Make Social social again!

von | 2019, Mai | Content Strategie

Social-Media macht Spaß. Social-Media macht süchtig. Social-Media macht wohl auch ein bisschen selbstsüchtig und adressiert an Eitelkeiten. Zurück zur Kernfrage: Wollten wir in sozialen Medien nicht eigentlich miteinander kommunizieren?  

Zugegeben, die Headline zu diesem Beitrag ist ein wenig Clickbaiting und nicht der Bewunderung von Trumpetern geschuldet. Doch sie passt zum Status quo des Social-Media-Universums:

Für mich hat es sich bewährt, nur scheinbar komplexe Sachverhalte durch die Lokalisierung des möglich kleinsten Nenners zu simplifizieren. Diese Methode hilft mir häufig dabei, den Kern eines Sachverhaltes freizulegen.

Das Thema Social-Media-Marketing (SMM) wird durch zahlreiche Vermarkter, Agenturen und sonstige Player, die Produkte und Dienstleistungen in diesem Umfeld anbieten, häufig  unnötig kompliziert dargestellt.

Duden beschreibt den Sozialbegriff wie folgt: „Der Begriff Sozial steht für das Zusammenleben der Menschen in Staat und Gesellschaft betreffend; auf die menschliche Gemeinschaft bezogen, zu ihr gehörend.“

In den Worten menschliche Gemeinschaft steckt alles Wichtige, was gutes Social-Media-Marketing ausmacht. Ich verstehe, dass Dienstleister gerne mehr Rauschen erzeugen möchten, um schließlich die Lösung eines vermeidlich komplexen Problems anzubieten, doch:

Social-Media-Marketing ist kein Problem,
sondern eine menschliche, persönliche Aufgabe.

Problematisch ist, dass Dienstleister die Automatisierbarkeit dieser Aufgabe suggerieren, eine Art vollautomatische Recherche sowie die Multi-Channel-Distribution von Inhalten. Recherchen und Reichweite sind aber faktisch nur sehr bedingt automatisierbar. Wenn Bots mit Bots interagieren, wäre das Social im Begriff Social-Media ad absurdum geführt. Der Nutzen würde verdampfen. Soweit ist es zwar noch nicht, aber der Trend geht dahin.

Für seriöse Content-Dienstleister ist es nach wie vor nicht einfach, ihren Kunden den tatsächlichen Aufwand logisch darzulegen. Grundsätzlich wohl, da es immer noch eine Herkules-Aufgabe ist, den Nutzen von Social-Media-Marketing im Zuge von Benchmarks von dem Nutzen anderer Marketing-Aktionen, z. B. von direkter Werbung, abzugrenzen. Das ist aber erforderlich, denn reguläre Werbung wirkt signifikant kurzfristiger, quasi sofort. Inhalte, also Content-Marketing und soziales Marketing, sind dagegen fast immer langfristiger und beständiger angelegt.

Wenn wir uns überlegen, ob, und wenn ja, wie wir ein Content-Projekt im digitalen Marketing absatzfördernd, langfristig und wertsteigernd mit Hilfe von sozialen Medien durchführen können, wirkt die vorgenannte, simple Duden-Definition wie ein Zauberspruch, um die großen Vorteile mit SMM in den sozialen Medien

mit Ausdauer und nicht mit Komplexität

zu schöpfen.

Content-Marketing (CM) und als Teil davon auch Social-Media-Marketing (SMM) ist Teil eines Kreislaufes. SMM ist also keine isolierte Aufgabe, die etwa nur darin besteht, täglich irgendwas zu posten. Ohne sich die Zeit zu nehmen, selbst was zu lesen, zu liken, zu teilen oder kommentieren, bleibt der Effekt aus. Content ist Kommunikation und SMM Teil eines größeren Workflows, etwa:

Recherche, Reaktion, Redaktion, Ressource, Reichweite.

  • Die Recherche liefert äußerst relevante Informationen über Trends, die Stimmung der Zielgruppe, darüber was diskutiert, kritisiert oder gelobt wird und auch über Wettbewerber.
  • Mit Reaktion auf andere Posts würdigen wir die Zielgruppe oder auch Kunden. Jeder kennt die Freude über Anerkennung in Form von Likes, Shares oder Kommentaren in seinem Channel. Das ist elementar!
  • Die Redaktion leitet sich aus dieser sozialen Interaktion fast schon automatisch ab. In Brainstormings brauchen die Themen jetzt nur noch mit den eigenen Ideen und Vorstellungen abgeglichen, harmonisiert und strukturiert zu werden.
  • Diese Arbeit kostet menschliche Ressourcen. Auch klassische Vertriebsmitarbeiter kosten Geld, denken wir an Reisekosten etc. Deshalb bin ich sicher, dass ein strukturiertes SMM gleichwertige, wenn nicht dauerhaft bessere Ergebnisse erzielt. Warum also nicht eine Person nur für diese Aufgabe abstellen oder ihr zumindest mehr Zeit einräumen?
  • Reichweite ist die logische Folge aus passenden redaktionellen Inhalten, die sich aus der Recherche und der Reaktion (Interaktion in den sozialen Medien) mit präziser Relevanz für die eigene Zielgruppe ableitet.

 Viele unsere eigenen Marktbegleiter und wir selbst werden nicht müde, Kunden mit sachlichen Argumenten auf die enormen Möglichkeiten und direkten Absatzpotenziale hinzuweisen, die mit konsequent strukturiertem CM und somit auch mit dem Teilbereich SMM einhergehen. Zusammenfassend empfehle ich die folgenden, zum Thema publizierten Fachbeiträge:

  • Die Bedeutung von CM und SMM für den unmittelbaren Absatz verdient mehr Würdigung durch Budgetentscheider und die Bereitschaft, mehr Ressourcen für diese Aufgabe verfügbar zu machen. Im Beitrag Würden Sie das lesen? erkläre ich das anhand eines Telefonates mit einer Content-Marketing-Managerin.
  • Was ist Erfolg im Content-Marketing? Wie werden die Erfolge hier konkret gemessen? Der Beitrag Kann ich Content? erklärt, wie die Wirtschaftlichkeit dieses Marketingbereiches mit anderen Marketingmaßnahmen im Benchmark verglichen werden sollte.
  • Im Beitrag Mensch, mach es einfach wird deutlich, was Content ist und wie bzw. mit welchen einfachen Mitteln CM-Projekte optimal vorbereitet werden.
  • Wie sich relevante Themen im Content-Marketing finden lassen, die dann auch miteinander verknüpft werden können: darum geht es im Beitrag Relevante Themen im Content-Marketing finden.
  • Simplifizierung? Welche Qualifikationen Texter und Content-Projektleiter brauchen oder eben auch nicht, beschreibt der Beitrag Qualifikationen für Content-Marketing.
  • Die Bedeutung der Recherche beim Content- und Social-Media-Marketing wird im Beitrag Content-Marketing: Recherche ist King! konkret beschrieben. 
  • Da die Recherche zu den wichtigsten Aufgaben des CM zählt und warum das vor allem eine persönliche Aufgabe ist, die nicht an Apparate delegiert werden sollte, wird im Beitrag Effiziente Recherche im Content-Marketing deutlich. Wie viel Zeit das tatsächlich kostet, zeige ich anhand einer einfachen Zeit-Kalkulation.
  • Mit diesem Beitrag hier und seinem zweiten Teil, runde ich die Serie über das Thema Content-Marketing ab, denn Social-Media-Marketing (SMM) ist ein elementarer Part im Content-Marketing (CM).

Im nächsten und letzten Teil, am 31. Mai, finden Sie praxistaugliche Tipps, mit denen Sie sofort mehr aus Ihren Social-Media-Kampagnen herausholen und langfristige, digitale Werte schaffen können.


Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird ganz oder teilweise auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche betreffende Bezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.
Jürgen Zietlow

Jürgen Zietlow

Unternehmensberater für nachhaltige Kommunikation

Fachjournalist, Umwelt-Lobbyist | 2005 bis 2017 Chefredakteur Magazin MEDIEN | seit 2010 Analyst für nachhaltige Kommunikation, Social Monitoring/Media | Entwickler LineCore-Methode® (Recherche-/ Redaktionssystem).

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