Hundert Angebote raus und am Ende bleiben doch wieder nur wenige Aufträge hängen. Dann noch von Kunden, die mit Dumpingpreisen der Konkurrenz herumfuchteln oder im letzten Augenblick die Bremse treten.

Vorsicht vor Printbuyern

Die Agentur Goodby, Silverstein & Partners hat das in einer treffsicheren Momentaufnahme beinahe schmerzlich realistisch in Szene gesetzt. Viral. Wir zeigen drei Werbefilme von 2013, 2014 und 2015, in denen sich jeder, mal mehr und mal weniger, selber wiederfindet. Authentizität und der Mut, Wahrheiten zu überspitzen, machten die Adobe-Kampagne zu einem riesen Erfolg.

Immer dieser Ärger mit den Kunden?

Da sendet man mehrere Angebote, telefoniert engagiert, lässt sich vertrösten, da der Entscheider gerade hier ist und gleich noch dort hin muss. Schon wieder wird nach dem Namen gefragt. Auch nach der Rückrufnummer, obwohl die doch im Display zu sehen ist und auch schon etliche Dringend-Zettel herumliegen müssten. E-Mails? Keine Reaktion.

Unhöflichkeit liegt im Trend, könnte man meinen.

Irgendwann gelingt es, den Star des Tages, den Entscheider an die Strippe zu bekommen. Endlich, Strike!

Video Adobe Marketing-Cloud

Immer Ärger mit den Kunden: Standbild aus dem Video der Agentur Goodby, Silverstein & Partner, die dieses Video im Auftrag von Adobe erstellt hat (Video siehe unten).

Zu früh gefreut

Ganz flüchtig und eilig ändert der abermals seine Wünsche und lässt schon mal wissen: „Hier stehen noch andere Druckereien vor der Tür und die rufen Preise auf … da müssen Sie sich schon noch ein Stück weit bewegen“. Eigentlich gibt es keinen Spielraum mehr. Andererseits muss die leistungsstarke Druckmaschine laufen, manchmal annähernd nach dem Motto: koste es, was es wolle. Die Zusage, „gerne“ nochmals zu rechnen und noch ein Angebot zu übersenden ist natürlich geschmeichelt.

 Zurück zum Auftrag

Am Ende dieser Odyssee mit dem Kunden kommt nicht selten ein Einzeiler per E-Mail, wenn überhaupt: „Hallo Herr Mustermann, wir sehen von einem Auftrag ab. Danke für Ihre Mühe.“ Stunden der Arbeit für die Tonne. Ein anderer war billiger und hat noch mehr nackte Haut gezeigt. Sich möglicherweise über Gebühr und Vernunft verbogen, damit es reicht. Wenigstens jetzt noch und morgen vielleicht. Übermorgen? Das ist noch lange hin, dieser Tage.

Diesen alltäglichen Umstand für viele Druckdienstleister, quasi für alle Unternehmer, hat Adobe mit Bravour in Szene gesetzt. Die Agentur Goodby, Silverstein & Partners hat hier in einem Spot großartige Arbeit geleistet und dieses Dilemma verfilmt, ja sogar punktgenau in Szene gesetzt. Natürlich müssen Kunden dies mit einem gewissen Humor betrachten, denn sie selber sind nicht selten auch Getriebene.

Das täglich Brot mit den Kunden:

Perfekt in Szene gesetzt von Goodby, Silverstein & Partners:

Printbuyer können anstrengend sein

Gleichwohl ist die Kritik an Printbuyern aufgrund dieser Preispanik derzeit nicht ganz unberechtigt. Controller sind häufig nur noch auf reine Druckpreise fokussiert und werden ihrem Job, logisch betrachtet, nicht gerecht. Auch, wenn ihr Job nur mit der Zielsetzung eines günstigen Einkaufs profiliert ist. Aber wenn es doch gerade um die Responsequoten geht?

Der Erfolg einer Drucksache lässt sich durch Beratung seitens versierter und gut ausgebildeter Medienexperten deutlich optimieren. Profis wissen das und große Marken setzen längst auf Print mit Extras. Doch nicht selten, wenn Mittelständler es der Industrie in punkto Lean Management mit all den starren Regeln gleichsetzen wollen, ist häufig mehr verloren als gewonnen. Immer dann quasi, wenn Führungskräfte per Jobdefinition angehalten sind, bloß nicht selber zu denken.

Trendsetter lassen keine Diskussion zu

Bei Drucksachen wird viel häufiger und konkreter nach dem Preis gefragt als im digitalen Umfeld. Digitale Marketingbudgets werden weniger streng bis häufig gar nicht hinterfragt. Digital? Ein Trend! Den muss man bedienen. Digitale Channels haben eben ihren Preis. Haben sie? Und der Preiswert?

Chief Brand Officer der Deutschen Telekom:
„Werbungtreibende sind digitalbesoffen“

Ja, sind denn alle Werbungtreibenden digitalbesoffen, gar übermäßig euphorisiert?

Hans-Christian Schwingen (Deutsche Telekom), Dagmar Nedbal (Mastercard) und Jason Lusty (Audi) auf der Bühne beim Deutschen Medienkongress 2017. Die Aussage von Schwingen zum Thema digitale Euphorie war ungewohnt deutlich. Bildquelle: HORIZONT.

Würden wir das behaupten, gerieten wir rasch unter Verdacht, nur unseren Faible für analoge Medien zu pflegen. Dabei sind wir selber von vielen digitalen Technologien begeistert.

In diesem Fall hat dies kein geringerer als ausgerechnet Hans-Christian Schwingen, Chief Brand Officer der Deutschen Telekom, gesagt – und dann auch noch auf den Deutschen Medienkongress. Aua! Öffentlich im Rahmen einer Podiumsdiskussion.

HORIZONT-Autor Michael Riedel zeigte sich in seine lesenswerten Fachartikel über den Medienkongress 2017 so überrascht wie viele Besucher im Auditorium. Endlich mal einer, der sagt, was alle längst schon ahnen, sich aber nicht trauen zu sagen, ist doch Kritik sowas von out, bzw. wird rasch von denen, die gerne von „Trends“ leben möchten, als prinzipiell destruktiv stigmatisiert.

Schwingen spricht wörtlich von der digitalen Besoffenheit, davon, dass zuviel Geld ins Digitale fließt und dass die Budgethoheit in zu vielen Händen liegt.

Da werden 20.000 oder 40.000 Euro in die sozialen Netzwerke gesteckt ohne Sinn und Verstand. Da herrscht ein wahnsinniger Wildwuchs.

Damit müssten sich Werbungtreibende kritisch auseinandersetzen. Man wisse ja schon, was funktioniert und was nicht.

In diesem Zusammenhang ist Bewegtbild auf Facebook überbewertet. 85 Prozent der User brechen nach drei Sekunden ab. Was sollen wir denn damit?

Von anderer Seite war zu erfahren, dass viele anschließende Diskussionen eben diese Erfahrungen bestätigen konnten und viele Besucher schon während der Diskussion zustimmend genickt hätten. Doch warum ändert sich dann häufig trotzdem nichts? Warum immer wieder diese digitale Euphorie statt sachlicher Begeisterung, die es ja gerne sein darf.

Mit voller Kraft ins digitale Nirvana

Dieses „weiter so …“ auf Facebook beobachten wir seit vielen Jahren. Beharrlichkeit zahlt sich irgendwann schon aus!?

Nein, solange die Themen nicht stimmen. Social-Media-Marketing muss organisch wachsten. Authentizität! Damit sich gerade nicht Latte- oder Personalküchen-Fotos gemeint, die gelegentlich Ok sind, sondern hilfreiche, inspirative, erstaunliche oder unterhaltsame Posts.

Die einzig vernünftige Basis dafür ist hochwertiger Content mit Herzblut, nicht irgendeiner. Solch professionellen Artikel kosten ggf. viele Stunden Arbeitszeit. Lektorat, Bildbearbeitung, Revisionen, interne Verlinkungen etc. noch gar nicht eingerechnet. Wem das nicht deutlich wird, investiert auch künftig Geld und Zeit für die Katz. So einfach? So schwierig!

… 2. Teil siehe Pfeil unten.