Das Umwelt-Engagement der oberbayerischen Druckerei Ulenspiegel GmbH & Co. KG wird branchenweit bewundert, wurde sie z. B. schon 1999 nach EMAS zertifiziert. Jetzt macht das nachhaltige Unternehmen mit der Zertifizierung als Gemeinwohl-Unternehmen von sich reden. Ein Gespräch mit Branchenurgestein und Umweltbeauftragtem Guido Schmidt.

Deutschland wurde zum Billiglohnland

Wir reden nicht gerne darüber und ja: Irgendwie reicht es selbst für die krass ausgebeuteten hierzulande noch für ein Smartphone, ein warmes Bett und um satt zu werden. Überall freundlich grinsenden Emojis, die manchmal an Arbeitspropaganda der Volksrepublik China erinnern. Nur schlauer. Subtiler, da von uns selber gepostet. Dann diese gelegentlich peinlichen Battles der Kollegen um den ersten Platz des aber nun wirklich absolut best gelauntesten Facebook-Poster aller Zeiten.

Damit wird tatsächlich etwas schöner und für manchen sicher erträglicher, was sich ansonsten schlichtweg nicht schönreden lässt: Derzeit völlig unregulierte digitale Trends mit völlig neuen Arbeitsmodellen, menschenleere Fabriken im Industrie-4.0-Zeitalter haben ihre Spuren bereits sichtbar hinterlassen – und es geht gerade erst los. Diese digitale Power paart sich mit einem noch nie dagewesenen Egoismus des Individuums, so auch von Managern quer durch alle Branchen. Ausbeutung ist hip. Der Neoliberalismus trifft hier frontal auf die teils meschenverachtenden Mechanismen der Digitalisierung.

Team Druckerei Ulenspiegel.

Teammitglieder der nachhaltigen Druckerei Ulenspiegel. Man ist sich einig darüber, soweit irgendwie möglich konsequent nachhaltig und im Sinne von Mensch und Region zu produzieren.

Falsches Verständnis

Die wirtschaftliche Sozialisation, in der egomanische Unternehmertypen nicht selten als Vorbilder gesehen oder von Medien beschrieben werden, gepaart mit forcierten Daten und Statistiken, zur Aufhellung der Konsumentenstimmung, verschärft die Situation. Es entstand ein mit falscher Ideologie geprägtes Wirtschaftsumfeld, in dem Freiwilligkeit, Rückbau, Nachhaltigkeit, Verantwortung und Menschlichkeit als Teil einer Wohlfühlprojektion zwar laut gepredigt werden. Tatsächlich blieben bisher jene, die gerade für diese Werte einstanden, hinter den Egoismen einiger Selbstverliebter zurück.

Es sind immer nur einige wenige Schurken, die ganze Gesellschaften geißeln und ihnen weiszumachen versuchen, dass ihr Weg alternativlos ist, selbst dann noch, wenn das Gegenteil bereits offenliegt. Am Ende solcher Zyklen wird es wieder keiner gewesen sein und jeder schon immer anders gedacht und gehandelt haben wollen. Geschichte wiederholt sich grundsätzlich, wenn auch in jeweils unterschiedlichen Facetten.

Dieser Unternehmertyp

Bei dieser Ideologie müssen alle Gewinner sein, wachsen, expandieren, dem verherrlichten Ellenbogentypen entsprechen. Kritik wird ungern gesehen, immer den Blick auf die gerichtet, die nach vorne rennen, 24/7 erreichbar, knallhart durchziehen, verdrängen, modernisieren, um jeden Preis rationalisieren. Dieser brandneue E-Business- und Share-Economy-Unternehmertyp, dem viele nachzueifern versuchen, ist mit seiner Verantwortung gegenüber Belegschaften, Geschäftspartnern, seiner Region und der Gesellschaft häufig hoffnungslos überfordert. Alles nichts Neues.

Außenansicht Druckerei Ulenspiegel

Nachhaltige Drucksachen werden im Ulenspiegel-Druckereistandort in Oberbayern mit modernster Technik produziert.

Umdenken durch Betroffenheit

Dass diese „Nach-mir-die-Sintflut-Mentalität“ sozialen Frieden, Gesundheit, Zukunft, faire Löhne und damit auch Kaufkraft kostet, dämmert allen längst. Viele sind Betroffene in diesem Umfeld, auch wenn kaum einer darüber reden mag, da auflagenstarke Medien und Statistiken eher das Gegenteil vermitteln. Wer will sich da schon outen? Eben. Das ist der Trick.

Man muss sich entscheiden

Wer sich einmal für den Ellenbogenweg entschieden hat, wird Argumente suchen, die das eigene Agieren rechtfertigen. Es geht nicht anders. Wer den Sinn seines Handelns nicht findet, um sich daran zu bestärken, steht diese Speed-Ideologie mental nicht durch.

Je mehr aufgebaut, je mehr Maschinen abbezahlt und Mitarbeiter belohnt werden müssen, desto intensiver soll diese mentale Selbsthypnose das gegebene Umfeld als richtig und sinnvoll rechtfertigen. Wer kennt das nicht? Je größer der Berg an Schulden, Umsätzen und Verantwortung, desto intensiver greift dieser Mechanismus des Schönredens, der diese Art von kognitiver Dissonanz erträglicher macht.

Man muss sich wohl entscheiden: Oft ist es das Downshifting, der Lebenswert, eigene Lebenszeit und das Gefühl, Sinnvolles beigetragen zu haben, das intensiver und tiefgreifender befriedigt als Expansion um jeden Preis. Wäre da nur nicht dieser Lärm drumherum. Geld und Ruhm, aber keine Zeit mehr zum Leben? Das Luxusauto, fixiert im Stau auf der Autobahn, Zeit im Nacken, Dauerstress, Speed-Holiday mit angenähter 24-7-Smartphone-Erreichbarkeit? Die teure Designergarnitur, ohne die Zeit, darauf zu entspannen?

Produktpalette Ulenspiegel-Druck

Kunstdrucke und teils veredelte Drucksachen. Nachhaltigkeit und „Öko“? Das kann funktionieren, soweit die richtigen Materialien zum Einsatz kommen.

Vorbilder wie Ulenspiegel

Man kann nicht genug betonen, wie wichtig das Engagement der hier vorgestellten nachhaltigen Unternehmen ist, so auch bei Druckerei Ulenspiegel.

Couragierte, selbstbestimmte Unternehmer, die zur Stabilisierung Ihres eigenen Standortes weit mehr beitragen als so mancher Konzern, gerade in Bezug auf den sozialen Frieden, der als Topstandortfaktor gilt.

Bei Ulenspiegel ist die Überzeugung, nachhaltig und im Sinne der nächsten Generation zu wirtschaften, organisch gewachsen. Das Unternehmen steht mit seinen Überzeugungen auch für die Zukunft einer Jugend ein, die digital und medial häufig viel zu sehr abgelenkt ist, um sich selber dafür stark zu machen – eine Verantwortung, die gerne übersehen wird.

Schon seit seiner Gründung in den späten Siebzigerjahren handelt das Unternehmen nach der Überzeugung, selbstbestimmt und hierarchiefrei zu wirtschaften. „Wir empfinden eine tiefe ethische Verantwortung für den achtsamen Umgang mit Menschen und Natur, die wir nicht wie meist üblich dem herkömmlichen Profitstreben opfern wollen“, erklärt Guido Schmidt, Umweltbeauftragter der oberbayerischen Druckerei.

Schmidt ist ein sehr interessanter Gesprächspartner, der etwas zu sagen hat und wie seine Kollegen Achtung verdient, denn sein Beitrag ist wesentlich – umso mehr im Verhältnis zu Konzernen, gerade dann, wenn man einmal die Umsatzgrößen vergleicht.

Umweltkonzept

Das Unternehmen hat sich dem umweltfreundlichen Drucken bereits vor mehr als 25 Jahren verschrieben und seine Produktionsprozesse darauf abgestimmt:

Schon 1999 erhält Ulenspiegel als erste Druckerei der gesamten Region das EMAS-Zertifikat. Es gilt als ehrgeizigstes Managementsystem der EU. Druckereien verpflichten sich zur Umwelt-Berichterstattung. Zudem ist das Unternehmen Mitglied im Umweltpakt Bayern sowie der IPR, Initiative Pro Recyclingpapier. Zudem FSC- und PEFC-zertifiziert. Als Mitglied der  B.A.U.M.-Initiative „Wirtschaft pro Klima“ bekennt sich das Unternehmen zur Verantwortung für aktiven Klimaschutz.

Gemeinwohl

Gemeinwohl-Ökonomie forciert ein Wirtschaftssystem, das auf gemeinwohlfördernden Werten basiert: Fairness, Nachhaltigkeit und Basisdemokratie. Damit will die Gemeinwohl-Ökonomie zu einer grundlegenden Veränderung auf wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene hinwirken.

Ulenspiegel Druck hat sich dieser Wirtschaftsweise schon seit vielen Jahren verschrieben. „Wir haben unsere Gemeinwohlaktivitäten bilanziert und auditiert und sind seit Mai 2016 ein zertifiziertes Gemeinwohl-Unternehmen.“

Die Gemeinwohl-Bilanz ist sehr umfangreich und umfasst neben einer detaillierten ethischen Einschätzung auch konkrete Fakten wie die ethisch-nachhaltige Qualität der Geschäftspartner, den konkreten Umgang mit den Mitarbeitern, Gleichstellung und Diversität, Arbeitszeitmodelle etc. Auch sind eine Reihe ethischer und realökonomischer bzw. unternehmerischer Fragestellungen gewichtet wie Energieeffizienz, Abfall- und Recyclingwirtschaft, Verbrauchsmaterialien und vieles mehr.

Nähe, Regionalität

Zum Stil des Teams zählt tägliche Nähe zu den eigenen Kunden. Beispielsweise das Kundenmagazin „Druckfrisch“ wird von jeweils anderen Kunden layoutet. Social-Media-Marketing? Schmidt schmunzelt: „Genau das tun wir durch die regionale Nähe zu unseren Kunden, täglich und analog, wenn Sie so wollen.“

Das Team ist vor Ort bekannt, versteht sich als Teil einer lokalen Gemeinschaft. Kunden haben Vertrauen und wissen, dass man sich persönlich verantwortlich fühlt. Ein Gesicht hinter dem Produkt anstelle anonymer Vorstände großer AGs.

Das, aber auch die nachhaltigen Überzeugungen der Crew kommen gut bei den Kunden an, von denen tatsächlich viele aus der Region stammen. Regionalität steht für Fairness. Das Geld bleibt vor Ort und fließt nicht an Aktionäre oder Spekulanten in aller Welt, die sich kaum bis gar nicht um die Menschen der jeweiligen Investitionsregionen solidarisieren. Gute Beispiele für den Erfolg regionaler Wirtschaftssysteme liefern die Erfolge sog. Bürgerkraftwerke. Die Stromkosten in solchen Gemeinschaften sanken um bis zu 50 Prozent. Die regionale Kaufkraft stieg deutlich.

Mit Hirn, Herz und Verstand: Die Kunden von Ulenspiegel kaufen selbstbestimmt, tragen ihren Teil zur Zukunftsfähigkeit des Standortes bei und sind zu Recht stolz darauf. Einer der Stammkunden von Ulenspiegel schreibt in den sozialen Medien:

„Tue Gutes und sprich darüber. Das ist unser Prinzip, wenn wir Print bei Ulenspiegel ordern. Natürlich weisen wir unsere Kunden durch Labels auf unseren Drucksachen darauf hin, dass wir besonders verantwortungsbewusst einkaufen.


***ONE OF 250 TOP PREMIUM-PRINTERS GERMANY


Die Druckerei zählte schon immer zu den nachhaltigsten Druckereien Europas und war viele Jahre vor allen anderen Unternehmen EMAS-zertifiziert, einem der hochwertigsten Labels überhaupt. Sehr regional verwurzelt mit direktem, persönlichen Draht in die Region und zu Kunden.