger nachhaltig dienstleisten als UmDEX-Druckereien. Die sich etablierenden Sprecher seien häufig Label-Skeptiker und auch nicht immer von Klimaleugnern zu unterscheiden. „Da werden Fragen beantwortet, die niemand gestellt hat oder Positionen verteidigt, die keiner in Abrede stellt – etwa, dass weniger Druckvolumen besser ist als vermeintlich große Auflagen nachhaltig zu labeln. Natürlich ist das erste Gebot, besonders für Druckereien des UmDEX-Standards:
Vermeiden – Reduzieren – Kompensieren!“
Hierbei spiele die Beraterkompetenz seitens der Druckereien eine tragende Rolle, so UmDEX. Doch schließlich gelte, völlig unabhängig von einer Printauflage oder der Formatierung von jeweiligen Druckwerken, dass hochwertige Labels grundsätzlich die nachhaltigere Wahl sind.
Kampagne Subventionspaket Blauer Engel (KSB)
Ein aktuell zentrales Projekte vom UmDEX ist eine Kampagne zur Förderung von Druckprodukten, die mit dem Blauen Engel DE-UZ 195 zertifiziert sind. Die KSB will erreichen, dass entsprechend gelabelte Druckprodukte zu den gleichen Marktpreisen verkauft werden können wie konventionelle.
Um Mehraufwände und Aufpreise für Druckhilfsmittel und entsprechende Substrate entsprechend hochwertig gelabelter Druckprodukte zu amortisieren, sollen solche Aufträge, vergleichbar mit der Agrarförderung oder der Förderung der E-Mobilität, auch im Sinne der Agenda 2030 der Bundesregierung, für einen Zeitraum von zunächst zehn Jahren gefördert werden.
Die Ausschüttungen sollen in einem einfachen Verfahren über die Umsätze ermittelt werden, die der RAL gGmbH vorliegen. Entsprechende Druckprodukte sollen auch einem entsprechenden Förderhinweis abbilden können. Die Initiative geht von Einsparungen in Höhe von mindestens 576.000 Tonnen CO2 im Kampagnenzeitraum aus.
Unterstützer der Kampagne
„UmDEX ist die erste professionelle Lobbyismus-Initiative für hochwertig zertifizierte Druckereien“, sagt Werner Drechsler, Geschäftsführer der Druckstudio GmbH in Düsseldorf – eine Druckerei der UmDEX-Klasse. Er und seine Kollegen begrüßen solche Aktionen, wie die Kampagne Subventionspaket Blauer Engel DE-UZ 195.
„Wir klären über die Vorteile und den Nutzen dieser hochwertigen Labels auf und grenzen uns ab, aber wir grenzen unsere Kollegen natürlich nicht aus.
Im Gegenteil laden wir andere Druckereien ein, unserem Beispiel zu folgen. Je mehr Druckereien entsprechend aktiv sind, desto größer die Nachfrage, umso mehr Effekte für den Klimaschutz“, sagt auch Ralf Lokay, Geschäftsführer von Lokay e. K., ebenfalls eine Druckerei der UmDEX-Klasse.
Martin Lind, Geschäftsführer bei der Industriedruck Brandenburg GmbH, sieht großes Potenzial: „Über die Umweltdruck Berlin GmbH, vornehmlich eine Beratergesellschaft für hochwertige Zertifizierungsprozesse, bieten wir unseren Kollegen u. a. professionelle Unterstützung bei der Zertifizierung von Druckprodukten mit dem Blauen Engel an. Wir sind von der RAL gGmbH dazu autorisiert. Unser Team bringt das theoretische Wissen mit, vor allem aber viel Praxis – das wird unseren Kollegen zugutekommen. Wir freuen uns auf weitere Kollegen, die das UmDEX-Level erreichen!“
Roland Makulla, Umwelt- Qualitäts- und Projektmanager bei der oeding print GmbH, plädiert für fließende Übergänge. „Wir sind dahingehend überhaupt nicht verbissen. Natürlich gibt es häufig auch gute Gründe für Frischfaserpapier. Aber für Druckprodukte mit Recyclingpapier ist das DE-UZ 195-Designkonzept eine ausgezeichnete Wahl.“
Martin Lemcke, Geschäftsführer der Langebartels & Jürgens GmbH startete aus Gründen der konkreten Nachfrage mit der Auszeichnung verschiedener Produkte durch den Blauen Engel, da die Nachfrage anzog. Heute ist sein Unternehmen UmDEX-Druckerei: „Wir standen vor der Situation, dass der Hamburger Senat seine Ausschreibungskriterien für Drucksachen auf die Zertifizierung mit dem Blauen Engel geändert hat. Außerdem erreichen uns laufend mehr Anfragen aus der Kundschaft bezüglich hochwertiger staatlicher Labels. Wir sind vom Standard überzeugt. Und wir sehen gute geschäftliche Perspektiven.“
Neben der UmDEX-Initiative sind der Fachverband Medienproduktion e. V., f:mp (mit der Brancheninitiative Media Mundo) sowie der auf die Nachhaltige Medienproduktion spezialisierte Medienproduktioner Mario Drechsler (Highendmedia GmbH) Initiatoren der Kampagne Subventionspaket Blauer Engel.
Rüdiger Maaß, Geschäftsführer beim f:mp., interpretiert die KSB, aber auch die Initiative UmDEX als offene Plattformen, über die sich Interessierte kennenlernen und austauschen können. Der f:mp. praktiziere dies schon seit fast drei Jahrzehnten. „Als Kommunikations-Logistiker haben wir eine Community von über 3.500 Interessierten rund die Nachhaltige Medienproduktion aufgebaut. UmDEX und die KSB erweitert diese Dimension.“
Botschafter der KSB
Seit Beginn der Kampagne im Frühjahr 2021 haben sich bereits viele Organisationen, Verbände, Institutionen und Industrieunternehmen der Kampagne angeschlossen und treten hier als Botschafter einer guten Sache auf. Interessierte finden die weitere Informationen zur KSB auf der Kampagnen-Website, in Kürze auch eine umfassende Studie als Basis für die Kampagne.
Repräsentative Umfrage
Als Basis für den politischen Prozess hat UmDEX einen repräsentativen Status quo ermittelt. Dazu wurde im Frühjahr/Sommer 2021 eine Umfrage unter 250 zumindest teilrelevanten, nachhaltigen Druckereien durchgeführt. Diese Daten fließen neben einem Strategiepapier in eine zentrale Studie ein. Diese Studie dient als fundierte Grundlage um das Subventionsvorhaben in den politischen Prozess einzuführen.
Fachinformationen für die gesamte Branche
Neben der Pressearbeit und der Kampagne KSB publiziert UmDEX sporadisch ergänzende Fachinformationen – adressiert an die gesamte Druckbranche sowie an Printbuyer – etwa das Whitepaper:
Blauer Engel DE-UZ 195 | EU Ecolabel | Cradle to Cradle.
Die Autoren des Whitepapers, Guido Rochus Schmidt und Rüdiger Maß, betonen, dass die die verschiedenen Fachpublikationen ineinandergreifen. „Das Whitepaper ist eine faktenbasierte Publikation mit wissenschaftlichen Anspruch. Es ist auch in Bezug auf die Gewichtung des Blauen Engel DE-UZ 195 und damit wiederum für die Bedeutung der Kampagne KSB elementar“, so Schmidt.
UmDEX auf der Print & Digital Convention 2021
„Die Print & Digital Convention ist eine hervorragende Plattform für Umweltlobbyismus in der Druck- und Medienbranche, denn am Thema Nachhaltigkeit kommt nun wirklich kein Unternehmen mehr vorbei“, sagt Jürgen Zietlow.
UmDEX-Messestand mit acht Top-Druckereien
„Darum sind wir von der UmDEX-Initiative auch mit einem Messestand vertreten, an dem sich acht UmDEX-Druckereien vor Ort aktiv beteiligen. Die Geschäftsführer dieser Druckereien, die zu nachhaltigsten in der DACH-Region zählen, freuen sich auf interessante Gespräche vor Ort“, so Zietlow. Vor Ort sind:
- Langebartels & Jürgen GmbH, Hamburg,
- Oeding print GmbH, Braunschweig,
- Umweltdruck GmbH und Industriedruck Brandenburg, Berlin,
- Druckstudio GmbH, Düsseldorf,
- Umweltdruckerei Lokay e. K., Reinheim
- bonitasprint GmbH, Würzburg
- Druckerei Kern GmbH, Bexbach sowie
- F&W Druck- und Mediencenter GmbH, Kienberg.
Interessierte finden dort hochwertig nachhaltig zertifizierte Exponate. Außerdem wird die Motivation seitens der Printbuyer sowie das Handling mit den verschiedenen Labels thematisiert werden. Viel Praxis also!“
Beteiligung am Kongress
Die UmDEX-Experten Guido Rochus Schmidt, Mario Drechsler und Jürgen Zietlow sind zudem mit insgesamt vier Fachvorträgen auf dem Kongress vertreten:
- Am 20.10.2021, von 10.45 bis 11.15 Uhr fast der Umweltexperte und UmDEX-Autor Guido Rochus Schmidt den aktuellen Status bei den Labels und Zertifizierungsprozessen bei der Nachhaltigen Medienproduktion zusammen und hat dabei auch viel Neues im Gepäck. Der Vortrag ist zudem eine Zeitreise in die Zukunft der Nachhaltigen Medienproduktion.
- Der Medienproduktioner mit Spezialisierung auf die Nachhaltige Medienproduktion, Mario Drechsler, referiert am 20.10.2021, um 15.00 bis 15.30 Uhr über Optimierungspotenziale zur Nachhaltigkeit, denn nachhaltige Medien entstehen weit vor der Produktion von Druckprodukten. Auch geht es um Einsparpotenziale im Vorbereitungsprozess und weitere Fragen, z. B. wie Standardisierung oder Individualisierung auf die Nachhaltigkeit wirken.
- Am 21.10.2021, 09:30 Uhr bis 10:00 Uhr, stellt Jürgen Zietlow gemeinsam mit UmDEX-Druckereien spezielle Druckwerke vor: von der Idee, über die Beratung, die Motivation der Printbuyer, nachhaltig zu drucken bis hin zu den jeweiligen Geschäftsmodellen mit nachhaltigen Druckprodukten wie Büchern. Gezeigt werden ein 2,7 Kilo schwere Hardcoverbuch „Einzimmerfahrtwind“ von der Reise-Influencerin (über 1,4 Millionen Follower auf Instagram) und Schauspielerin, Yvonne Pferrer (produziert bei der Druckstudio GmbH), das Magazin der deutschen Klimaschutzorganisation German Zero “2035” (produziert bei der oeding print GmbH), das Nachhaltigkeitsmagazin „NOW“ (Otto Group/GEO) bzw. spezielle Werbemittel von Greenpeace (produziert bei Langebartels & Jürgens GmbH) sowie das Hardcover-Bildband „Lockdown – und plötzlich war alles ganz still“ des Würzburger Fotografen Mario Schmitt (gedruckt bei der bonitasprint GmbH).
- Für mehr Informationen zur Studie/Umfrage, die als Basis für die erwähnte Kampagne Subventionspaket für Blauer Engel Druckprodukte (KSB) dient, tritt am 21.10.2021, 10.45 – 11.15 Uhr nochmals der Umweltexperte Guido Schmidt auf die Bühne. Begleitet wird er von Martin Lind (Geschäftsführer Umweltdruck Berlin GmbH), der aktuelle Informationen zur Zertifizierung für Druckereien mit dem Blauen Engel DE-UZ-195 vorstellt.
Nachhaltigkeit wird zu Licence to operate
Die Nachfrage nach umweltgerechten Druckprodukten boomt. Zwangsläufig, denn nicht nur das Weltklima ändert sich, sondern auch das politische: in Deutschland, der EU und weltweit – mit großer Dynamik ohne Umkehr.
Nachhaltige Entwicklung ist branchenübergreifend
Selbst Branchen, die dahingehend eher atypische Produkte und/oder Dienstleistungen anbieten, erfinden sich völlig neu: Zum Beispiel handeln große Discounter immer entschlossener: ALDI schmeißt bis 2025 Billigfleisch aus dem Sortiment – eine Sensation. Vegane und vegetarische Produkte boomen seit Jahren. Die Rügenwalder Mühle Carl Müller GmbH & Co. KG war noch vor wenigen Jahren vor allem für ihre Fleischprodukte bekannt. Heute, nur wenige Jahre später, ist das Unternehmen mit einem Marktanteil von 40 Prozent sogar Marktführer für vegane oder vegetarische Fleischersatzprodukte in Deutschland und macht jetzt über die Hälfte seines Umsatzes mit veganen Produkten.
Was für ein Wandel – und ein Beleg für die Chancen, die mit einer nachhaltigen Transformation einhergehen, auch in der Druckbranche.
Öffentliche Ausschreibungen sind ebenfalls zunehmend an nachhaltige Labels gebunden. So hat der Hamburger Senat beschlossen, Druckaufträge künftig stufenweise an Zertifizierungen mit dem Blauen Engel DE UZ-195 zu knüpfen – der Umweltsenator hält sich bereits an diese Vorgabe. Druckereien, die keine entsprechenden Labels anbieten können, verlieren solche Druckaufträge dort seither – und zunehmend auch weitere Jobs, denn mit etwas Zeitverzögerung orientiert sich auch die Wirtschaft an solchen Kriterien. Andere Bundesländer werden diesem Beispiel folgen. Egal, wer künftig regiert:
Die nachhaltige Transformation ist gesetzt – und der Nachfrage ist egal, welche Druckereien passend liefern können.
Davon ist auch Guido Rochus Schmidt überzeugt, übrigens einer der ersten Druckereigeschäftsführer in Deutschland, der sich schon 1999 für EMAS oder später für den Blauen Engel entschieden hat. Schmidt ist sicher:
Nur zertifiziert nachhaltige Druckereien überstehen die nächsten zehn Jahre unbeschadet“.
Auch Alexander Birken, Vorstandschef der Otto Group ist überzeugt:
„Die Haltung von Unternehmen wird also nicht nur zum Teil der Kaufentscheidung, sondern zunehmend auch zur ‚licence to operate’!
Halbherzigkeit wird künftig nicht mehr verziehen. Greenwashing funktioniert nicht mehr – damit ist man als Unternehmer nicht mehr überlebensfähig.“
Gezielte, konkrete Nachfrage und steigende (Auf)preisbereitschaft
Die UmDEX-Redaktion erreichen täglich Anwendungsbeispiele, die zeigen, wie gezielt Printbuyer recherchieren, gut informiert und auch bereit sind, Aufpreise für nachhaltig gelabelte Drucksachen zu akzeptieren. Zum Beispiel die benannte Otto-Group, die gemeinsam mit der Zeitschrift GEO das Magazin NOW bei einer nachhaltigen Druckerei aus Hamburg produzieren ließ. Der Kunde entschied sich für eine Druckerei, die 200.000 Druckwerke nach den Richtlinien des Blauen Engel DE-UZ 195 produzieren kann. Trotz der üblichen, starker Preisfokussierung wurden entsprechende Aufpreise akzeptiert.
Auch andere große Printbuyer, zum Beispiel Die Metro AG, die Deutsche Telekom AG, Fraport, der Flughafen München und so weiter, verzichten nicht mehr auf amtlich nachhaltig produzierte und entsprechend gelabelte Drucksachen: allen voran mit dem Blauen Engel DE-UZ 195. Besonders gefragt sind solche Druckereien, die zudem mit nachhaltigen Managementsystemen (Umwelt, Energie, Qualität) zertifiziert sind, also auch eine umweltgerechte Produktionsumgebung nachweisen können, so, wie alle UmDEX-Druckereien. Auch bekannte Organisationen wie zum Beispiel Greenpeace sind dahingehend vorbildliche Printbuyer. Oder benannte Umweltschutzorganisation GermanZero, die von zahlreichen Prominenten unterstützt wird und über die Anforderungen beim Kauf von Print selbst mit großer Reichweite berichtet.
Das motiviert auch kleinere Kunden!
Konkret mit welchen Labels nachhaltige Drucksachen gekennzeichnet und wie eine passende Druckerei zertifiziert und ausgestattet sein sollte – das hat sich auch in der Start up-Szene längst herumgesprochen. Der Generationenwechsel treibt diese Entwicklung. Junge Unternehmer:innen wollen einen sichtbaren Teil zur globalen, nachhaltigen Transformation beitragen:
Nachweislich, nicht mit Fake-Labels oder Absichtserklärungen.
Die Herausgeber des Waldmagazins, eine kleiner Redaktion in der Nähe von München, wollten trotz kleinem Marketingbudget auch nicht darauf verzichten, ihr Magazin bestmöglich zu labeln. So engagiert informieren sich zunehmend auch kleinere Einzelhändler, zum Beispiel Brigitte Baldrian, Geschäftsführerin der Papeterie Baldrian. Die Illustratorin setzt für ihre Papierprodukte wie Kinderbücher, Kalender, Spiele, Bilder etc. ganz bewusst auf Nachhaltigkeit – für sie sind umweltgerecht produzierte Papierprodukte Teil ihres Qualitätsversprechens. Oder der Medienproduktioner Mario Drechsler, der 2016 mit dem großen Wandkalender „DEMUT“ eine der ersten Drucksachen überhaupt nach den Statuten des Blauen Engel UZ-195 konzipiert hat und beim Druckhaus Berlin Mitte GmbH (heute Industriedruck Brandenburg) produzieren ließ – das Druckwerk gewann wegen seiner herausragenden, nachhaltigen Eigenschaften diverse Preise wie den GREGOR-Award, den Deutschen Designpreis und weitere.
Selbst Digital Natives, erfolgreichen Influencer:innen, die mit Millionen Followern im digitalen Universum agieren,
setzen nicht nur generell immer dann auf Print, wenn es wichtig oder ein Geschäftsmodell ist, sondern immer dann auch konsequent auf die besten nachhaltigen Standards: Zwei von vielen Beispielen sind Mady Morrison und benannte Yvonne Pferrer – beide mit weit über einer Million Follower auf Instagram und mit starken YouTube-Channels: Die Yoga-Influencerin Morrison suchte gezielt nach einer Druckerei für verschiedene Drucksachen, u. a. für einen Yoga-Kalender: sie wollte ihre Druckwerke unbedingt mit dem hochwertigsten Label, dem Blauen Engel DE-UZ 195, kennzeichnen. Auch die Schauspielerin und Influencerin Pferrer hat für ihre Buch nach einer Druckerei gesucht, die die Statuten des Blauen Engels für Drucksachen garantieren kann und generell überzeugend umweltgerecht produziert.
Wie erwähnt, können Besucher der Kongressmesse Print & Digital Convention einige dieser Printbuyer persönlich treffen und deren Motivation und Druckwerke vor Ort auch in Augenschein nehmen.
Print ist im Vergleich zum flüchtigen, inflationären Onlinemarketing ein ausgezeichnetes Geschäftsmodell und auch ein nachhaltig belastbares Gegenmodell zu digitalen Medien, soweit die Druckwerke entsprechend hochwertig und zertifiziert umweltgerecht produziert wurden.
Jürgen Zietlow
Unternehmensberater für nachhaltige Kommunikation
Fachjournalist, Umwelt-Lobbyist | 2005 bis 2017 Chefredakteur Magazin MEDIEN | seit 2010 Analyst für nachhaltige Kommunikation, Social Monitoring/Media | Entwickler LineCore-Methode® (Recherche-/ Redaktionssystem).
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