Verpackungen: Nachhaltigkeit ist (k)ein Luxus
Vier Entwürfe nachhaltiger Luxus-Verpackungen, für Armbanduhren der Marke Mühle Glashütte, größtenteils hergestellt aus den zertifiziert nachhaltigen Kartonen von Koehler Papier Greiz.
Luxus definiert sich durch ideologische oder materielle Bewertungen. Dass selbst nachhaltige, faire und/oder hochwertige Produkte oft zu einem Luxus wurden, ist eine Anomalie. Ein von Koehler Paper initiiertes Projekt für nachhaltige Verpackungen von Luxusartikeln zeig, wie Luxus, Nachhaltigkeit und Preiswert entlang der Wertschöpfungskette verschmelzen.
Das Adjektiv „Luxuriös“ wurde im 17. Jahrhundert vom lateinischen „Luxuria“ abgeleitet und steht u. a. für Üppigkeit, Ausschweifung, übermäßige Verschwendung, Maßlosigkeit und so weiter. Ist Luxus demnach der krasse Gegensatz zu den zentralen Attributen der Nachhaltigkeit? Was gilt für nachhaltige Verpackungen? Braucht der Luxusbegriff ein Update?
Im Wesentlichen gibt es den maßlos materiellen und den ideologischen Luxus.
Ein tonnenschweres Luxusauto mag seinen Preis wert, also preiswert sein, ist aber kaum nachhaltig, eher ein materieller Luxus. Auch natürlich knappe Materie wie Gold oder Edelsteine sind ein Luxus. So auch ein guter Rotwein, etwa ein „2010er Château Haut-Brion“ der 1.000,00 Euro oder mehr kostet. Sein Preis bestimmt sich auch durch ideologische Maßstäbe. Vergleichbar mit diversen Kunstobjekten, die für Sammler insbesondere einen ideologischen Luxus-Wert darstellen, aber als Sammlerobjekte zumeist ewig währen, also nachhaltig sind. So wird deutlich:
Luxus ist nicht per se maßlos und oft auch nachhaltig.
Preiswert, Nährwert und Nachhaltigkeit
Dass Nachhaltigkeit und Qualität als Produktattribute selbst in den vergangenen rund 40 Jahren häufig zu einem Luxus wurden, ist eine Abnormität, die in der Ära eines primitiven Neoliberalismus zu wuchern begann – getrieben durch die Idee einer annähernd bedingungslosen Gewinnmaximierung. So entwickelten Unternehmen immer billigere Kopien, quasi Illusionen von Qualität, Nährwert und folglich von Preiswert, beispielsweise bei Lebensmitteln.
Es entstanden Plagiate von Qualität und Nachhaltigkeit.
Bei Lebensmitteln zum Beispiel, sind Qualität, Nährwert und folglich auch Preiswert oft kaum mehr als gut vermarktete Illusionen, da Bauteile oder Zutaten durch minderwertigere, aber billigere Komponenten substituiert wurden. Ein Teil der Einsparungen floss ins Marketing, fürs Produkt-Framing. Gesunde, hochwertige Bio-Lebensmittel aus der regenerativen, ökologischem Landwirtschaft erscheinen uns nur deshalb oft als ein Luxus, da die Kopien davon oft viel billiger sind – nicht aber preiswerter, wenn Nährwerte und substanzielle Qualität fehlen.
Nachhaltige Produkte sind ihren Preis wert, also preiswert,
da sie entsprechend aufwändiger hergestellt und/oder weiterverarbeitet werden und sehr konkrete, ihren Preis werte Produktattribute bieten. Nachhaltigkeit kann zumeist anhand klarer Fakten nachgewiesen und definiert werden.
Rohstoffengpässe, globale Krisen, steigende Energiepreise, Klimakapriolen, Inflation: Schon seit Jahren lässt sich resümieren:
Nachhaltigkeit ist (k)ein Luxus, den wir uns besser öfter geleistet hätten!
Mit Blick auf unsere individuelle Gesundheit, aber auch auf die gesamtwirtschaftlichen Kosten im Gesundheitswesen, z. B. durch mangelhafte Ernährung, Umweltschäden oder zunehmend geringere Nutzungszyklen von Produkten und Wegwerfartikeln, entpuppte sich „teurer“ häufig als günstiger – gleich für ganze Volkswirtschaften, denn Risiken und Nebenwirkungen hyperventilierender Wirtschaftssysteme wurden bislang oft vergemeinschaftet.
Nachhaltigkeit: Produktkomponenten und Produktionsumgebung
Dass hochwertige Luxusartikel, die ihren Preis wert sind und nachhaltig hergestellt werden, auch zertifiziert nachhaltig, luxuriös und dennoch preiswert verpackt werden können: Der Papierhersteller Koehler Paper, die Marke Mühle-Glashütte, eine traditionelle, familiengeführte Glashütter Uhrenmanufaktur sowie die zertifiziert nachhaltige Druckerei Langebartels & Jürgens GmbH zeigten in einem gemeinsamen Verpackungsprojekt, wie das funktioniert. Das Motto:
Nachhaltigkeit sollte kein Luxus sein, aber Luxus immer nachhaltig!
Ob Produkte und ihre jeweiligen Verpackungen schließlich das Prädikat „Nachhaltig“ verdienen, hängt von ihren Einzelkomponenten entlang aller Stationen der Wertschöpfungskette ab – und davon, in welcher Produktionsumgebung sie zu Endprodukten zusammengesetzt, verpackt und versendet werden.
Bei diesem Verpackungsprojekt stimmten all diese Faktoren.
Nachhaltig. Premium. Kreativ.
Deshalb hat der Papierhersteller Koehler Paper (Koehler Paper Greiz) dieses Kooperationsprojekt proaktiv unterstützt: es entstanden vier optimal nachhaltige und luxuriöse Verpackungsideen für Armbanduhren von Mühle-Glashütte, hergestellt aus Kartonen von Koehler Paper, die schließlich bei der zertifiziert nachhaltigen UmDEX-Druckerei Langebartels & Jürgens umweltfreundlich, zunächst in kleinen Musterauflagen, produziert wurden. Vier Kreativagenturen:
- Audio Logo GmbH,
- Forteam Kommunikation GmbH,
- Lehanka Kommunikationsagentur GmbH und
- Scholz & Friends BuyQ,
haben jeweils raffiniert designte und intelligent funktionale Entwürfe konzipiert, die sowohl im Rahmen eines Pitches als auch, wenige Wochen später, in optimaler Umgebung, auf der Fachmesse Print & Digital Convention, am Messestand von Koehler Paper präsentiert wurden.
„Wir wollten ein Exempel für nachhaltiges Premium-Packaging statuieren,“
sagt Udo Hollbach, Geschäftsführer von Koehler Paper Greiz, über die Motivation für dieses Projekt. Die im Greizer Papierwerk hergestellten Substrate der Serie „Koehler Eco® Paper“ sind zertifiziert nachhaltig, hundertprozentig aus Sekundärfasern hergestellt und von feinster Beschaffenheit. Die für Luxusverpackungen typischen, exklusiven Haptiken und Optiken dieser Papiere, kreuzen sich mit fundamentalen, nachhaltigen Assets.
Das Eco® Paper-Sortiment umfasst verschiedene Farben und Flächengewichte von 120 bis 350 g/m², die strengsten nachhaltigen Anforderungen entsprechen etwa:
- 100 Prozent aus Sekundärfaserstoffen (Recyclingmaterial) hergestellt,
- carbonfrei,
- lichtbeständig und beständig gegen Abrieb sowie ausblutecht,
- gesundheitlich und ökologisch unbedenklich,
- Substrate mit dem Umweltzeichen Blauer Engel (DE-UZ 14a) ausgezeichnet,
- Generelle Auszeichnung des Konzerns mit DIN ISO 14001 (Umweltmanagement), DIN ISO 50001 (Energiemanagement), DIN ISO 9001 (Qualitätsmanagement), nebst weiteren Zertifizierungen,
- diverse freiwillige Umweltleistungen im sozialen und energietechnischen Bereich, nebst einer strengen Kontrolle der gesamten Lieferkette (Supplier Code of Conduct) und so weiter.
Das Verpackungsprojekt betont in besonderem Maße den Esprit der speziellen tiefschwarzen Koehler Eco® Black-Feinkartone, deren optischen Eigenschaften besonders gut mit den Anforderungen für Verpackungen von Luxusartikeln korrespondieren.
Budgetentscheider:innen, kreative Führungskräfte und Agenturen können ihren Kunden mit diesen Substraten ein extravagantes, edles und robustes Material anbieten – nebst einem starken Statement für die unternehmerische, nachhaltige Verantwortung (Corporate Social Responsibility). Auch die Entwürfe der vorgenannten Kreativagenturen sind so konzipiert, dass ein Großteil der Verpackungen wieder recycelt werden kann – ein starkes Indiz für Nachhaltigkeit.
Für die Authentizität dieser Verpackungskooperation war für Koehler Paper entscheidend, dass die an dieser Wertschöpfungskette beteiligten Instanzen das eigene Mission- bzw. Vision Statement mittragen, gemäß dem Koehler-Slogan:
Nachhaltig. Premium.
„Mühle Glashütte und Koehler Paper verbindet vieles: Beide Unternehmen sind Familienunternehmen, regional verbunden und wirtschaften mit konkretem Fokus auf Nachhaltigkeit“, sagt Udo Hollbach und betont, dass sich die Druckerei Langebartels in diesem Best Case als idealer Produktionspartner erwiesen hat.
Die Marke Mühle-Glashütte stellt in ihrer Uhrenmanufaktur in Glashütte robuste Armbanduhren her – mechanische Uhren im Luxussegment, die Generationen überdauern – ein wesentlicher Nachhaltigkeitsfaktor. Seit rund 150 Jahren steht der Name für die Tradition beim Bau präziser Messgeräte. Das Unternehmen ist bereits in der fünften Generation im Familienbesitz. Die Familie ist als einzige noch selbst in Glashütte ansässig.
Das soziale Mission Statement ist eine seit 20 Jahren bestehende, intensive Partnerschaft mit der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). In dieser Zeit entstanden diesbezüglich diverse limitierte Sondereditionen, in Verbindung mit großzügigen Spenden: Die Edition S.A.R. Rescue-Timer ist eine besonders robuste, stoßfeste und speziell für den rauen Einsatz auf hoher See konzipierte Serie, die speziell nach den Anforderungen der Kapitäne der Seenotrettungskreuzer entwickelt wurde. Im September 2022 werden neue Modelle präsentiert.
Geschäftsführer Thilo Mühle verlangt sich im Sport selbst Höchstleistungen ab und findet im Ausdauersport die nötige Kraft, um sich auf das Wesentliche in seinem Unternehmen zu fokussieren.
„Wir wollen die Nachhaltigkeit bei allen Details unserer Produkte und in der Produktion ständig optimieren. Hochwertige, vor allem nachhaltige Verpackungen sind hierbei wichtige Assets. Schon aus diesem Grund war es uns wichtig, an diesem Projekt teilzunehmen, das ja auch eine kleine Studie für nachhaltige Verpackungen war.“
Die Druckerei Langebartels & Jürgens GmbH ist ebenfalls stark regional verbunden und produziert seit vier Generationen in Hamburg. Die Schwerpunkte sind der Offset- sowie der Verpackungs- und Displaydruck. Der hanseatische Mediendienstleister kann heute ein großes Sortiment von Druckprodukten mit dem Blauen Engel DE-UZ 195 auszeichnen, dem wichtigsten nachhaltigen Druckproduktlabel in der EU.
Geschäftsführer Martin Lemcke hat mit seinem Team im Jahr 2007 einen modernen energie- und umweltoptimierten Neubau im Hamburger Stadtgebiet bezogen: „Mit dem Neubau haben wir viele gewichtiger nachhaltige Assets realisiert, auch, da wir im Hamburger Stadtgebiet produzieren. Als Unternehmer trage ich Mitverantwortung für meine Stadt und für die Belegschaft.“
Das Unternehmen fördert proaktiv nachhaltige Medienprojekte. So, wie bei Mühle-Glashütte stets nach dem Motto: Gutes Tun und unbedingt darüber reden. Zum Beispiel hat die Druckerei eine Hamburger Allround-Kreativagentur „MedienSchiff BRuno“ bei einem nachhaltigen Magazinprojekt unterstützt. Dieses Magazin wurde seitens der Agentur als Plädoyer für Print konzipiert. Wir haben über weitere Projekte der Druckerei berichtet, etwa über den Druck für Greenpeace, das Nachhaltigkeitsmagazin NOW (OTTO-Group) oder über die Recyclingpapier-Datenbank von Langebartelsdruck, nebst der Entwicklung eigener Farbprofile für derart nachhaltige Substrate und so weiter.
Die beteiligten Kreativagenturen: Scholz & Friends BayQ (vertreten durch Nicole Thalheim, Head of Design), AudioLogo GmbH (vertreten durch den Mediengestalter Nick Wilcke), Lehanka Kommunikationsagentur GmbH (vertreten durch den Geschäftsführer Kai-Uwe Lehanka) und Forteam Kommunikation GmbH (vertreten durch die Geschäftsführerin Caroline Zöller), wurden mit Bedacht ausgewählt. Die Kriterien waren hier u. a.:
- Entsprechung der avisierten, nachhaltigen Ziele,
- Expertise beim Verpackungsdesign,
- Ambitionierte, nachhaltige Orientierung,
- Verschiedene Dienstleistungsschwerpunkte, der Entwurfsdiversität wegen und
- ein hohes Maß an Flexibilität.
Wir berichten an dieser Stelle, bis September 2022, über die besonderen Ausprägungen und Dienstleistungsschwerpunkte jeder Agentur im Detail.
„Die Agenturen sind die grauen Eminenzen dieses Projektes“,
fasst Rüdiger Maaß, Initiator der Fachmesse Print & Digital Convention, das Engagement bei dem Verpackungsprojekt zusammen. Er hat selbst viel zum Gelingen dieses Projektes beigetragen. „Den Agenturen sind großartige Entwürfe gelungen – und das in nur so wenig Zeit!“
Udo Hollbach: „Wir können kaum ausdrücken, wie sehr uns die Flexibilität und punktgenaue, gleichwohl aber auch fantasiereiche und raffinierte Umsetzung der Kreativen in den Agenturen beeindruckt hat!“
Die Idee zu diesem Projekt ist erst im Rahmen der Kongressmesse Print & Digital Convention im Oktober 2021 entstanden. Und erst im Februar 2022 hat sich diese Vision zu einem Konzept manifestiert. So blieben den beteiligten Instanzen tatsächlich nur etwa 12 bis 14 Wochen Zeit, inklusive der Vorbereitungen für die Präsentation im Rahmen der Düsseldorfer Fachmesse.
„Dieses Ergebnis zu liefern, erforderte mehr als nur gute Absichten“,
bedankte sich Udo Hollbach bei allen Mitwirkenden zum Ausklang der Veranstaltung.
Die tragenden Säulen dieser Kooperation waren ein hohes Maß an Transparenz, Kollegialität, ein außergewöhnlicher Energielevel und viel Enthusiasmus aller Beteiligten.
Übrigens: Luxuria steht auch für üppiges Wachstum.
Papier und Print werden exklusiver (spezieller, veredelter), personalisierter (intelligenter), und vor allem nachhaltiger. Diese Attribute stehen für ein goldenen Zeitalter der Branche. Was bleibt?
Vorangegangener Beitrag zum Thema vom 10. Juni 2022: https://www.umdex.de/oekosoziales_verpackungsprojekt_printdigitalconvention/
Jürgen Zietlow
Unternehmensberater für nachhaltige Kommunikation
Fachjournalist, Umwelt-Lobbyist | 2005 bis 2017 Chefredakteur Magazin MEDIEN | seit 2010 Analyst für nachhaltige Kommunikation, Social Monitoring/Media | Entwickler LineCore-Methode® (Recherche-/ Redaktionssystem).
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